Glenns Gedanken

Et alors, Olivier de Poche?

von
Etwas mehr als zwei Monate gibt es nun schon Deutschlands neue Late-Night-Hoffnung «Die Oliver Pocher Show» bei Sat.1 zu sehen. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.

Oliver Pocher galt lange Zeit als Aushängeschild für den frischen Humor der heranwachsenden Generation. Er moderierte bei Viva «Alles Pocher, oder was?» und später auf ProSieben «Rent a Pocher», und langsam aber sicher bildete sich eine feste Fangemeinde. Pochers Shows wurden zum Gesprächsthema auf Schulhöfen, wie einst «TV total», als es noch einmal die Woche lief. Besonders beliebt waren immer Pochers Außenreportagen, in denen er auf diversen Preisverleihungen oder Filmpremieren der A-Prominenz auf die Pelle rückte und sie in seiner unverwechselbaren Art mit skrupellosen Kommentaren belästigte. Nach verschiedenen kleineren Formaten auf ProSieben holte ihn Altmeister Harald Schmidt ins Erste, um mit ihm gemeinsam eine neue Late-Night-Show zu machen. Doch das Experiment kann als gescheitert betrachtet werden, denn die Beziehung dauerte lediglich zwei Jahren, bevor die beiden Humoristen wieder getrennte Wege gingen. Zu unpassend erschien die Kombination Schmidt/Pocher.

Wie macht sich also Pocher nach den Lehrjahren jetzt in seiner eigenen Solo-Late-Night-Show? Nun, es ist nicht wirklich schlecht, aber leider auch kein Must-See-Programm. Alle klassischen Elemente eines solchen Formates sind vorhanden: Stand-Up, Showband, Schreibtisch, Einspielfilme, Gäste. Und genau das ist wahrscheinlich auch das Problem. Es fehlt das Einzigartige; ein Grund, sich die Sendung anzuschauen. Alle Elemente der Show sind den Zuschauern bereits vertraut - es gibt keinen Überraschungsmoment mehr. Ob man die Show gesehen hat oder nicht ist letztlich egal, weil sie einfach kein Gesprächsthema ist. Das kann man auch anhand der deutlich schwächelnden Einschaltquoten nachvollziehen.

Hinzu kommt, dass Pocher leider nicht für alle Bestandteile einer Late-Night-Show geeignet ist. Das fängt schon beim stets holprigen Stand-Up an. Inzwischen hat man diesen Teil der Show arg verkürzt, und die Themenvielfalt beschränkt sich meist auf Fernsehen und Fußball. An Gesellschaft und Politik traut sich der werdende Vater nicht mehr heran. Ist vielleicht auch besser so. Bewundernswert ist auch sein nicht endender Glaube daran, dass er ein talentierter Parodist sei. Dem ist nicht so! Es ist jedesmal aufs Neue zum Fremdschämen, wenn er versucht, Michelle Hunziker oder Oliver Kahn zu imitieren. Er kann es einfach nicht.

Ein weiteres Problem für Pocher ist seine Zielgruppe. Viele seiner ehemaligen Fans sind inzwischen aus dem Teenageralter raus und haben sich humormäßig weiterentwickelt. Für sie ist der Brachialhumor des mittlerweile 30-jährigen Moderators uninteressant geworden, und die aktuellen Jugendlichen haben andere Humor-Vorbilder. Für sie ist Pocher schon zu alt. Auch Olli selbst scheint sich nicht ganz sicher zu sein, welches Publikum er ansprechen will. Einerseits nimmt er einen Song mit Skandalrapper Bushido auf, andererseits moderiert er als Quizmaster die Sendung «5 gegen Jauch». Die Schnittmenge der Rezipienten dürfte eher gering sein.

Fazit: Oliver Pocher ist definitiv ein talentierter Komiker, von dem wir sicher auch noch lange hören werden. Er sollte sich jedoch auf seine Kernkompetenzen konzentrieren und die Dinge, die ihm nicht liegen, sein lassen. Überfallartige Reportagen drehen und freche Interviews mit Talkgästen führen - das kann unser Olli und das sollte er auch weiter ausbauen. Doch bevor er sich wieder internationale Gäste wie Shakira einlädt, sollte er dringend einen Aufbaukurs Englisch besuchen.

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