Mit Updates zu «Nip/Tuck», «Weeds» und «TV Total», HBO-Quoten sowie Infos zu «Gossip Girl».
Lewesis: Wie hoch müssen die Quoten einer HBO-Serie sein, damit sie von HBO als Erfolg gewertet wird. Ich habe mir die Frage deshalb gestellt, weil die Quoten der Serien sehr unterschiedlich sind.
Christian Richter: In der Tat haben die Formate recht unterschiedliche Zuschauerzahlen. Dies liegt daran, dass für HBO als Pay-TV-Sender die Quoten nicht hauptsächlich ausschlaggebend sind. Dennoch sind sie natürlich ein Indikator dafür, ob eine Serie beim Publikum Anklang findet und damit neue Abonnenten anlocken kann. Gleichzeit muss HBO jedoch - um die hohen Abo-Preise rechtfertigen zu können - auch qualitativ sehr hochwertige Produktionen abliefern. Qualität kann durchaus die Quote zurückdrängen. Daher gibt es keine feste Marke, die erreicht werden muss, damit ein Programm als erfolgreich eingestuft werden kann.
Vielleicht mal ein paar Zahlen, damit man jedoch einen ungefähren Eindruck bekommt. Die höchste Quote mit einer Serie erzielte der Sender mit 11,9 Millionen Zuschauern beim Finale der «Sopranos». Mit «Deadwood» erlebte er das erfolgreichste Debüt einer Serie seiner Geschichte. Damals schalteten 5,8 Millionen Menschen ein. Die hochgelobte Serie fiel dann jedoch deutlich ab und erreichte mit manchen Episoden nicht mal mehr drei Millionen Zuschauer. Trotzdem erhielt sie drei Staffeln, nicht zuletzt, weil sie von den Kritikern geliebt wurde. Bei «Carnivale» stieg man mit 5,3 Millionen Zuschauern ein. Nachdem die Serie in der zweiten Staffel jedoch zum Teil nur noch zwei Millionen Fans hatte, wurde sie nicht für eine dritte Staffel verlängert. «True Blood» startete mit weniger als zwei Millionen Menschen und erreichte zuletzt nur 500.000 Zuschauer. Trotzdem wird sie fortgesetzt. «Big Love» kommt auf über vier Millionen Zuschauer und ist damit bereits in der dritten Season. Die neue Serie mit Ed O’Neil (Al Bundy) kam selten über die drei Millionen-Marke hinaus und wurde nach den ersten zehn Folgen eingestellt. «In Treatment» mit Gabriel Byrne als Psychiater kam in der vergangenen Staffel nur auf einen Schnitt von rund 800.000 Zuschauern und wurde trotzdem verlängert.
Als Fazit kann man daher festhalten: Wenn es irgendwo eine Grenze gibt, die über Erfolg und Misserfolg entscheidet, liegt diese zwischen zwei und vier Millionen Zuschauern, wobei Ausnahmen diese Regel bestätigen.
Harald: Gibt es eigentlich Filme, die fürs deutsche Fernsehen nicht geschnitten werden? Wenn ich die Angaben der Sender vergleiche, stimmen diese nie mit den DVD-Angaben überein. Sogar bei Filmen ab 12 Jahren fehlen stets einige Minuten. Sind die Kriterien des deutschen Fernsehens so hart?
Christian Richter: Sicherlich müssen einige Filme für das deutsche Fernsehen entschärft werden. Dies trifft aber selten Filme, die eine Altersfreigabe ab 12 Jahren haben. Diese grundsätzliche Differenz liegt einfach daran, dass die deutschen Sender bis auf ganz wenige Ausnahmen niemals den Abspann zeigen, der in der Regel einige Minuten dauert.
Paul: Ich würde gerne wissen, ob und wann die beiden US-Serien «The Unit» und «Nip/Tuck - Schönheit hat ihren Preis» im deutschen TV fortgesetzt werden.
Christian Richter: Die beiden Serien waren in Deutschland nie ein großer Erfolg. Dennoch werden die Fans von «Nip/Tuck» die Möglichkeiten haben, die Serie weiter zu genießen, allerdings nicht mehr auf dem zuletzt ausstrahlenden Sender Sat.1. Ab Juni 2009 plant der Pay-TV-Sender TNT Serie die Wiederholung der Produktion. Im Free-TV hat zudem Tele 5 die Rechte der Serie gekauft und kündigte eine Ausstrahlung noch in der laufenden Season an.
Für «The Unit» sieht es hingegen schlechter aus. An dessen Zukunft ist auch Michael interessiert. Nach dem vorzeitigen Ende der Serie bei Sat.1 ist deren Zukunft noch völlig ungewiss.
Heiko: Ich möchte gerne wissen, ab wann ProSieben «Weeds» die dritte Staffel zeigt?
Christian Richter: Dies interessierte auch Frederick und Markus. Einen Ausstrahlungstermin für die dritte Staffel konnte ProSieben noch immer nicht benennen. Eine Rückkehr ins deutsche Fernsehen wird es für die Serie dennoch geben. Ab 20. Mai 2009 wird sie der PayTV-Sender Sat.1 Comedy in sein Programm aufnehmen. Mittwochs um 22.05 Uhr sind dann künftig neben den Wiederholungen der ersten beiden Staffeln auch Folgen der dritten Season als deutsche Erstausstrahlung geplant.
Adolfo: Eigentlich hatte Kabel eins für die Saison 2008/2009 die Wiederholung der Serie «Practice – Die Anwälte» angekündigt. Wann wird sie kommen?
Christian Richter: Auf Anfrage konnte mir kein Termin genannt werden. Es hieß nur, dass in nächster Zeit keine Ausstrahlung geplant sei. Das ist insofern unverständlich, weil im Archiv mindestens vier komplett synchronisierte Staffeln ruhen, die größtenteils bisher nur einmal im Mittagsprogramm versendet wurden. Außerdem erfreut sich bereits das Spin-Off der Serie «Boston Legal» in Deutschland einer großen Beliebtheit. Fans der Serie bleibt vorerst nur der Abschluss eines Pay-TV-Vertrages. Der FOX Channel wiederholt in Dauerschleife die ersten drei Staffeln der mehrfach ausgezeichneten Anwaltsserie.
Ilja: Stefan Raab veranstaltete vor der letzten Bundestagswahl eine «TV Total»-Wahlkampfrunde mit hochrangigen Politikern der einzelnen Parteien. Wie waren die Quoten damals und ist eine Fortsetzung in diesem Jahr geplant?
Christian Richter: «Die TV Total Bundestagswahl» sahen am 17. September 2005 insgesamt 2,63 Millionen Zuschauer und erreichten damit einen Marktanteil von 9,4 Prozent. In der Zielgruppe schalteten 2,05 Millionen werberelevante Zuschauer ein und sorgten damit für einen hervorragenden Marktanteil von 18,5 Prozent. Damit war die Sendung für ProSieben ein voller Erfolg, denn nicht nur die Quoten stimmten - auch für das Image des Senders bedeutete das Special eine deutliche Verbesserung.
Ob es in diesem Jahr eine Fortsetzung gibt, interessierte auch Björn und Franz. Wie Stefan Raab nun mitteilte, ist in 2009 eine Neuauflage geplant. Stattfinden wird sie erneut einen Abend vor der Wahl – also am 26. September 2009. Wieder werden namhafte Politiker aller Parteien die Möglichkeit bekommen ihr Programm im Rahmen der Show einem jungen Publikum vorzustellen. Gleichzeitig wird es abermals eine Abstimmung der Zuschauer über den Ausgang der Wahl geben. Gerade dieser Punkt dürfte für große Spannung sorgen, da das damalige Raab-Ergebnis näher am endgültigen Ergebnis lag als das der Meinungsforschungsinstitute.
Brian: Mich interessieren die Zuschauerzahlen von «America´s Next Top Model» (hauptsächlich Staffel 11) im amerikanischen Fernsehen. Ich konnte auch nach längerem Suchen keinerlei Zahlen finden.
Christian Richter: Der elfte Durchlauf der Castingshow mit Tyra Banks lief vom 03. September bis 19. November 2008 auf dem kleinen Network The CW. Nach zwölf gezeigten Folgen erreichte die Show einen Zuschauerschnitt von 3,4 Millionen Zuschauern.
Christiane: Ich habe eine Mitteilung erhalten, in der steht, dass Sat.1 die «Wanderhure» verfilmen will. Sat.1 hat aber noch keine Bestätigung abgegeben. Mich würde die Verfilmung schon wundern, passt doch irgendwie gar nicht zu dem Sender oder gehört das schon zum Imagewechsel?
Christian Richter: Warum sich der Sender entschlossen hat, den Kriminalroman von Ingrid Klocke und Elmar Wohlrath (unter dem Pseudonym Iny Lorentz) zu verfilmen, kann ich nicht sagen. Vielleicht war allein der Verkauf von über drei Millionen Exemplaren des Buches Grund genug. Dass die Verfilmung tatsächlich kommt, wird immer wahrscheinlicher. Jüngst meldete das Nachrichtenmagazin „Spiegel“, dass Alexandra Neldel die Hauptrolle übernehmen solle. Der Sender plane sie und ihre Kollegin Yvonne Catterfeld langfristig an Sat.1 zu binden. Dieses Vorhaben fasse ich als wichtigen Schritt auf, dem Sender wieder ein deutlicheres Profil zu geben.
Mina: Ich würde gerne wissen, bei wem die Rechte für den Film «Domino – Live Fast, Die Young» mit Keira Knightley liegen und ob eine baldige Ausstrahlung geplant ist.
Christian Richter: Die Rechte für die Erstausstrahlung hat sich ProSieben gesichert. Obwohl es bisher noch keinen festen Sendetermin gibt, kann es nicht mehr lang dauern. Immerhin kündigte der Sender den Film aus dem Jahre 2005 noch für die aktuelle Saison an, die bald endet. Der Film sollte daher noch vor dem Sommer in der Late Prime von ProSieben laufen.
Monica: Mich wundert, dass «Gossip Girl» einen Ableger bekommt, schließlich läuft die Serie nicht gerade berauschend in den USA. Wie kommt das?
Christian Richter: Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen ist das kleine Network The CW, das beide Serien in Auftrag gegeben hat, nicht gerade mit hohen Einschaltquoten verwöhnt. Ihm reichen schon Reichweiten zwischen zwei bis drei Millionen Zuschauern. Zudem hat die Serie ein sehr junges Publikum, das für die Werbewirtschaft sehr interessant ist. Der wichtigste Grund ist jedoch, dass das Format im Internet ein absoluter Renner ist. Regelmäßig schafft es die Show die am häufigsten heruntergeladene Serie im iTunes-Store zu sein. Einen ähnlichen Erfolg erhoffen sich die Senderverantwortlichen sicherlich auch vom Spin-Off.
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