Die aktuellen TV-Jahresrückblicke sind in ihrer Machart nicht zu ertragen, meint unser Praktikant.
Anfang Dezember. Die Zeit, in der unsere TV-Sender den Zuschauer gerne mit zahlreichen eigenen Jahresrückblick-Shows bombardieren, um auch ja mahnend an das zu erinnern, was in den vergangenen zwölf Monaten passierte. Johannes B. Kerners «2009» zeigte Sat.1 am Freitag, «Menschen 2009» mit Thomas Gottschalk wurde am Sonntag ausgestrahlt. Am kommenden Wochenende komplettiert Günther Jauch das Triumvirat der Mahnenden mit «2009! Menschen, Bilder, Emotionen». Ich halte all diese Sendungen für den gleichen Einheitsbrei.
Hier werden die großen gesellschaftlichen Ereignisse und wichtigen historischen, teils politischen Entwicklungen des Jahres mit persönlichen Tragödien und Einzelschicksalen vermengt, einmal durchgerührt und das ausgespuckt, was der Zuschauer dann in vier Stunden sieht. Ich habe mir die Shows bisher angesehen und auf mich wirkte Kerners Rückblick wie Informationsvermittlung in Fast-Food-Manier: Alle zehn Minuten wechselte das Thema, furchtbar hektisch und ohne detaillierte Fragen schleuste Kerner zig Gäste durch die mehrstündige Show, um am Ende auch ja kein Thema auszulassen, aber auch keines so wirklich hintergründig zu behandeln.
Dem Zuschauer hat diese Hetzerei nicht gefallen, denn er schaltete größtenteils nicht ein. Thomas Gottschalk wirkte in seiner ZDF-Show, die übrigens in den Vorjahren Kerner moderiert hatte, teils gelangweilt und bewies wie immer kein Interviewtalent, stellte also dieselben langweiligen Fragen an vermeintlich interessante Gäste, die auch aus der örtlichen Mainzer Schülerzeitung hätten stammen können.
Am Sonntag folgt nun Günther Jauch mit dem RTL-Rückblick und ebenfalls gesellschaftlichen Topthemen wie Schweinegrippe, Abwrackprämie, Michael Jackson und Bundestagswahl, gepaart mit menschlichen Einzelschicksalen und rührenden Tragödien. Mich interessieren solche Geschichten überhaupt nicht und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es vielen Zuschauern anders geht. Es ist heuchlerisch und entlarvend, wenn zum Ende des Jahres mit der humanistischen Keule um sich geschwungen wird und Schicksale als Gesprächsthemen herhalten müssen, die das ganze Jahr niemand beachtete.
Ich vermisse grundsätzlich die Qualität und den authentischen Charakter in diesen Shows. Aber was will ich erwarten, wenn ein Jahresrückblick auch schon Anfang Dezember gesendet wird? Eine kompetente Berichterstattung sicher kaum. Denn die aktuellen Jahresrückblicke von Sat.1, RTL und ZDF lassen das wohl wichtigste politische und gesellschaftliche Thema außen vor: Die Weltklimakonferenz in Kopenhagen, bei der in diesen Tagen eventuell die Weichen für die Zukunft von uns Allen gestellt werden. In einem der aktuellen Rückblicke wird dieses Ereignis mit keinem Wort erwähnt. Darf man solche Sendungen dann noch ernst nehmen?
Tag für Tag erleben wir im Fernsehen skurrile Situationen und verrückte Ereignisse. Unser Quotenmeter-Praktikant nimmt den Wahnsinn der TV-Welt zum Anlass, um seine Gedanken aufzuschreiben. Doch die sind meist nicht intelligenter als das, worüber er schreibt. Trotzdem gibt es jeden Mittwoch die Ansichten eines Fernsehjunkies in „TV und so“. Nur auf Quotenmeter.de.