Bei ProSieben ist viel passiert - Jürgen Hörner, Programmplaner und Leiter internationale Serie des Senders, blickt mit Quotenmeter.de auf die Entwicklungen zurück. Wie sehr freut er sich über «Die Simpsons», wann kommt «Weeds» zurück und wie steht er zur Absetzung der US-Serie «Moonlight»?
Herr Hörner, Sie zeigen «Die Simpsons» mit großem Erfolg in der Prime Time. Hätten Sie mit derart starken Werten gerechnet?
Wir freuen uns sehr über diesen großen Erfolg und waren auch ein bisschen überrascht. Uns war klar, dass die «Simpsons» nach dem Kino-Hit das Zeug haben, wieder den Sprung ins Abendprogramm zu schaffen. Dass wir zum Auftakt Marktführer mit rund 17 Prozent werden, damit haben wir auch nicht gerechnet. Die großartigen Quoten zeigen, dass die Zeit reif war für eine Ausstrahlung um 20.15 Uhr. «Die Simpsons» sind vor allem ein Programm für junge Männer, hier holen sie Marktanteile um die 40 Prozent.
Sie zeigen die gelbe Familie immer noch in 4:3. Warum?
Weil sie auch in den USA noch so produziert werden. Erst ab der kommenden Staffel will man dort auf 16:9 umstellen, und dann zeigen auch wir die «Simpsons» in 16:9.
Im Anschluss läuft «Supernatural», das sich allerdings nicht ganz so stark schlägt…
Wir sind mit den Quoten zufrieden. «Supernatural» wird als Doppelfolge vom jungen Publikum sehr gut angenommen. Natürlich sind wir nicht böse, wenn sich die Serie noch um ein oder zwei Prozentpunkte steigert.
Man könnte meinen, dass ein Fluch auf Ihren Mystery-Serien lastet. Vor zwei Jahren hatten Sie mit «Surface» einen Überraschungserfolg, nun gelang Ihnen mit «Moonlight» dasselbe. Beide Serien wurden aber nach der ersten Staffel in den USA abgesetzt. Wie viel ärgert das einen Programmmacher?
Auch «Invasion» gehörte zu dieser sehr erfolgreichen Reihe. Ich denke, dass Formate wie «Surface» vom Konzept her schon limitiert waren, daher konnte man die Serie nicht beliebig fortsetzen. «Moonlight» hingegen hatte von Woche zu Woche einen abgeschlossenen Fall. Wir haben uns sehr gefreut, dass uns die Serien im Sommer so schöne Quoten beschert haben, auch wenn sie in den USA nicht weiter produziert wurden.
Weltweit forderten die Fans eine Fortsetzung – oder zumindest einen Abschlussspielfilm.
Das war auch in unserem Interesse. Wir haben damals dem US-Studio sogar angeboten, zwei 90-minütige Spielfilme zu kofinanzieren. Das wäre sicherlich toll geworden, leider waren damals die Sets bereits abgebaut, so dass das nicht möglich war. ProSieben kann da also auch nicht wirklich Einfluss darauf nehmen.
Und auch «Moonlight» ist nun Geschichte…
…, was ich persönlich sehr schade finde. Ich habe mich ehrlich gesagt ein bisschen geärgert, dass die Serie in den USA nicht besser angekommen ist. Bei «Moonlight» wurde lange darüber nachgedacht, ob sie die Serie fortsetzen. Die Entscheidung trifft aber das Network. Leider ist die Entscheidung bei «Moonlight » gegen die Serie gefallen. Ich würde nicht von einem Mystery-Fluch sprechen – es gibt auch Formate anderer Genres die es beim Publikum schwer haben.
Wenn man die Quoten streng betrachtet, ist auch «Singing Bee» durchgefallen. Sind Sie zufrieden mit der Show?
«Singing Bee» läuft sicherlich nicht am leichtesten Tag der Woche und hat sich auf diesem Sendeplatz gut geschlagen, so dass wir mit den Quoten zufrieden sind. Vor allem in der jungen Zielgruppe (14- bis 29 Jahre) holt die Show über 20 Prozent Marktanteil.
«Uri Geller» war im Winter sehr stark, danach kamen «Bully», «Gülcan und Collien» im Zusammenspiel mit «Elton vs. Simon». Alle Formate lagen im Senderschnitt. Es ist uns am Dienstagabend ganz gut gelungen eine bestimmte Marke zu setzen. Einzig der «Comedy Zoo» hat nicht funktioniert, das kann passieren. Von «Singing Bee» zeichnen wir im November zwei 120-minütige Specials auf und planen weiterhin mit der Show.
Sie sprachen von „nicht gerade der leichteste Tag“. Welcher Tag ist denn „der leichteste“?
Im Herbst sicherlich keiner. Da ist jeder Abend auf seine Weise schwer. Der Dienstag natürlich besonders, weil wir da kein Gleichgewicht haben. RTL holt schon mal 30 Prozent, da bleibt für die Anderen nicht mehr ganz so viel übrig. Wir konnten in der letzten Zeit mit unseren Blockbustern, sowohl den Sonntag als auch den Freitag für uns gewinnen. Auch der Start von den neuen Folgen «Desperate Housewives» und der brandneuen Serie «Pushing Daisies» am Mittwochabend war großartig. Hier waren wir bei den jungen Zuschauern mit über 30 Prozent Marktführer und auch in der werberelevanten Zielgruppe waren wir mit über 17 Prozent Marktanteil ganz vorne dabei.
Für Dienstag kündigte Otto Steiner von Constantin Entertainment bei uns ein Format mit Versteckter Kamera an – wann wird das zu sehen sein?
Die «Hochzeitscrasher» sind für 2009 geplant. Den Sendeplatz werden wir rechtzeitig kommunizieren.
Sie sprachen schon von «The Next Uri Geller» - werden Sie da etwas verändern, die Staffel eventuell länger machen?
Wir werden an dem Erfolgskonzept festhalten. Die Staffel wird nicht verlängert, vor dem Staffelstart Anfang 2009 ist zusätzlich ein Vincent Raven-Special geplant.
Somit ist der Dienstag abgehakt – kommen wir zum Mittwoch. Wie erklären Sie es sich, dass selbst Wiederholungen von «Scrubs» noch überdurchschnittliche Quoten holen, aber die neuen Folgen in der Primetime nicht ankommen? Ist «Scrubs» vielleicht nur eine „Nachmittagsserie“? Die Kollegen von RTL II erleben mit «Smallville» gerade das Gleiche.
«Scrubs» ist da sicher keine Ausnahme. US-Sitcoms in der Prime Time haben bei uns noch keine Tradition. Die Zuschauer sind es nicht gewohnt, halbstündige Sitcoms in der Prime Time zu sehen. Deshalb muss man ein wenig Geduld haben. Wir sind nicht unzufrieden mit den Quoten, «Scrubs» hat beispielsweise mehr Zuschauer am Abend als am Samstagnachmittag. Der Sitcom-Block am Samstag ist ein gelernter Sendeplatz, das heißt, dass der Zuschauer weiß, dass wir solche Formate an diesem Tag um diese Zeit zeigen.
Enttäuscht hat «Eli Stone». Darf man damit rechnen, dass die zweite Staffel nicht mehr um 20.15 Uhr läuft?
«Eli Stone» wird 2009 eine weitere Chance in der Prime Time bekommen. «Grey’s Anatomy» hatte es zunächst auch sehr schwer und funktioniert nun ganz ausgezeichnet. Wir müssen hier etwas Geduld haben.
Machen Sie sich eigentlich Sorgen um «Desperate Housewives»? In den USA kommen die Folgen nun noch auf rund 15 Millionen Zuschauer, vergangene Saison waren es mehr als 20 Millionen.
Mich hat das Konzept der neuen Staffel wirklich überzeugt und ich freue mich schon, wenn wir die Episoden zeigen können. In Deutschland brachte uns der Start der neuen Folgen einen großartigen Marktanteil von 16,3 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe. Bei den jungen Zuschauern konnten wir sogar mit knapp 30 Prozent punkten. In den USA mag die Serie ein paar Zuschauer verloren haben, dennoch sahen den Staffelstart 18 Millionen Menschen – es war das stärkste Programm am ganzen Sonntagabend. Warum sollte ich mir bei diesem Erfolg Sorgen machen?
Wir bekommen immer wieder Anfragen, wann Sie neue Folgen von «Weeds» zeigen?
Voraussichtlich im Sommer 2009.
Am Donnerstag planen Sie ein neues Magazin nach «Popstars» und «Topmodel». Mit welcher Quote rechnen Sie?
Chefredakteur Karl König und sein Team haben mit «Red!» sehr gute Arbeit geleistet. Wir haben mit Annemarie Warnkross eine tolle Moderatorin gefunden, die ihre Stärke seit Jahren in «taff» zeigt. Ich bin absolut optimistisch, was die Sendung angeht. Sie wird in jedem Fall oberhalb des Senderschnitts liegen.
Alles andere wäre bei den Quoten des jeweiligen Lead-Ins ja auch eine Katastrophe.
Eine Katastrophe würde ich es nicht nennen, aber natürlich hoffen wir, mit einem guten Lead-In eine gute Quote zu erzielen. Wie gesagt, Karl König und sein Team haben ein hervorragendes Magazin entwickelt, an das wir glauben.
Wie sieht es mit der «Fight Night» aus?
Hier haben wir einen laufenden Vertrag. Im Dezember zeigen wir den nächsten Kampf mit Killerqueen Susi Kentikian.
Vielen Dank für's Erste. Am kommenden Sonntag geht es um eine ganze Reihe von US-Serien.