Die Kritiker

«Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin»

von
Story
Hautpkommissar Tabor Süden von der Vermisstenstelle des Dezernats 11 der Münchner Polizei - in dem auch Martin Heuer, Sonja Feyerabend und Volker Thon arbeiten - wird zu Rate gezogen, als in einem seit Jahren leer stehenden Wirtshaus in Sendling die Leiche eines Mannes gefunden wird. Der tote Unbekannte ist offensichtlich verhungert. Niemand meldet sich, als die Polizei seinen Namen und sein Bild veröffentlicht.

Doch unter den wenigen Habseligkeiten des Toten entdeckt die Kripo den Namen und das vergilbte Foto einer Frau, die seit mehr als zehn Jahren vermisst wird. Tabor Süden und sein Kollege Heuer, die den Fall seinerzeit bearbeitet hatten, nehmen sich die alte Akte über die geheimnisvolle, schöne Frau noch mal vor. Süden ist sich sicher, dass der Fall wieder zu ihnen zurückgekommen ist, um diesmal das Rätsel um das Verschwinden zu lösen. Dabei stoßen sie allerdings auf Widerstände. Alle Personen, die den verhungerten Franz vermutlich gekannt haben, scheinen nicht die Wahrheit zu sagen.

Stattdessen stößt Kommissar Süden auf ein ungeheuerliches Familiendrama, dessen komplizierte Vielschichtigkeit ihn in ein oberitalienisches Dorf in Friaul führt und ihn bei seiner Suche in tiefe menschliche Abgründe blicken lassen wird.

Darsteller
Ulrich Noethen («Schattenwelt», «Henry IV») ist Tabor Süden
Martin Feifel («Buddenbrooks», «Liebe und andere Gefahren») ist Martin Heuer
Jeanette Hain («Die Gräfin», «Der Vorleser») ist Sonja Feyerabend
Johanna Bantzer («Der Freund», «Happy New Year») ist Freya Epp
Hubertus Hartmann («Plötzlich Millionär», «Schlaflos in Oldenburg») ist Volker Thon
Jürgen Tonkel («K 3 – Kripo Hamburg», «Die Drachen besiegen») ist Wolfi Sturm
Jochen Striebeck («Gegenüber», «Das Baby») ist Emmanuel Roos
Peter Lerchbaumer («Tatort», «Der Hochzeitswalzer») ist Karl Brick
Monika Baumgartner («Der Bergdoktor», «Mord in aller Unschuld») ist Annemarie Brick
Olivia Pascal («Tage wie Jahre», «Verliebt in Berlin») ist Lilo
Harry Täschner («Emilia - Familienbande», «Emilia - Die zweite Chance») ist Paul Weber
Iris Berben («Rosa Roth», «Krupp – Eine deutsche Familie») ist Soraya Roos
Jurij Rosstalnyi («Die Patin - Kein Weg zurück», «Alles auf Zucker») ist Rado Madjic
Claudio Caiolo («Mord ist mein Geschäft, Liebling», «Küsse à la carte») ist Luigi Fadini

Kritik
Es gibt kaum noch eine Kriminalserie oder –reihe, in der die Protagonisten völlig frei sind von persönlichen Problemen bzw. nicht von ihren Dämonen ihrer Vergangenheit verfolgt werden. Der vorliegende Auftakt zur neuen Reihe «Kommissar Süden» ZDF bildet hier keine Ausnahme. Im Stile der Serien «Cold Case» und «Wihout a Trace» bearbeiten der Kommissar und sein Team vom Dezernat 11 in München Vermisstenfälle. Nicht ganz ohne Eigenutzt, wie sich herausstellt. Verließ doch Südens Vater vor etlichen Jahren seine Familie und verursachte somit so manchen Charakterzug seines eingebrödlerischen Sohnes.

Basierend auf dem vierten Roman aus der «Kommissar Süden»-Reihe des Münchener Autoren Friedrich Ani – dieser schrieb auch das Drehbuch für den Auftaktfilm – entfesselt sich ein Netz aus Schuld und Sühne, Inzest und vermeintlicher Liebe, Verlust und Gewalt. Überraschenderweise kommt der Film bei dieser Thematik aber ohne die sonst so üblichen Klischees oder übertriebene Bildsprache aus. Zudem wird weitestgehend auf Todesopfer und weiteres Blutvergießen verzichtet. Weiter hervorzuheben sind die eher ungewöhnlich grauen und unansprechenden Bilder der Stadt München, abseits der Schickeria-Gesellschaft, sowie die bajuwarischen Charaktere, mit deren Hilfe der Krimi sein völlig eigenes Gesicht in diesem Genre setzt.

Von Seiten der Spannung hätte es dem Film sicher gut getan, etwas mehr Tempo an den Tag zu legen und weniger auf die fast überwältigende Dialoglast voller Melancholie und philosophischer Anklänge zu setzen. Als Auftakt zu einer neuen Reihe muss man allerdings zu gute halten, das der Regisseur Enlen seiner Hauptfigur stets genügend Zeit gibt, sich und seine Handlungsmotive zu erklären und entfalten zu lassen.

Schauspielerisch kann die oben angedeutete Kritik jedoch nicht geteilt werden. Noethen und sein Ermittlerteam – gespielt von Martin Feifel, Jeanette Hain und Johanna Bantzer – überzeugen durch die Bank und geben ihren dargestellten Figuren eine enorme Ausdruckskraft und Authentizität. Auch die Gastschauspieler – inklusive eines kurzen aber zentralen Auftritts von Iris Berben – sind punktgenau besetzt und überzeugen ebenfalls allenthalben. Eingerahmt wird das Ganze von einer sehr ausdrucksstarken Bild- und Kameraarbeit, die von passenden melancholischen Klängen umspielt wird.

Im Endeffekt stimmen die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Auftakt der Krimireihe. Wenn nun noch etwas mehr Charme und Tempo und etwas weniger Dialoglast im Spiel sind, könnte es auch mit dem Erfolg klappen. Bleibt nur zu hoffen, das «Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin» und der zweite Film «Kommissar Süden und der Luftgitarrist» am 20. April beim Publikum ankommen. Denn nur bei einem Erfolg wird das zweiteilige Krimiexperiment auch in Reihe gehen.

Das ZDF zeigt den Auftakt zur neuen Reihe «Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin» am Samstag, den 04. April 2009, um 20.15 Uhr.

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