Weißt du noch?

Weißt du noch? - Als der Autorenstreik die Medien beherrschte

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Vor gut einem Jahr trat der «Super-GAU» der Film- und Fernsehbranche ein: Ein Streik, wie es ihn noch nie zuvor gegeben hatte, sorgte für Arbeitslose, viele Sorgen und vor allem für weniger Episoden unserer Lieblingsserien.



Es wirkte schon etwas beängstigend, als es hieß „Jetzt wird gestreikt!“, doch so richtig bewusst waren die fatalen Konsequenzen für die Fernsehlandschaft anscheinend niemanden. Der Auslöser für den Autorenstreik war der am 31. Oktober 2007 auslaufende Tarifvertrag der Autoren. Wie auch in Deutschland üblich, setzten sich die beiden Parteien, in den USA die «Writers Guild of Amerika» (kurz WGA) und die «Alliance of Motion Picture and Televison Prodcers» (kurz AMPTP), an den Verhandlungstisch und arbeiteten an einem neuen Tarifvertrag. Auf einen grünen Zweig kam man nach mehreren Verhandlungen jedoch nicht und deshalb wurde in einer Urabstimmen beschlossen, zum Streik auszurufen. Sagenhafte 90,3 Prozent der WGA-Mitglieder waren damals für einen Streik und so lief der Tarifvertrag aus und der Streik folgte.



Die Folgen betrafen damals jedermann, nicht nur die USA, sondern auch alle anderen von den US-Serien abhängigen Länder. Die Autoren sind die Essenz von unseren geliebten Hausfrauen, Agenten, Dämonenjägern und sämtlichen anderen Figuren, die die Zuschauer im TV zu Gesicht bekommen. Ohne Drehbrücher kann einfach nicht gedreht werden. Doch nicht nur die Autoren mussten um ihren wertvollen Job bangen, sondern auch die Crew jeder einzelnen Serie war folglich arbeitslos. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die Fans, die, wenn es hoch kam, gerade einmal eine halbe Staffel über die Bildschirme flackern sahen.



Serien, die noch einige Drehbücher auf Vorrat hatten, konnten noch einige Wochen weiterproduzieren, doch es gab auch schlimmere Fälle, wie zum Beispiel die SciFi-Serie «4400 - Die Rückkehrer», die auf Grund des Autorenstreiks komplett eingestellt wurde. Weniger schlimm, aber sehr Geduld fordernd war es auch, wenn die eigene Lieblingsserie in eine lange Pause ging und die nächsten Folgen erst ein halbes Jahr später gezeigt wurden. Bestes Beispiel dafür ist «24», hier war der Ausstrahlungstermin der neuen Episoden lange Zeit noch recht unbekannt. Schließtlich wurde Staffel sieben um ein ganzes Jahr verschoben.








Ebenfalls mager viel zudem das Angebot an neuen Serien aus, wie die US-Zuschauer dieses Jahr deutlich zu spüren bekommen haben. Auch wenn den US-Networks im besten Fall neue Pilotfilme vorlagen, gab es keinen Grund weitere Episoden zu bestellen, da ja ohne die entsprechenden Drehbücher keine produziert werden konnten.
Ein weiterer Event musste zudem auch unter dem Autorenstreik leiden: Im Gegensatz zu dieser TV-Season gab es 2008 nur sehr magere Golden Globes. Die 65. Verleihung der begehrten Trophäe wurde in einem sehr kleinen Rahmen abgehalten und die Gewinner auf einer unschönen Pressekonferenz bekannt gegeben.



Es gab aber ebenfalls einen kleinen Spaßfaktor an der Sache. So riefen diverse petitionsorientierte Webseiten zu kuriosen Gegenmaßnahmen auf. Die Seite Pencils2Mediamoguls.com zum Beispiel hat es sich zur Aufgabe gemacht, den sechs größten Medienmogulen der USA Bleistifte zu schicken. Jeder Fan konnte für wenig Geld einen Bleistift kaufen und an einen Mogul seiner Wahl verschicken. Man erhoffte sich dadurch ein Einmischen dieser in die Verhandlungen, um den Streik zu beenden. Ob diese Aktion nun als sinnvoll zu bewerten ist und ob sie zur Lösung des Konfliktes beigetragen hat, sei mal dahingestellt. Wichtig ist aber, dass man die Motivation der Fans, die für und um ihre Serie kämpften, erkennen konnte.



Wochenlang war es seit dem möglich, die Autoren auf ihren Streikrouten zu beobachten. Mit von der Partie waren ebenfalls ihre Schauspieler. Neben Hugh Laurie, T.R. Knight und Matt Dallas waren viele weitere Castmitglieder für die Rechte ihrer Serienautoren auf der Straße und protestierten für mehr Gerechtigkeit im Fernsehbusiness. Im Februar war es dann soweit und der dreieinhalb Monate lange Streik wurde durch einen neuen und gerechten Tarifvertrag beendet, der erst mal für die kommenden drei Jahre gültig ist. Einige Autoren klagen jedoch bereits darüber, dass einige US-Networks die neuen Punkte im Vertrag nicht vollständig einhalten. Ein Streik aus dieser Sicht dürfte jedoch nicht vor der Tür stehen.



Wer jedoch denkt, dass nun alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ sei, der liegt falsch, denn momentan grummelt es wieder in Hollywood. Denn die Verhandlungen zwischen der «Schauspieler-Gewerkschaft» (SGA) und den Studios laufen momentan ähnlich schlecht, wie die der WGA und der AMPTP. Der Vertrag ist bereits seit Ende Juni ausgelaufen und noch ist keine Einigung in Sicht. Ob es erneut zu einem Super-GAU in der Film- und Fernsehbranche kommen wird, bleibt also abzuwarten.


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