Erst nach 163 Minuten stand die Startaufstellung für das Rennen in Brasilien fest. RTL dauerte dies zu lang – die Entscheidung zeigte man nicht mehr.
Regenchaos in Sao Paulo und Fan-Wut in Deutschland. Am Samstagabend stand die genaue Startreihenfolge für den Grand Prix von Brasilien, der am Sonntagabend ausgetragen wurde, erst nach 163 Minuten fest. Es war somit das längste Qualifying der Formel 1-Geschichte. Heftiger Regen über der Strecke machte eine Austragung der Qualifikation zeitweise unmöglich – schon während des ersten Abschnitts krachte es mehrmals. Als dann in „Q2“ ein weiterer Bolide von der Strecke rutschte, entschieden sich die Rennkommissare die Qualifikation rund eine Stunde lang auszusetzen.
Nicht mit Ruhm bekleckerte sich derweil der Free TV-Sender RTL in Deutschland. In den zweiten Qualifikationsabschnitt startete man verspätet – der Kanal hatte Probleme mit der Platzierung gebuchter Werbespots, weil sich das Zeitfenster der Qualifikation massiv verschob. Gegen 20.13 Uhr erklärte RTL-Moderator Florian König dann aus der Übertragung auszusteigen und «Das Supertalent» zu zeigen. „Wir können nicht das ganze Abendprogramm freiräumen,“ erklärte der Journalist vor laufender Kamera, musste sich dann aber von RTL-Experte Niki Lauda direkt die Frage „Warum nicht?“ gefallen lassen.
Die entscheidenden Szenen waren in Deutschland also exklusiv im Pay-TV bei Sky zu sehen, was Kommentator Jaques Schulz dort mehrfach und mit Genuss erklärte. RTL schaltete allerdings um kurz vor halb zehn Uhr abends nochmals nach Brasilien und brachte seine Zuschauer immerhin noch auf den neuesten Stand der Dinge. Motorsportfans in Foren waren dementsprechend wütend, schließlich stand die Weltmeisterschaft am Samstag kurz vor ihrer Entscheidung. Im Gespräch mit Quotenmeter.de verteidigte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer das Vorgehen: „Die Entscheidung war eine Richtige angesichts der Unklarheit, ob am Samstag überhaupt noch einmal gefahren wird.“
Er bezeichnete es aber als „programmlich unglücklich“, dass zwei RTL-Highlights wie die Formel 1 und «Das Supertalent» zeitgleich passierten. Eine Aufschaltung der Live-Bilder aus Brasilien beim zum Konzern gehörenden Nachrichtensender n-tv sei seiner Aussage nach nicht möglich gewesen. „n-tv ist kein Sender, dessen Programm wir binnen weniger Minuten bestimmen können,“ so Bolhöfer. Bessere Quoten als mit seinen Dokumentationen hätte der Nachrichtenkanal mit der Sportübertragung aber sicherlich gehabt. Die Reichweiten geben der Entscheidung der Sendeleitung von RTL aber recht: Die Formel 1 interessierte zweieinhalb Millionen Menschen, «Das Supertalent» kam im Schnitt auf 6,72 Millionen Zuseher.