Die Kritiker

«Heiße Spur»

von

Story


Der Zweiteiler «Heiße Spur» erzählt nach dem Roman von Linda Howard die Geschichte einer engagierten Kämpferin, die an der US-Grenze zu Mexiko vermisste Kinder und Jugendliche sucht, dabei einer Spur zu ihrem seit acht Jahren vermissten Sohn folgt. Rückblick: Das Leben von Milla und David Boone ist perfekt: Die Eltern des sechs Monate alten Säugling Justin leben in Juárez an der mexikanischen Grenze, da David Boone in einer mexikanischen Armenklinik arbeitet. Alles ist harmonisch, bis die Katastrophe passiert: Auf dem Markt wird Justin entführt und Mutter Milla schwer verletzt. Während Milla in einer Notoperation überlebt, fehlt von Justin jede Spur. Acht Jahre später hat Milla Boone sich in Albuquerque in den USA niedergelassen und die ehrenamtliche Organisation „Finders“ aufgebaut, die vermisste Kinder und Jugendliche in der amerikanisch-mexikanischen Grenzregion aufspürt.

Beim Fall der vermissten Alice Paige vermuten Milla Boone und ihr Mitarbeiter Brian Cusack eine Gruppe von Organhändlern als Täter. Dieser Gruppe scheinen auch Justins Entführer anzugehören. Nach acht Jahren erhält Milla Boone endlich eine heiße Spur, um zu erfahren, was mit ihrem Sohn geschehen ist. Sie geht dieser Spur unaufhaltbar nach, obwohl sie zunächst von einem Unbekannten überrascht wird, der sie davor bewahrt die vermeintlichen Entführer ihres Sohnes anzugreifen, was sie mit dem Leben bezahlt hätte. Ihre Freunde Susanna und Rip Kosper sind skeptisch, was Millas Suche angeht. Auch der in Juárez zuständige Polizeichef Conso Jordiz glaubt ihr nicht. Den als korrupt bekannten Polizisten schenkt Milla Boone aber wenig Vertrauen. Denn den Indizien für Organhandel an der Leiche von Alice Paige (eine lange Narbe am Bauch des Opfers) gehen die mexikanischen Ermittler nicht nach. Sie vertuschen diese vielmehr. Als die Leiche der toten US-Amerikanerin schließlich in die Staaten überführt wird, steht in dem Polizeibericht als Todesursache eine Überdosis Drogen, die sich das Opfer verabreicht haben soll. Der amerikanischen Polizei sind die Hände gebunden, dennoch machen sie auf Milla Boones Hinweis Druck auf die Kollegen in Mexiko.

Es wird ein hin und her. Milla Boone steht im Zwiespalt und hat auch noch die an dem Mord beteiligte Organisation im Nacken, die sie ausschalten will. Der Unbekannte enttarnt sich als James Diaz und warnt Milla Boone vor weiteren Ermittlungen, da sie ihr Leben gefährden würden. Schnell ist klar: Er wird noch eine wichtige Rolle spielen, denn er scheint einiges Hintergrundwissen zu haben. Doch die Mutter, die weiter auf der Suche nach ihrem Sohn Justin ist, gibt nicht auf. Schließlich wird auch ein Anschlag auf sie verübt. Der spannende Zweiteiler erzählt haargenau von den Ermittlungen und allen Querelen auf der Suche nach dem verschollenen Justin. Nach dem schweren Schicksalsschlag setzt Milla Boone ihr eigenes Leben aufs Spiel.

Darsteller


Christine Neubauer («Die Landärztin») ist Milla Boone
Matt Battaglia («NCIS: Los Angeles», «CSI:NY», «24») ist James Diaz
Leander Lichti («Maata meren alla») ist Brian Cusack
Gundula Rapsch («Geld.Macht.Liebe») ist Susanna Kosper
Hannes Hellmann («Tatort», «Einsatz in Hamburg») ist Rip Kosper
Rudolf Martin («Raven») ist True Gallagher
Nicki von Tempelhoff («Am Kap der Liebe») ist David Boone
Tonio Arango («Hand in Hand») ist Conso Jordiz
Victor Carrizo («Complici del silenzio») ist Arturo Pavon
Douglas Day ist Officer Brack
Patricia Velasco («Carlotta») ist Señora Alva
Araba Walton («Berlin Calling») ist Joann Westfall
Vanessa Carolina Grun Apelio ist Alice Paige
José Palma ist Bill
Conrad Heinz ist Mr. Paige

Kritik


Der ZDF-Zweiteiler «Heiße Spur» trumpft mit einer internationalen Besetzung auf. In dem Thriller spielt die deutsche Schauspielerin Christine Neubauer die Hauptrolle an der Seite von US-Serienstar Matt Battaglia. Das verspricht zumindest schauspielerisch einen glanzvollen Film. Denn anhand der Story des zweiteiligen Films werden den Schauspielern verschiedenste Facetten ihres Könnens abverlangt. So spielt Neubauer eine engagierte Kämpferin, die nach einem schweren Schicksalsschlag Vermisste an der US-Grenze zu Mexiko aufspürt, dabei ihr eigenes Leben riskiert und zu sich selbst findet. Umringt ist sie Darstellern beispielsweise aus Spanien oder Italien. Für die Produktion hat man Atacama Desert in Chile gewählt. Dass dies keine ganz falsche Wahl der Regina Ziegler Filmproduktion war, beweist die für den Thriller gute Atmosphäre. Die kommt nicht von ungefähr. Ausschlaggebend ist die exotische Kulisse. Zu Beginn des Films schafft sie in aller Harmonie der Protagonisten einen Hauch heiler Welt. Doch als wenige Minuten später das Unglück geschieht und Milla Boones Kind entführt wird, bricht die Stimmung in chaotische, bedrohliche Zustände um, ohne dass sich wesentlich was verändert. Einzig die Wahrnehmung kippt. Schon dieser Aspekt ist Regisseur Marcus Rosenmüller vorzüglich gelungen. Die Anfangssequenz überzeugt auf ganzer Linie.

