Blockbuster-Battle

Blockbuster Battle vom 1. November 2009: «Stirb langsam 4.0» vs. «Titanic»

von
Diesen Sonntag legt sich Bruce Willis in seiner Paraderolle mit dem erfolgreichsten Film aller Zeiten an.

«Stirb langsam 4.0» (RTL)


RTL lässt mit der Free-TV-Premiere «Stirb langsam 4.0» am kommenden Sonntag einen Haudegen alter Schule auf ProSiebens «Megablockbuster» los. In der Fortsetzung der äußerst populären Actionreihe sieht sich der gealterte New Yorker Polizist John McClane (Bruce Willis), nachdem er den unwissend in terroristische Aktivitäten verwickelten Computerhacker Matt Farrell (Justin Long) vor einem Anschlag gerettet hat, mit einer Gruppe Cyberterroristen (u.a. Timothy Olyphant) konfrontiert. Unterstützt von Matt, beschließt McClane, sich nicht auf die überforderten Bundesbehörden zu verlassen und stattdessen den Kampf gegen die Bösewichte mal wieder in die eigenen Hände zu nehmen.

Betrachtet man das Hollywoodkino der letzten Jahre, tritt die der Traumfabrik häufig bescheinigte Ideenarmut wohl stärker zu Tage als je zuvor. Neben unzähligen Prequels, Sequels, Remakes, Reboots, Prequels von Reboots und Sequels von Remakes meldeten sich als besondere Vertreter der Fortsetzungsmanie einige alteingesessene Actionhelden der vergangenen Jahrzehnte nach jahrelanger Leinwandabstinenz zurück, um, sichtlich gealtert, zu versuchen, an frühere Erfolge anzuknüpfen. So feierten Sylvester Stallone («Rocky Balboa», 2006; «John Rambo», 2008), Harrison Ford («Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels», 2008) und eben auch Bruce Willis mehr oder weniger gelungene Comebacks. Letzterer schlüpfte in «Stirb langsam 4.0» nach zwölf Jahren erneut in die Rolle, die ihm einst zum großen internationalen Durchbruch verhalf und seinen Status als Actionheld begründete. Bei den ersten drei Teilen noch unter der Regie von John McTiernan («Stirb langsam», «Stirb langsam - Jetzt erst recht») bzw. Renny Harlin («Stirb langsam 2»), war es nun Len Wiseman, der Willis von einer Szene zur nächsten scheuchte. Der in den 90er Jahren als Ausstattungsassistent (u.a. für die Roland-Emmerich-Actioner «Stargate», «Independence Day» und «Godzilla») tätig gewesene Regisseur, der schon in den ersten beiden «Underworld»-Teilen (2003 und 2006) eher auf handgemachte denn auf computergenerierte Action setzte, versuchte auch die digitalen Eingriffe bei «Stirb langsam 4.0» eher dezent vorzunehmen. Auch wenn ihm dies vor allem gegen Ende des Films misslang, konnte der von Bruce Willis und John McTiernan produzierte Actionstreifen mit mehr als 380 Mio. US-Dollar am Ende das höchste weltweite Einspielergebnis der «Stirb langsam»-Reihe vorweisen, weshalb die Spekulationen über einen potentiellen fünften Teil, für den auch schon Bruce Willis sein Interesse bekundet hat, zurzeit auf Hochtouren laufen.

OT: «Live Free or Die Hard» (2007) von Len Wiseman; mit Bruce Willis, Justin Long, Timothy Olyphant, Maggie Q und Kevin Smith.



«Titanic» (ProSieben)


Parallel zum langsam sterbenden John McClane sticht ProSieben mit der «Titanic» in See, um diesmal vom Wasser aus gegen das «Event-Kino» von RTL zuzuschlagen. Das mittlerweile zwölf Jahre alte Katastrophendrama schildert die erste und zugleich letzte Fahrt des im April 1912 gesunkenen Luxusliners. Den eigentlichen Mittelpunkt der Handlung bildet jedoch die sich an Bord entwickelnde Romanze zwischen der aus gutem Hause stammenden, jedoch mit ihrem Leben unzufriedenen Rose (Kate Winslet) und dem mittellosen, aber lebensfrohen Jack (Leonardo DiCarpio). Gesellschaftlich durch unüberwindbare Standesschranken getrennt, versuchen die beiden ihre immer größer werdende Liebe vor Roses Verlobtem sowie ihrer Mutter geheim zu halten, während die Titanic langsam, aber sicher ihrem unvermeidlichen Schicksal entgegensteuert.

