Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Ende für Nackt-Call-In

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Das DSF ist bald Geschichte und mit ihm sein mieser Ruf. Doch war der Sender wirklich so schlecht?

Ein Plädoyer für einen Sender wie das DSF zu halten, der in den letzten Jahren vornehmlich seinen einst guten Ruf im TV-Geschäft selbst ramponiert hat, ist nicht einfach. Dennoch gilt ein Satz, der aktuell in einem anderen Zusammenhang häufig gebraucht wird: Es war nicht alles schlecht. Und dies stimmt auch beim Sportsender DSF bedingt, der im Zuge einer kompletten Umstrukturierung in den nächsten Monaten in Sport1 umbenannt werden wird.

Mit diesem Namenswechsel beugt sich der Eigentümer Constantin Medien AG dem negativen Image, den der Name DSF mittlerweile in den Köpfen der Zuschauer hervorruft: Call-In-Spiele am Nachmittag und Oben-Ohne-Anrufshows mit Stripperinnen wie Cheyenne Lacroix, die sich nach 23 Uhr plötzlich ihrer Kleidung entledigen, haben dem Ruf des Senders massiv geschädigt. Stefan Raab machte sich zeitweise in «TV total» über die unfairen Methoden bei den Gewinnspielen lustig. Die ab Mitternacht gezeigten «Sexy Sport Clips» erlangten durch Parodien von Oliver Pocher und Co. traurige Berühmtheit und zogen das DSF-Image gerade in der wichtigen, jungen Zielgruppe nach unten.

Diese kollektive mediale Wahrnehmung führte zu dem ramponierten Ruf des Senders, der von nun an nicht mehr von einem Teil der Zuschauer als Sportkanal, sondern als Gewinnspiel- und Sex-Filmchen-Sender gesehen wurde. Ungerecht ist eine solche Wahrnehmung nicht unbedingt, da das DSF sie selbst verschuldet hat – die höhere Rendite und die größeren Gewinne gingen auf Kosten der Akzeptanz und des Images. Dennoch war der Sender nicht das, wofür er zuletzt abgestempelt wurde.

Das DSF hat in den vergangenen Jahren mit einer werktäglichen Fußball-Sendung namens «Bundesliga Aktuell» ein großartiges Format aufgebaut, das kompetent informiert und gute Quoten erzielt. Mit regelmäßigen Handball-Live-Übertragungen sowie Berichterstattungen von Randsportarten wie Poker oder Tischtennis ging das DSF ein wenig zu den Wurzeln zurück und nimmt sich damit selbst wieder ernst: Nämlich grundsätzlich über Sport jeglicher Art zu berichten. Tennisfans kommen in diesen Monaten so gut auf ihre Kosten wie nie zuvor: Der Sender hat zahlreiche Live-Übertragungen eingekauft und zeigte u.a. Highlights und Live-Spiele von Wimbledon und anderen Grand Slams. Abends informiert unter der Woche die minutenaktuelle Sendung «DSF aktuell» über die neuesten sportlichen Entwicklungen. Der sonntägliche «Doppelpass» ist ein zum Ritual gewordenes Pflichtprogramm für den echten Fußball-Freund. Und am Freitagabend probiert sich das DSF momentan an einem Doppelpass für den einfachen Fan namens «Heimspiel», der aus einer Essener Kneipe den gelebten Fußball in die eigenen vier Wände bringt.

Festzuhalten ist also, dass das DSF nicht so schlecht war wie sein Ruf. Die zahlreichen guten Entwicklungen mit neuen sportbezogenen Shows und Sendungen in den letzten Monaten ließen vermuten, dass das DSF wieder mit langfristiger Qualität mehr Zuschauer erreichen kann als mit Call-In. Die Umbenennung in Sport1 und die damit verbundene Abschaffung von Gewinnspiel-Shows ist damit also nur folgerichtig, um den zu Unrecht miesen Ruf der Marke loszuwerden und einen kompletten Neuanfang beginnen zu können. Sport wird also wieder großgeschrieben im deutschen Fernsehen. Gut und wichtig, dass es diesen Sender gibt.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.


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