Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Moin, Moin und Tschüss

von
RTL macht Schluss mit Daily-Talk: Oliver Geissens Show wird abgesetzt. Was bedeutet das für den Nachmittag?

Wenig überraschend verkündete RTL in diesen Tagen das Ende der langjährigen Daily-Talkshow von Oliver Geissen, die seit 1999 eine feste Größe im Nachmittagsprogramm des Senders war. Seinen Erfolgszug durch die deutschen Wohnzimmer startete Geissen auf dem Sendeplatz um 13.00 Uhr. Seit Ende 2007 musste er seinem Stammplatz weichen, weil das Mittagsmagazin «Punkt 12» um eine Stunde verlängert wurde. Seitdem waren die Quoten der «Oliver Geissen Show» im Keller und konnten sich trotz diverser Konzeptänderungen in den letzten Monaten nicht mehr erholen. Das Aus kommt also nicht überraschend – aber was bedeutet das für die Entwicklung des TV-Nachmittags?

Nun, zunächst wird festgehalten, dass es mit der Absetzung von Geissens Sendung nur noch eine Daily-Talkshow der klassischen Art im Fernsehprogramm gibt – das ist «Britt» in Sat.1. Die Marktanteile dieser Sendung sind allerdings weiterhin gut bis sehr gut, sodass ein komplettes Verschwinden des Genres nicht befürchtet werden muss. Doch es ist schon beachtlich, wie sehr der Daily-Talk aus dem Fokus der Zuschauer gerückt ist. In der Medienwelt wurde punktuell immer wieder über eine Rückkehr dieser Shows spekuliert. RTL wagte mit «Natascha Zuraw» im Mai 2008 den ersten Schritt – und floppte damit so gewaltig, dass der Sender das Experiment „Back to Daily Talk“ nach nur vier Wochen schon wieder aufgab.

Statt der «Oliver Geissen Show» setzt RTL ab Herbst dann um 14.00 Uhr wohl auf weitere Dokusoaps und weitet diese Programmstrecke aus, die mit «Mitten im Leben» schon sehr stark am Nachmittag vertreten ist. Damit erwarten den Zuschauer möglicherweise gescriptete Geschichten um Familien oder Personen aus dem Alltag. Neu ist dies nicht: Schon ProSieben bestückt einen Großteil seines Nachmittagsprogramms mit solchen Dokusoaps relativ erfolgreich. Und günstiger als die Produktion einer TV-Show ist dies allemal.

Läuft es nicht optimal, sind die Zuschauer mittelfristig auch wieder das nun verstärkt gezeigte Dokusoap-Programm leid, was ProSieben und RTL schaden würde. Der große Gewinner ist ohnehin Sat.1: Mit den Richtershows und «Zwei bei Kallwass» sowie dem nun einzigen deutschen Daily-Talk «Britt» hat man ein Programm, das sich von den Mitbewerbern deutlich absetzt und damit die besten Chancen auf noch mehr Erfolg hat – ohnehin ist Sat.1 am Nachmittag jetzt schon Marktführer.

Und Oliver Geissen? Der konzentriert sich nun auf das RTL-Abendprogramm und moderiert u.a. zwölf weitere Chartshows. Wie wär´s denn mal mit einer Top 50 der besten Talkshow-Auftritte bei ihm? In zehn Jahren Daily-Talk dürfte sich so einiges im Giftschrank angesammelt haben…

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

Kontakt zum Autor

Kurz-URL: qmde.de/34637
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«Der Seewolf»: ProSieben gewinnt Titel-Kampfnächster ArtikelDer TV-Markt im April 2009
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung