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Sat.1 und Matthias Alberti: Eine Bilanz

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Zwei Jahre lang ist Matthias Alberti Chef des Berliner Senders Sat.1 – wie fällt die Bilanz seines Schaffens aus? Welchen Problemen muss sich Nachfolger Guido Bolten stellen, wenn Alberti in einem Monat nach Unterföhring zur German Free TV Group geht?

Im Dezember 2006 kündigte Dr. Roger Schawinski seinen Rückzug als Boss von Sat.1 an – sein Nachfolger wurde Matthias Alberti (Bild), zuvor Unterhaltungschef des Senders. Die Branche war mit der Entscheidung hochzufrieden, wie teamworX-Chef Nico Hofmann damals im Quotenmeter.de-Interview sagte. Können die Branche, die Sendermitarbeiter und vor allem er selbst mit seinem Schaffen in den vergangenen zwei Jahren zufrieden sein?

Wohl eher nicht. Grundsätzlich sollte hier zwischen Erfolg und Qualität des Programms entschieden werden. Was den Erfolg betrifft, so läuft es momentan recht ordentlich. In der laufenden Saison kommt Alberti mit seinem Bällchensender auf genau elf Prozent – und liegt damit auf einem Niveau, das er sich selbst als Ziel gesetzt hatte. Im November 2008 holte Sat.1 durchschnittlich 10,8 Prozent. Alberti gelang es aber dennoch nicht, die Suppe, die ihm Schawinski mit seiner Kamikaze-Umprogrammierung zu Gunsten von «Schmetterlinge im Bauch» eingebrockt hat, gänzlich auszulöffeln. 12,1 Prozent Marktanteil holte Sat.1 noch in der Saison 2005/2006 – Werte, von denen man nur träumen kann.

Der gut laufende Sonntag ist nicht auf Alberti zurückzuführen, die Spielfilme am Montagabend allerdings schon. Außerdem – und das muss ihm zu Gute gehalten werden – er hat erkannt, dass Sat.1 eigentlich ein Fußballsender ist und sich die Rechte für Champions League und Europe League gesichert. Damit wird sein Nachfolger wohl noch viel Spaß haben. Ebenso wie man sich wohl auch um die Nachmittagsquoten nicht sorgen muss, die maßgeblich für den Erfolg des Senders verantwortlich sind.




Qualitativ hat sich Sat.1 unter Alberti aber in eine Richtung bewegt, die seinem Vorgänger Schawinski nicht gefallen dürfte. Über den Sendeplatz der Nachrichten kann man streiten. Mehrfach wurde erwähnt, dass man mit dem neuen Sendeplatz zwar Zuschauer erreichen kann, aber hauptsächlich nicht den gut funktionierenden Vorabend beeinträchtigt. Hochwertige Produktionen, die sich vom Einheitsbrei abheben (Beispiel: «Blackout»)? Zu gefährlich für Quote – vorhanden, aber nicht mehr so stark wie früher. Sat.1 ist unter Alberti ein Sender geworden, dessen Niveau gefährlich gesunken ist. Das komplette Tagesprogramm von elf bis 19 Uhr besteht aus Schwachsinnsshows, die größtenteils von furchtbaren Laienschauspielern gespickt sind. Das bringt zwar Quote – und ist deshalb wirtschaftlich gerechtfertigt – aber alles andere als gut für das Image. Ohnehin ist von neuartigen Shows wie «Genial daneben» und «Schillerstraße» nichts zu hören. Jedoch hat der künftige German Free TV Group-Chef auch gute Arbeit geleistet: Das «Frühstücksfernsehen» wurde um eine Stunde verlängert, in diesem Jahr wurden dreißig statt zwanzig TV-Filme bestellt und die Akteure sind den Zuschauern weitaus besser bekannt als früher.

Man muss sich auch nicht wundern, wenn die ein oder andere sehr gute Produktion dann mal nicht auf die hohe Gesamtakzeptanz stößt. Denn: Zeiten, in denen die Sat.1 Primetime regelmäßig vier oder fünf Millionen Menschen begeistert, sind lange vorbei. A pro pos Primetime: Sehr fraglich ist, warum Alberti die gesamte Zeit seiner Geschäftsführerschaft an Modellen festhielt, die längst gescheitert waren. Serien am Donnerstag – funktionierten nie. Shows am Freitag – taten sich bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls schwer. Auch die Dokus am Mittwoch waren nie erfolgreich, wurden aber ebenfalls nicht ausgetauscht.

Guido Bolten übernimmt in einem Monat also einen Sender, dem es zahlentechnisch nicht schlecht geht, der aber dringend Hilfe in Sachen Image braucht. Keine einfache Aufgabe für Bolten: Denn die einzigen Formate, die derzeit richtig Quote machen, sind imageschädigend.

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