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Ein zweischneidges Schwert

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«SAM» ist bald Geschichte. Welche Zeichen sendet die Entscheidung an die Produktionslandschaft? Manuel Weis kommentiert.

Von einer „Optimierung“ spricht der Münchner Privatsender ProSieben in einer Pressemitteilung, die das Ende des 14 Jahre laufenden Mittagsmagazins «SAM» verkündet. Es ist ein zweischneidiges Schwert, aber eine wirkliche Optimierung ist es allenfalls aus qualitativer Sicht. ProSieben bemängelte am Dienstag, dass die Quoten des Mittagsmagazins binnen zwei Jahren deutlich gesunken seien – von mehr als 16 Prozent auf rund elf Prozent. Das stimmt – gesunken ist aber auch die Qualität des Formats und zwar massiv. So ist es eigentlich fast schon ein Wunder, dass «SAM» - mittlerweile nur noch aus Altramsch bestehend – überhaupt noch auf elf Prozent in der Zielgruppe kommt.

Natürlich spielt das parallel laufende «Punkt 12» bei den gesunkenen Quoten keine unwichtige Rolle, aber eine viel wichtigere ist dem massiven Sparzwang des Privatsenders zuzuordnen. Als Zuschauer hatte man das Gefühl, die Sendung dürfe schlichtweg fast nichts mehr kosten. Neu produzierte Beiträge, wie es sie bis Anfang des Jahres noch gab, waren zuletzt eher eine Seltenheit bei «SAM».

Oftmals zeigte ProSieben lediglich Schnipsel aus anderen Dokusoaps wie «We are Family» oder gar aus kabel eins-Formaten wie «Mein neues Leben». Die Moderatoren verkamen angesichts von Beiträgen, die zehn Minuten oder länger liefen, nur noch zu wenigen Einsätzen und hätten eigentlich gleich zu Hause bleiben dürfen. Vom Ursprungskonzept, das Susan Atwell 1995 begründete, lag «SAM» zuletzt soweit weg wie die Wüste vom Nordpol.

Die Absetzung ist letztlich nur die letzte Stufe eines Prozesses, der schon länger andauert. Es ist ein Prozess, der vor allem für kleine Produktionsfirmen schmerzhaft ist. Sie waren es, die gerne einmal Beiträge für das Format hergestellt haben und sich so ein kleines Zubrot am harten Produktionsmarkt verdienten. Dank der Resteverwertung aus «We are Family» und Co. war dies jedoch kaum mehr nötig.

Ohne Frage: Das Magazin «SAM» in der jetzigen Form wird kaum jemand vermissen – außer denen, die damit vielleicht hätten Geld verdienen können. Eine Optimierung aus qualitativer Sicht stellt die Hereinnahme von «Charmed» und «Desperate Housewives» also durchaus dar. Sie setzt aber auch ein gewaltiges Zeichen, das einigen deutschen Produzenten Angst macht: ProSieben kürzt in der Daytime eigenproduzierte Formate um drei Stunden zusammen. Anstatt von 12.00 bis 18.00 Uhr zeigt man solche Sendungen nur noch von 15.00 bis 18.00 Uhr. Den freigewordenen Platz füllen US-Serien, die preisgünstiger sind als ein aufwändiges Magazin.

Ein zweischneidiges Schwert ist die Entscheidung, die ProSieben am Dienstag bekanntgab. Bessere Quoten müssen bei «Charmed» und den Hausfrauen übrigens keineswegs drin sein – vielleicht ist das aber gar nicht so wichtig. Am Ende muss heutzutage wohl einzig und allein die Kohle stimmen.

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