Öffentlich-rechtliche Kanäle änderten ihr Musikprogramm sofort, bei den Privaten bekam der Computer nichts von der Top-Meldung mit.
Eine Maschine, die einen Song nach dem anderen automatisch spielt – das ist eine praktische Sache für Deutschlands Privatradios. Sie setzen die PCs regelmäßig am späteren Abend und die ganze Nacht über ein. In aller Regel geht dieser Plan auf, weil so Geld gespart werden kann. Unangenehme Fragen müssen sich die Programmchefs aber an einem Morgen wie diesem gefallen lassen. Michael Jackson, der King of Pop, starb in der vergangenen Nacht – und die Computer in den privaten Radiostationen bekamen nichts mit.
Zwar sitzt ein Nachrichtenredakteur in den Funkhäusern, dieser ändert oftmals aber nicht das Musikprogramm. Zwischen Mitternacht und fünf Uhr spielte Deutschlands größtes Privatradio Antenne Bayern beispielsweise nicht einen Song des King of Pop: Erst als Wolfgang Leikermoser um 5.00 Uhr das Sendestudio betrat, wurde auch das Musikprogramm geändert, sodass laut Playlist auf der Senderhomepage um 05.11 Uhr mit „Dirty Diana“ der erste Jackson-Song des Tages lief. Seitdem spielt der Kanal, der den besten Musikmix verspricht, mehrere Jacko-Hits pro Stunde.
Besser machte es da schon FFH: Der hessische Kanal hatte zwischen Mitternacht und fünf Uhr zwei Songs von Jackson im Programm, die vermutlich so nicht geplant gewesen waren. Allzu viel wurde auch hier bis zur Morning-Show nicht geändert, wenigstens tauchte der King of Pop aber hin und wieder im Musikprogramm auf. Ähnlich wie bei Antenne Bayern war dies bei anderen Privat-Stationen (ffn zum Beispiel) nicht der Fall. Ein Statement von Antenne Bayern war am Vormittag nicht zu bekommen.
Die öffentlich-rechtlichen Sender, die nachts live moderieren lassen, hatten hier die Nase klar vorn. Als sich die Meldungen vom Tod Jacksons verdichteten, änderte Bayern 3, das die ARD-Popnacht für einige ARD-Stationen gab, das Musikprogramm komplett: Zwischen zwei und drei Uhr spielte Jürgen Törkott gleich fünf Hits des Künstlers („Give in to me“, „Leave me alone“, „Heal the World“, „Man in The Mirror“ und „Thriller“). Zwischen drei und vier Uhr folgten fünf weitere Titel des Popstars. Insgesamt liefen in der Nachtsendung 17 Songs des verstorbenen Musikers.
Ähnlich schnell reagierte NDR2: Der Sender aus dem Norden nahm drei Hits von Michael Jackson zwischen 3 und 4 Uhr in sein Programm auf. Auch SWR3 war up to date: Hier änderte man das Musikprogramm schon nach Mitternacht kräftig: Nach 1 Uhr liefen erstmals mehrere Jackson-Songs pro Stunde – zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens kam Jackson 14 Mal zum Einsatz.
Es ist der größte Verlust der Musikgeschichte seit dem Tod von Freddie Mercury – den deutschen Radios ist größtenteils ein sehr positives Zeugnis auszustellen: Seit dem Morgen berichten übrigens auch die privaten Stationen angemessen und mit vielen Songs des King of Pop. Dennoch sind sie die Verlierer, weil sie die Meldung im Rahmen ihres Musikprogramms verschlafen haben und nur in den kurzen Nachtnachrichten berichteten.