Die Kritiker

«Dancing with Devils»

von

Story


Saralisa hat die vergangenen Jahre im Knast gesessen, wegen übermäßigem Drogenkonsum und für den Tod ihres Freundes. Jetzt öffnen sich die Tore des Frauengefängnisses Hamburg-Ochsenzoll für die junge Frau, und sie weiß: Es ist beides vorüber - aber noch längst nicht zu Ende.

Nina hat Jahre mit finsteren Gedanken verbracht, an den Tod ihres Bruders und an das Weiterleben der Frau, die sie für seine Mörderin hält. Jetzt steht sie im Schatten der Gefängnismauer, und Saralisa ist nur eine Handvoll Schritte entfernt, zum Greifen nah, wie die Rache. Rodion hat die vergangenen Jahre Platten aufgelegt, Russendisko auf St. Pauli, dickes Geschäft. Die Pistole, die er für Nina besorgen sollte, liegt bereit. Und Nina will schießen, aber sie kann es nicht. Und Rodion, der könnte, will es nicht, als er Saralisa schließlich begegnet.

Der weichzüngige Melancholiker und die todtraurige Sirene finden sich, ohne einander gesucht zu haben. Nichts hält sie auf, stellt Nina fest. Nichts, nur sie selbst und ihre Teufel. Mit denen sie tanzen ohne Entkommen.

Darsteller


Saralisa Volm ist Saralisa
Nina Schwabeist Nina
Rodion Levin ist Rodion
Stefan Witte ist Stefan

Kritik


Regisseur Klaus Lemke setzte «Dancing with Devils» mit einem minimalen Budget von etwa 50.000 Euro und Laiendarstellern um. Was er dabei offensichtlich nicht bedacht hat, ist, dass unzureichende Mittel allein noch lange keinen Avantgardismus machen. Und so kommt es auch, dass dieser Film einer der mit Abstand schlechtesten ist, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten über den Äther liefen. Die Handlung ist vollkommen bizarr, was an sich noch kein Negativpunkt wäre. Doch leider fehlt es hier an einem Thema, einer tieferen Aussage, die diesen Film zusammenhalten würde. Durch und durch wirr reiht sich eine Episode ohne Sinn und Zweck an die nächste.

Die Figuren sind Karikaturen abgehalfterter Großstadtmenschen, die mit ihrem Leben vorn und hinten nicht zurechtkommen, wobei aber leider nicht erklärt wird, wieso das so ist. Die Verwendung von Laiendarstellern für sämtliche Rollen tut sein Übriges. Durch sie wird nicht etwa Authentizität bewerkstelligt, was wohl Sinn der ganzen Sache war, sondern sämtliche “Schauspieler”, wenn man sie angesichts ihrer mangelnden Fähigkeiten überhaupt so nennen darf, ohne den ganzen Berufsstand zu diskreditieren, spielen aufgesetzt und finden keinerlei Zugang zu ihren Charakteren.

Lediglich Saralisa Volm zeigt mit ihrer Verkörperung der Hauptfigur, dass sie wenigstens etwas Potential mitbringt, was sie jedoch angesichts der mangelhaften Führung durch Lemke nicht einmal ansatzweise nutzen kann. Nichtsdestotrotz gelingt es ihr, ihre fade Figur mit liebevollen Details auszuschmücken, was auch der einzige Grund ist, weswegen dieses schale Machwerk die Ein-Prozent-Hürde auf der Quotenmeter.de-Skala erreicht.

Schlimmer noch als die, nun ja, fehlende Dramaturgie, ist die maßlose Unbeholfenheit in den Bereichen Kameraführung, Lichtsetzung und Organisation. «Dancing with Devils» hat den Look eines schlechten Studentenfilms, den Erstsemester an einer Filmhochschule eine Woche vor Abgabetermin mit Müh und Not zusammengekleistert haben. Kein Fade ist stimmig, kein Close-Up da, wo er sein müsste. Insgesamt ist dieser Film ein Paradebeispiel dafür, dass Engagement nie und nimmer Kompetenz ersetzt und ein avantgardistischer oder dadaistischer Film erst recht einer Aussage bedarf, selbst wenn diese auch auf scheinbare Widersprüche wie “Sinn ist Unsinn.” hinausläuft. Doch das ist hier von Anfang bis Ende nicht anzutreffen und «Dancing with Devils» bleibt der hilflose Versuch eines selbsternannten “Rocker”-Regisseurs, der kein Gespür für Kunst oder gar ein gesundes Verhältnis zur Realität hat, einen Film zu machen, der anders ist als andere. Das ist er zwar geworden, gut oder wenigstens schmerzfrei anzusehen dagegen nie und nimmer.

Das ZDF strahlt «Dancing with Devils» am Mittwoch, dem 08. April 2009, um 23.45 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/34161
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