Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Guido Reinhardt

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In dieser Woche gibt es bei «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» einen Grund zum Feiern. Von der Soap wird die 4000. Folge ausgestrahlt. Executive Producer Guido Reinhardt sprach mit Quotenmeter.de über den Quotenrenner, aber auch über die beiden anderen Dailys «Unter Uns» und «Alles was zählt».

Herr Reinhardt, Sie betreuen drei Soaps bei RTL. Mit welcher wollen wir denn beginnen?
Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Wir könnten mit «Alles was zählt» beginnen, dann wäre es alphabetisch. Oder mit «GZSZ» - dort steht jetzt die Jubiläumswoche an.

Oder mit «Unter Uns» - denn das Format hat einen gewaltigen Quotenanstieg hinter sich. Beruht dieser Ihrer Meinung nach nur auf der Storyline rund um den Schuss in der Bar?
Nein, da kommen viele Faktoren zusammen. Unser Team hat richtig hart an «Unter Uns» gearbeitet und deswegen freuen wir uns jetzt umso mehr, dass die Soap nun wieder Werte holt, die man von ihr jahrelang gewohnt war.

Wieso lief es denn eine Zeit lang nur durchschnittlich? Ist nur der schwache 17.00 Uhr-Sendeplatz schuld?
Natürlich spielt das eine Rolle. Jeder Produzent wünscht sich für sein Format ein starkes Lead-In. «Einer gegen Hundert» läuft vielleicht nicht besser als seine Vorgänger, aber die Zuschauerschaft, die dieses Format erreicht, ist für «Unter Uns» besser. Aber die leichte Delle bei den Quoten hatte schon auch mit «Unter Uns» selbst zu tun. Wir hatten sehr große Veränderungen im Cast, die nicht immer so gewollt waren. Christiane Maybach ist beispielsweise verstorben, das war ein ungeheuer großer Verlust für das gesamte Team – sie hat «Unter Uns» jahrelang maßgeblich geprägt. Das hat uns definitiv Zuschauer gekostet. Und es braucht einfach Zeit, bis man einen Cast dann wieder auf einem recht hohen Level hat. Wir haben dafür etwas mehr als ein Jahr gebraucht und würden uns freuen, wenn wir nun auf dem aktuellen Niveau von knapp über 20 Prozent bleiben könnten.

«Unter Uns» ist seit ein paar Wochen in 16:9 zu sehen. Bei Sportübertragungen hieß es stets, dass die Bilder damit authentischer seien, weil sie mehr dem Auge des Menschen entsprechen würden. Haben Sie solche Vorteile auch bei einer Studioproduktion entdeckt?

Das hat für uns keine so große Rolle gespielt. Der Sender hat sich eher gefragt, ob inzwischen mehr Menschen einen 16:9-Fernseher haben, die dann vielleicht verärgert sind, wenn sie ihr Gerät auf 4:3 umstellen müssen. Und das ist nun so langsam der Fall. Die Umstellung von «Unter Uns» hat sich bereits im Frühjahr angeboten, im Herbst ziehen «Alles was zählt» und «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» nach.

Am Montag startet die Jubiläumswoche bei «Gute Zeiten, schlechte Zeiten». Sie findet im Übrigen anlässlich der 4000. Folge statt. Auf was dürfen sich die Zuseher freuen?

Wir haben in jedem Fall ein sehr spannendes Ende. Das gesamte Team hat sich bei der Produktion dieser fünf Episoden größte Mühe gegeben, wir hatten einen ganz tollen Regisseur, alle haben wirklich 120 Prozent gegeben. Zur Geschichte möchte ich gar nicht so viel sagen: Es gibt sowohl schöne und versöhnliche Momente, als auch sehr tragische…

Über erste Ausstiege wurde ja bereits in der Presse berichtet…

…lassen Sie sich überraschen.

Herr Reinhardt, als wir vor etwa einem Jahr schon einmal mit einander gesprochen haben, haben wir festgestellt, dass «Big Brother» «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» ein paar Zuschauer weggenommen hat. 2008 ist dies überhaupt nicht der Fall – auch der Ur-Soap geht es bestens.

Dass «Big Brother» uns weh getan hat, war ja nicht nur 2007 so. Auch Anfang des Jahrtausends mussten wir unter dem Format leiden – das waren schon immer sehr spannende Zeiten mit dem großen Bruder.

Aber wieso ist 2008 nichts passiert?

Vielleicht liegt das an dem völlig neuen Konzept, dass unser Producer erarbeitet hat. Das Format ist nun deutlich frischer und auch inhaltlich anders aufgestellt als früher. Wir haben versucht, die Soap ins Jahr 2008 zu hieven.

Was sagt dieses Konzept zusammengefasst aus?

Dass wir junge Menschen auf dem Weg ins Leben begleiten möchten. Der erste Job, die erste richtig große Liebe, die erste Wohnung, die ersten Schritte komplett ohne Mama und Papa. Darüber hinaus haben wir den Cast noch einmal reformiert und eben an den Geschichten gearbeitet. So eine Story wie die der Drogensucht von Emily entsteht nun mal nicht an einem Nachmittag.

Auch das Aussehen der Serie hat sich verändert. Sie setzen auf sehr kräftige Farben…
Richtig, das trägt dazu bei, dass «GZSZ» auch optisch frischer wirkt. Hinzu kommen außerdem noch spritzigere Dialoge und ein sehr bewusster Einsatz von Musik. Unsere Zuschauer sollen die Musik hören, die sie auch gerne im Radio hören.

Sie haben die Drogengeschichte bereits angesprochen – das ist eine richtig große Story bei «GZSZ», ähnlich wie vorher das Geschehen rund um eine Sekte. Haben Sie manchmal etwas Bauchweh, wenn Sie eine solche Geschichte beschließen? Immerhin kann so etwas auch mal komplett am Geschmack der Zuschauer vorbeigehen.

Nein, eigentlich gar nicht. Wenn man sich fragt, womit sich Jugendliche beschäftigen, womit sie in ihrem Leben zu tun haben, dann kann nicht so viel schief laufen. Wir wählen immer Themen aus, die die jungen Zuseher interessieren. Dabei geht es immer um persönliche Schicksale und darum, wie der Freundeskreis mit diesem Geschehen umgeht. Wenden Sie sich ab? Helfen sie dem Betroffenen? Aber natürlich gibt es nie eine Garantie, dass eine bestimmte Story beim Publikum so gut ankommt, wie wir das denken und hoffen.

Gerade die Drogengeschichte ist starker Tobak: Hält so etwas Jugendliche wirklich davon ab, selbst Drogen zu probieren?

Das hoffen wir zumindest. Die Schauspieler, die Autoren – alle haben sich sehr intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt. Die Darsteller haben intensiv mit Betroffenen gesprochen, um einfach zu verstehen, was die Probleme und die Sorgen solcher Menschen sind. Wovor haben sie Angst? Worüber freuen sie sich? Wie denken sie? Jeder wollte, dass die Figuren so glaubhaft wie möglich sind – uns ging es um Authentizität.

Verraten Sie uns schon, um was sich die nächste ganz große Geschichte in «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» drehen wird?

Nein, da sollten wir im Herbst noch einmal reden. Ich kann nur versprechen, dass es wieder ein ganz großes Melodram wird.

Kommen wir nun zu «Alles was zählt» - da haben Sie vor einiger Zeit eine neue Liebesgeschichte eingeführt. Gibt es bei Juli und Oliver ein Happy End?

Das ist geheim. Im Herbst wird es sehr viele Highlights geben, die aus dieser Geschichte hervorkommen. Beispielsweise ist doch durchaus möglich, dass Diana Julians Tod noch gar nicht so gut verarbeitet hat, wie es nun teilweise erscheint…

Neu mit dabei ist Nina Bott, die früher lange bei «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» mitspielte. Warum ist sie nicht dorthin zurückgekehrt?
«GZSZ» liegt bei ihr schon eine längere Zeit zurück. Ich glaube, dass sie – wie jede Schauspielerin – einfach eine andere Figur verkörpern wollte. Seit ihrem Ausstieg bei «GZSZ» hat sich auch ihr Leben verändert und das zeigt sie in ihren neuen Rolle sehr deutlich. Sie spielt die Ex-Freundin von Ingo, die ein Kind von ihm hat. Ingo hat sich um seinen Nachwuchs aber nie gekümmert, weil er dazu früher eben nicht in der Lage war.

Wenn wir von Zuwachs sprechen – wird es auch Abschiede geben? Das «Alles was zählt»-Ensemble erscheint aktuell nahezu perfekt…

Da mögen Sie recht haben. Ich kann auch sagen, dass der Cast in diesem Jahr so zusammenbleiben wird. Das Team ist eine unglaubliche Einheit.

Und an der hohen Erzähldichte werden Sie vermutlich auch festhalten?

Natürlich. Wir wussten von Anfang an, dass es nur so möglich ist, in einem Markt zu bestehen, der schon einige Soaps kennt. Allerdings haben wir inzwischen auch Erfahrung gesammelt mit diesem Tempo, was «Alles was zählt» noch besser macht als zu Beginn.

Spekuliert wird auch immer wieder über einen Ausstieg von Tanja Szewczenko…

…ja, ich weiß. Ich kann aber nur wiederholen: 2008 werden wir so zusammenbleiben. Tanja hat neben der Schauspielerei noch viele andere Talente. Und ich kann mir vorstellen, dass sie uns noch lange erhalten bleibt, wenn sie die Freiheit verspürt, dass sie all diese weiterhin ausleben kann. Auch 2008 hat sie ja eine 3-monatige Drehpause gemacht.

Im August startet Sat.1 eine neue Telenovela. Sie wird um 19.00 Uhr zu sehen sein und somit «Alles was zählt» Konkurrenz machen. Haben Sie da ein klein wenig Angst?

Angst nicht. Ich wünsche den Kollegen gute Zuschauerzahlen, das ist doch klar. Ich denke, dass die neue Telenovela ganz anders aussehen wird, als die bisherigen Formate bei Sat.1 – und das ist auch gut so. Ich kenne die Macher, Christian Popp an erster Stelle, recht gut und weiß, mit welcher Hingabe er an dem Format arbeitet. Deswegen bin ich mir auch sicher, dass ein gutes Format entstehen wird. Am Ende soll der Zuschauer sich sein Lieblingsformat um 19.00 `raussuchen. Und mal ganz ehrlich: Beide Serien können sicherlich auch nebeneinander leben.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Reinhardt und an dieser Stelle auch vom ganzen Team Glückwunsch zu 4000 Folgen «Gute Zeiten, schlechte Zeiten».


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