Doch dann gibt es einen Schnitt und die langwierige Suche von Christine Neubauer als verzweifelte Milla Boone beginnt. Keine Frage, Neubauer macht ihre Sache als Darstellerin einer Mutter auf der Suche nach vermissten Kindern, die keine Furcht kennt und sich durch nichts aufhalten lässt mehr als gut. Das Zusammenspiel mit US-Serienstar Matt Battaglia sowie den anderen Charakteren gefällt. Die unterschiedlichen Facetten, die ihr Charakter bietet, bringt sie dem Zuschauer überzeugend nahe. Verzweiflung, Wut, Stärke, Ehrgeiz und auch Verletzlichkeit gehören dazu. Denn wenn Neubauer als Milla Boone der Fährte einer heißen Spur folgt erwartet sie vieles. Keinesfalls aber ein schnelles Happy End. Immer wieder muss sie Rückschläge erleiden, muss sich in bestimmten Situationen durchsetzen oder verzwickte Zusammenhänge erkennen. Christine Neubauer verkörpert den Gefühlszustand von Milla Boone durch Mimik und Gestik ansehnlich. Wobei ihr Ausflug ins ernstere Genre nicht immer gleich gut gelingt. Manchmal wirkt ihr Schauspiel etwas holprig. Gerade aber in Szenen mit Matt Battaglia, der den geheimnisvollen, zunächst unbekannten James Diaz spielt, laufen beide Schauspieler zu Höchstleistungen auf. Schließlich haben aber auch die anderen Schauspieler genügend Zeit ihre Nebencharaktere, die aber durchaus für den Verlauf der Handlung wichtig sind, dem Zuschauer näher zu bringen. Auch das ist lückenlos authentisch bewerkstelligt worden.

Auf das schauspielerische Können der Darsteller, vor allem bei solch einer international gut aufgestellten Besetzung, ist also Verlass. Doch die Schwächen des Drehbuchs lassen sich dadurch nur unschwer wett machen. Dem Zweiteiler «Heiße Spur» fehlt trotz oder gerade aufgrund der langen Spielzeit zeitweise etwas die spannungsgeladenen Momente, um als echter Thriller durchzugehen. Das Drehbuch von Annette Hess beinhaltet da nämlich einigen Leerlauf, der zuweilen unnötig erscheint. Die Entwicklung der Handlungsstränge, die im Mittelpunkt stehen – nämlich die Suche nach Justin und die Aufklärung des Mordes an Alice Paige -, wird dadurch etwas ausgebremst. Trotz dem überaus spannenden Szenario, das auch filmtechnisch gut veranschaulicht wird, gelingt es nicht diese Spannung stets aufrecht zu erhalten. Zum Glück gibt es auch noch andere Momente. Denn immer dann, wenn Milla Boone sich in Gefahr begibt, etwas unerwartetes passiert und sie überrascht wird, wird «Heiße Spur» interessanter. Oder wenn Milla Boone mit ihren Helfern neue Indizien aufspürt und die Story sich dadurch merklich weiter entwickelt. Aber selbst in diesen Phasen wird der Zweiteiler nicht zum vollendeten Erlebnis. Die Irrungen und Wirrungen, die die Hauptfigur durchlebt, verdrehen auch dem Zuschauer den Kopf, so dass Zusammenhänge nicht immer transparent erscheinen. Weiterhin erscheinen einige Nebengeschichten überflüssig, bringen sie doch die Handlung nicht weiter. Zwischendurch wird es auch noch romantisch, obwohl dieser Teil überhaupt nicht in die verzwickten Konstellationen passt. Der Thriller verflacht allmählich, kann sich danach auch nicht mehr sonderlich steigern.

Wer Nonstop-Action oder Nervenkitzel am laufenden Band erwartet, wird enttäuscht sein. Denn «Heiße Spur» legt den Fokus phasenweise auch auf die charakterliche Entwicklung seiner Protagonisten und veranschaulicht beispielsweise die tiefgründige Selbstfindung seiner Hauptdarstellerin. Dies auch nicht zu knapp. Das resultiert sicher auch durch die Romanvorlage, nach der der Film gedreht wurde. Denn «Heiße Spur» soll auch emotionalisieren und die thematisierte Problematik in der Grenzregion zwischen den USA und Mexiko knallhart seinem Publikum aufzeigen, denn dort war es selbst für einen Dreh zu gefährlich. Emotional ist dann auch das richtige Stichwort für das Ende des Films. Es wird deutlich: Der Film und dessen Thema waren eine Herzensangelegenheit der Macher. An einigen anderen Baustellen hätte besser noch etwas weitergearbeitet werden sollen.

Das ZDF zeigt den ersten Teil von «Heiße Spur» am Montag, den 05. Oktober 2009 um 20.15 Uhr. Der zweite Teil wird am Mittwoch, den 07. Oktober 2009 ausgestrahlt.

Kurz-URL: qmde.de/37604
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