Die Kritiker

«Wünsch dir Sass!»

von
Folge 1: Roastbeef mit Bratkartoffeln
Seit fast zwei Jahrzehnten kocht Rainer Sass im Fernsehen und begeistert die Zuschauer mit seinen schnörkellosen und überraschenden Gerichten. Er ist einer der „dienstältesten“ und bekanntesten Fernsehköche in Deutschland.

Seit Jahren erreichen den NDR Anfragen von Zuschauern, ob Rainer Sass nicht auch einmal bei ihnen zu Hause kochen könnte. Daraus hat die Redaktion nun ein eigenes Format entwickelt. Rainer Sass ist unterwegs zu den Menschen in Norddeutschland und hilft ihnen, ihre ganz persönlichen kulinarischen Probleme zu lösen.

Ein Single, der endlich wissen will, wie Königsberger Klopse gemacht werden; ein Kochclub, der sich noch nie an einen Fisch im Salzteig herangetraut hat; oder eine Hausfrau, die ihren Kindern mal mehr als Pasta mit Hackfleischsoße bieten möchte - das sind einige der Herausforderungen, die Rainer Sass erwarten. Sein Besuch hat es natürlich in sich, denn er inspiziert genau, wo und wie in Norddeutschland gekocht wird. Und er hilft beim Einkauf vor Ort.

Zum Auftakt geht es in die Nordheide. Dort lebt Jörg Peters mit seiner Frau. Der Betriebswirt ist beruflich sehr eingespannt und trotzdem leidenschaftlicher Hobbykoch. An ein Roastbeef hat er sich aber noch nicht herangetraut. Nun soll Rainer Sass dabei helfen und ihm auch zeigen, wie man leckere Bratkartoffeln macht und wie eine selbst gemachte Remouladensoße geht. Am Ende kommt die Nachbarschaft zum Essen. Mal sehen, ob es dann auch schmeckt.

Kritik
Schon eine Woche nach «Sass - das große Camping-Grillen» präsentiert das NDR Fernsehen mit «Wünsch dir Sass!» ein weiteres Format mit dem omnipräsenten NDR-Fernsehkoch. Nur leider ist hierbei nicht gerade eine Sendung entstanden, auf die der geneigte Zuschauer gewartet hat.

Problem Nummer eins ist sicher schon das weit abgelaufene Feld der Kochsendungen im deutschen Fernsehen. Da bedarf es heutzutage schon eines besonderen Formates, um noch Aufmerksamkeit zu erregen. Dieser Fakt trifft mit «Wünsch dir Sass!» sicherlich nicht zu.

Problem zwei ist schließlich die schon oben erwähnte Dauerbeschallung durch den Fernsehkoch Rainer Sass. Er mag zwar ein Unikum auf seinem Gebiet sein, dennoch wird es auf die Dauer doch sehr anstrengend, den lieben Kollegen von Show zu Show zu begleiten. Dafür ist seine hektische und laute Art doch zu gewöhnungsbedürftig. Auch der allwissende Umgang im aktuellen Fall kommt zu belehrend herüber. So wird die Küche des Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft, Schubladen durchwühlt und letztlich an jeder Ecke ein wenig zu bemängeln gefunden. Herr Sass sollte stets bedenken, dass er es im besten Fall mit Hobbyköchen zu tun hat, die seinen Koch-Ansprüchen wohl kaum gewachsen sein dürften. Von daher sollte er seine Bedürfnisse auch deutlich senken.

Das Format an sich kann – um im Küchenjargon zu bleiben – als reine Hausmannskost bezeichnet werden. Da reist Herr Sass Woche für Woche von Küche zu Küche und versucht seinen Kandidaten bei ihren Problemen zu helfen. Quasi ein «Einsatz in vier Wänden – Spezial», nur dieses Mal auf einem anderen Sender und in der Küche beheimatet. Dabei aber so harmlos und ideenlos, das die Taste auf der Fernbedienung mit Sicherheit nicht allzu oft die Nummer 3 treffen wird.

Für Fans von Sass ein Fernseh-Tipp, für Kochinteressierte hier und da eine Empfehlung, für den Durchschnittszuschauer dürfte die Sendung aber kaum eine Alternative darstellen.

Das NDR Fernsehen zeigt «Wünsch dir Sass!» ab dem 24. August 2008 jeden Sonntag um 16.30 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/29261
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