Zehn Jahre lang begrüßte der ewig grinsende Oliver Geissen die Gäste seiner Talkshow und war damit eine feste Größe im RTL-Programm. Nun muss er seinen Sendeplatz für weitere Fake-Dokus räumen.
Am Freitag geht eine große Ära zu Ende. Fast auf den Tag genau zehn Jahre lang strahlte der Kölner Sender RTL die tägliche Talkshow «Die Oliver Geissen Show» in seinem Nachmittagsprogramm aus. Damit zog Geissen mit der bisherigen Rekordhalterin ProSieben-Moderatorin Arabella Kiesbauer gleich, die ihre gleichnamige Show ebenfalls nach zehn Jahren aufgab. Nicht einmal der Urvater des deutschen Daily Talks Hans Meiser war so lang auf Sendung. Er kam nur auf rund neun Jahre.
Am 23. August 1999 flimmerte die erste Ausgabe der «Oliver Geissen Show» bei RTL über den Schirm und trat damit die Nachfolge der mittlerweile verstorbenen Ilona Christen an. Damals war die täglichen Talkshow noch das dominierende Format im Nachmittagsprogramm der privaten Sender. Allein RTL hatte mit «Hans Meiser», «Bärbel Schäfer», «Birte Karalus», «Sabrina» und eben «Ilona Christen» zu jenem Zeitpunkt fünf Sendungen dieser Art im Programm. Dazu kamen die Konkurrenten Vera Int-Veen, Jörg Pilawa und Sonja Zietlow in Sat.1 sowie Arabella Kiesbauer, Nicole Noevers und Andreas Türck bei ProSieben. All diese Kollegen überlebte Geissen und stellte zuletzt neben der Sat.1-Show «Britt» den letzten Überrest des Genres dar. Wie beachtlich dabei die Zeitspanne von zehn Jahren ist, zeigt die Talkshow «Ricky!», die in Sat.1 am selben Tag wie Geissen startete und nach rund einem halben Jahr wieder eingestellt wurde.
Vor seiner RTL-Karriere machte sich Geissen beim Hamburger Jugendsender OK Radio einen Namen und präsentierte dann im ZDF neben «X-Treme» auch einige Reisesendungen. Außerdem war er Sportchef und Sportmoderator beim Hamburger Regionalsender H1, was letztendlich auch dazu führte, dass Geissen später für RTL einige Spiele der Fußball-WM 2006 moderieren durfte. Direkt nach seinem Wechsel zu RTL im Jahr 1999 übernahm er die Moderation seiner Talkshow.
Im Laufe der zehn Jahre und rund 1800 Folgen durchlebte die Show wie alle vergleichbaren Sendungen eine Entwicklung, konnte sich jedoch weitesgehend treu bleiben. So blieb über all die Jahre das Design und die Studiodekoration relativ gleich. Erst in jüngster Zeit wurden etwas modifizierte Grafiken und Logos verwendet, die jedoch eng an die Original-Entwürfe angelegt waren. Auch durften die Gäste bei Geissen stets sitzen, was bei seiner Kollegin Britt Hagedorn nur noch selten der Fall ist. Am Ende setzte sich der Moderator sogar selbst mit auf die Bühne, was er rund neun Jahre zuvor nicht tat, und versuchte so etwas mehr Emotionalität in die Sendung zu bringen. Auch wenn man bei Geissen schon vor Jahren das Gefühl hatte, dass ihm die meisten seiner Gäste zuwider sind, begeisterte er täglich seine Fans.
In seinen besten Zeiten ereichte der Sonnyboy einen Marktanteil von über 20 Prozent in der Zielgruppe und übertrumpfte damit die Konkurrenz auf seinem Sendeplatz um 13 Uhr deutlich. Als RTL jedoch im Jahr 2007 beschloss das erfolgreiche Mittagsmagazin «Punkt 12» auf zwei Stunden zu verlängern und die Geissen-Show um eine Stunde nach hinten zu verlegen, beschloss man damit auch unbewusst das Ende der Talkshow. Auf dem neuen Sendeplatz brachen die Quoten deutlich ein und erreichten nie wieder das alte Niveau. Rund zwei Jahre ließ sich RTL beinahe täglich die unterdurchschnittlichen Marktanteile gefallen und zog im April 2009 endgültig den Stecker.
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