Als der kanadische Filmemacher James Cameron, seines Zeichens unter anderem Regisseur von gelungenen und erfolgreichen Science-Fiction-Klassikern wie den ersten beiden «Terminator»-Teilen (1984 und 1991) und «Aliens - Die Rückkehr» (1986), Mitte der 90er Jahre sein neues Werk «Titanic» in Angriff nahm, ahnte wohl kaum jemand, welche Ausmaße dieses am Ende tatsächlich annehmen sollte. Die auf mehr als 200 Millionen US-Dollar gestiegenen Produktionskosten, Verzögerungen im Drehplan und die nach zahlreichen filmischen Verarbeitungen bereits hinlänglich bekannte Geschichte des berühmten Schiffsunglücks ließen immer mehr Leute am Erfolg von Camerons Mammutprojekt zweifeln. All jene wurden letzten Endes aber eines Besseren belehrt, gilt der Katastrophenfilm mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 1,8 Milliarden US-Dollar doch auch heute noch als der erfolgreichste Film aller Zeiten. Belohnt wurde das opulente Drama außerdem mit elf Oscars, eine Leistung, die bis heute nur noch «Ben Hur» (1959) und «Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs» (2003) vorweisen können. Dabei wurde neben den Auszeichnungen für den besten Film und die besten Spezialeffekte unter anderem auch James Cameron für seine Regie geehrt, sicherlich zu seiner eigenen großen Freude, erhielt er doch 1985 noch die Goldene Himbeere für seine Mitwirkung am Drehbuch zu «Rambo II - Der Auftrag». Auch in schauspielerischer Hinsicht gelang Cameron mit der Engagierung von Leonardo DiCaprio und Kate Winslet ein großer Wurf. Nur zu schade, dass es beiden in ihren klischeebeladenen und recht eindimensionalen Rollen verwehrt blieb, ihre ganze Klasse vollends ausspielen zu können. Ganz anders sah es da schon beim erneuten Zusammentreffen von DiCaprio und Winslet in dem Drama «Zeiten des Aufruhrs» (2008) von «American Beauty»-Regisseur und Winslet-Ehemann Sam Mendes aus. Aber auch bereits zuvor haben sie in Filmen wie «Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa» oder «Aviator» (DiCaprio) bzw. «Das Leben des David Gale» und «Little Children» (Winslet) bewiesen, dass sie zu wesentlich mehr fähig sind als Camerons «Titanic»-Drehbuch zuließ.

OT: «Titanic» (1997) von James Cameron; mit Leonardo DiCaprio, Kate Winslet, Billy Zane, Kathy Bates und Bill Paxton.

Die Empfehlung von Quotenmeter.de


Die Blockbuster des kommenden Sonntags könnten unterschiedlicher kaum sein. So steht dem epochalen Liebesdrama «Titanic» mit «Stirb langsam 4.0» ein kurzweiliger, wahrscheinlich eher für ein männliches Publikum interessanter Actionkracher gegenüber. Letzterer punktet dabei vor allem durch teils erfrischende und gekonnt inszenierte Actionszenen und einen sich in seiner Paraderolle sichtlich wohlfühlenden Bruce Willis. Auch wenn den Film aufgrund seines Szenarios nicht mehr viel mit seinen Vorgängern verbindet, gelang es doch wenigstens dem damals 51-Jährigen mit seinem nach wie vor coolen Auftreten den Charme der Reihe aufblitzen zu lassen. All diese Vorzüge können aber nicht über das ansonsten eher unoriginelle und inhaltsleere Drehbuch sowie die wenig nachvollziehbare Handlung mit ihren hier und da auftretenden Logiklöchern hinwegtäuschen. Auf ProSieben-Seite ist aber auch «Titanic» nicht frei von Lastern. Für die Schilderung der „verbotenen“ Liebe kramte James Cameron so ziemlich jedes bekannte Klischee heraus und übertrat dabei nicht nur einmal die Grenze zum Kitsch. Zumindest stimmt aber die Chemie zwischen den Hauptdarstellern DiCaprio und Winslet, was zum grundsätzlichen Funktionieren der Handlung beiträgt. Die großen Stärken des Films liegen aber hauptsächlich abseits der im Zentrum stehenden Romanze. So zeichnet das Drama ein durchaus interessantes Porträt der Gesellschaftsstrukturen des beginnenden 20. Jahrhunderts. Hinzu kommt die packende Inszenierung, welche vor allem dann, wenn die Handlung mit dem tragischen Schiffsunglück zunehmend an Fahrt gewinnt, positiv zu Buche schlägt. Abgerundet wird das Ganze durch eine sehr ergreifende und den Bogen zur Gegenwart spannende Rahmenhandlung. Unvoreingenommen betrachtet, bleibt «Titanic» gegenüber «Stirb langsam 4.0» also wohl einfach der bessere Film, auch wenn sich bei einer Laufzeit von über drei Stunden gewisse Längen nicht leugnen lassen. Demnach sollten all jene, die sich dem Katastrophenfilm trotz seines Alters bisher entziehen konnten, einer ausgedehnten Liebesgeschichte gegenüber grundsätzlich nicht negativ eingestellt sind und am Sonntagabend genügend Zeit und Geduld aufbringen können, durchaus einen Blick auf «Titanic» wagen. Zur Erweiterung des filmischen Horizonts und zum Abschalten vor einem anstrengenden Wochenanfang eignet sich für alle anderen aber auch «Stirb langsam 4.0».

Der Sieg geht an «Titanic» um 20.15 Uhr auf ProSieben.

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