Story
Marie Meyer ist unermüdlich: Noch immer betreibt die herzensgute und temperamentvolle Frau ihren kleinen Buchladen in der malerischen Stadt Torgau. Allerdings laufen die Geschäfte trotz tatkräftiger Unterstützung ihres alten Freundes, des Antiquitätenhändlers Hermann, nicht sonderlich gut. Daher hat Marie notgedrungen einen Job als Näherin in einer kleinen Spielzeugmanufaktur angenommen, um ihren geliebten Laden über Wasser zu halten. Allerdings ist es auch um die Zukunft dieser Firma nicht gut bestellt: Nach dem Tod des alten Besitzers hat der mächtige Spielzeughersteller Trojan den Traditionsbetrieb gekauft.
Und obwohl der von ihm eingesetzte Geschäftsführer, der ebenso dynamische wie schlitzohrige Klaus Sandmann, vor der Belegschaft verspricht, die Firma weiterführen zu wollen, erfahren Marie und ihre Kolleginnen durch einen Zufall, dass Sandmann die Mini-Fabrik zu schließen und die Produktion nach Asien zu verlegen beabsichtigt. So leicht aber lässt eine Frau wie Marie sich nicht abservieren. Um die Schließung zu verhindern, bittet sie den sympathischen Lokaljournalisten Nico um Hilfe. Der zeigt jedoch erst Interesse an dem Fall, als Marie ihm vorgaukelt, sie und ihre Kolleginnen würden derzeit eine große Revue zum 100-jährigen Betriebsjubiläum einstudieren. Dies hat zur Folge, dass die Damen nunmehr nicht nur in den Arbeitskampf ziehen, sondern auch schleunigst ein paar „Song-and-Dance"-Nummern einstudieren müssen.
Zwar landet die Story über die geplante Firmenschließung prompt auf der Titelseite der Lokalzeitung – aber mit einer großzügigen „Spende" an das Blatt gelingt es Sandmann, weitere Negativ-Schlagzeilen zu unterbinden. Trotz dieses Rückschlags geben Marie und ihre Kolleginnen nicht auf.
Darsteller
Marianne Sägebrecht («Bezaubernde Marie») ist Marie Meyer
Christoph M. Ohrt («Edel & Starck») ist Klaus Sandmann
Hans Peter Korff («Der Fürst und das Mädchen») ist Hermann Raabe
Eva Hassmann («Speer und er») ist Babs
Tatjana Alexander («Stromberg») ist Petra
Marie Gruber («Polizeiruf 110») ist Elfriede Lemke
Sarah Alles («Tessa – Leben für die Liebe») ist Jeanette
Julia Schmidt («Tatort: Hamburg») ist Ulrike
Kritik
Insgesamt muss man wohl sagen, dass «Immer Wirbel um Marie» dramaturgisch gesehen sehr hölzern daherkommt. Das alte Thema „Belegschaft versus Kapitalisten“ ist schon seit Jahren ausgelutscht und bietet wohl kaum noch neuen Zündstoff für passable Fernsehfilme. Außerdem ist zu bemängeln, dass dieses Thema zumindest in Deutschland stets sehr einseitig abgehandelt wird. Die Kapitalisten sind die bösen Ausbeuter und die arme Belegschaft ist das Opfer der Heuschrecken. Franz Müntefering mag das vielleicht gefallen, aber von Charaktertiefe und Differenziertheit zeugt das schon mal gar nicht. «Immer Wirbel um Marie» ist leider ein weiteres Beispiel für diesen Trend.
Ein weiteres Manko ist die ungeheuerliche Realitätsferne des Films. Denn um die Firma zu retten, beschließen die Mitarbeiter, anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten eine große Show hochzuziehen. Die Szenen, in denen der Zuschauer minutenlang zu kitschigem Soundtrack das Näherinnenballett ertragen muss, fallen allesamt katastrophal und peinlich für alle Beteiligten aus. In gewisser Weise stellt sich das gleiche Fremdschämen-Phänomen wie bei «Stromberg» ein; doch leider ist dieses hier vollkommen unbeabsichtigt.
Schauspielerisch überzeugt der Film durchwegs, wobei die Rolle der Marie Meyer für Marianne Sägebrecht um einige Nummern zu klein ist. Sie ist hier eindeutig unterfordert und so kommt es auch, dass eine fantastische Tatjana Alexander, die das Chef-Mitarbeiter-Verhältnis nun einmal von einer anderen Seite darstellt, sowie eine überraschend kompetente Eva Hassmann ihr häufig die Show stehlen. Die Figuren sind leider aber durchwegs recht platt, wenn auch hier und da ein kleiner Lichtblick auftaucht, der aber schnell wieder verpufft. So zum Beispiel in einer recht gelungenen Szene, in der Marie ihre Freundin Babs verzweifelt auf der Straße aufgreift. Insgesamt ist «Immer Wirbel um Marie» also ein recht mauer Fernsehfilm, den man getrost verpassen darf.
Die ARD strahlt «Immer Wirbel um Marie» am Freitag, 17. Oktober 2008, um 20.15 Uhr aus.