Die Betriebsratsvorsitzende von Sat.1, Schulze, sagt schwarze Zeiten voraus, wenn Sat.1 im Sommer nach Unterföhring zieht. Passieren wird dies ohne einem Großteil der bisherigen Mitarbeiter.
Frohe Weihnachten hatten viele Mitarbeiter des Berliner Bällchensenders Sat.1 wohl nicht. Sie sind in ein ungewisses 2009 gestartet – und mit jeder Menge Unverständnis über die Heuschreckenmentalität ihres Arbeitgebers. „Der erste Schock ist überwunden. Wir haben uns mit dem Szenario auseinander gesetzt. Trotzdem herrscht eine unglaubliche Wut über die Situation,“ erklärt die Betriebsratsvorsitzende Katrin Schulze im Gespräch mit dem Online- Fernsehmagazin Quotenmeter.de.
In der vergangenen Woche hatten die Gewerkschaften zum Streik aufgerufen, weil sich der Konzern die Verhandlungen um einen Sozialplan abgebrochen hatte. Keinerlei Verhandlungen könne es mehr geben hätte es von Axel Salzmann, dem neuen Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media AG gehießen. Für die Belegschaft in Berlin war dies kaum hinnehmbar.
Als positiv fasst man es nun auf, dass sich der Konzern doch wieder mit dem Betriebsrat an einen Tisch setzen möchte. „Vor einigen Tagen hieß es ja noch, dass es keine Verhandlungen mehr geben würde und wir uns mit dem Angebot anfreunden müssten. Jetzt will man mit uns wieder verhandeln – und nicht nur sprechen – und das ist eigentlich ein Zeichen, dass auch das Management bereit ist, sich in einigen Punkten noch zu bewegen.“ Genannt wurden auch schon konkrete Dinge, in denen Salzmann noch etwas nachbessern kann.
So könnte es beispielsweise eine Durchhalteprämie für die Mitarbeiter geben, die das Unternehmen zum 30. Juni verlassen werden, bis dahin aber weiterhin mit gleichem Engagement für Sat.1 tätig sein werden. Zudem sollen auch die Bedingungen für die Mitarbeiter, die sich für einen Umzug nach Bayern entscheiden verbessert werden. Am kommenden Mittwoch wird sich der Betriebsrat und der Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG wieder an den Verhandlungstisch setzen. Dem Vernehmen nach soll dann auch Andreas Bartl (Foto), Chef der German Free TV Group anwesend sein um die Bereitschaft zu einer Lösung seitens der AG zu verdeutlichen. Viel helfen wird das möglicherweise nicht: Der Großteil der Sat.1-Belegschaft ist alles andere als gut auf Bartl zu sprechen.
Wie es mit Sat.1 genau weitergehen wird steht noch in den Sternen. Der Konzern möchte Planungssicherheit und hat eine 10.000 Euro-Prämie für alle Mitarbeiter ausgeschrieben, die sich bis Samstag, 31. Januar 2009, über ihre Zukunft äußern. Das Geld bekommen sie egal wie ihre Entscheidung ausfällt. Viele Menschen werden es wohl nicht sein, die man in Unterföhring aufnehmen muss, ist zu hören. Bei Sat.1 in Berlin sorgt man sich deshalb um die Zukunft des ehemaligen Kuschelsenders:
„Das Gesicht des Senders wird sich in jedem Fall massiv verändern, auch wenn der Vorstand dies auf jeden Fall verneint. So viele Menschen werden Sat.1 verlassen,“ sagte Katrin Schulze zu Quotenmeter.de. „Wir schätzen, dass zehn bis 15 Prozent mitgehen werden“, erklärt sie. Ergo würden rund 85 Prozent der Belegschaft – die Zentralredaktion ausgenommen – Sat.1 verlassen.