TV und so

Dinner for Silvester

von
Was soll eigentlich diese Tradition, «Dinner for One» immer an Silvester zu schauen?

Gerade erst ist Weihnachten überstanden und es sind die letzten, übriggebliebenen Festtagsreste weggefuttert, schon steht die nächste große Feier an: Silvester. Und auch hier verbinden wir eine besondere Tradition mit der Flimmerkiste. Während wir versuchen, uns vor und an Weihnachten mit besonderen traditionellen Festfilmen wie «Das Wunder von Manhattan», «Schöne Bescherung» oder «Die Geister, die ich rief» in die richtige Stimmung zu bringen, sitzen wir am Silvestertag zumindest 18 Minuten vor dem TV-Gerät und schauen «Dinner for One». Warum eigentlich?

«Dinner for One», ein vom NDR im Jahr 1963 produzierter Sketch des englischen Komikers Freddie Frinton, ist die am häufigsten wiederholte Sendung im deutschen Fernsehen und steht mit dieser Errungenschaft im Guinness-Buch der Rekorde. Teilweise wird die Sendung 15 mal an Silvester auf den verschiedenen dritten Programmen sowie dem Ersten ausgestrahlt, das ergibt 300 Sendeminuten. Auch in der modernen Fernsehkultur sind Miss Sophie und Butler James fest verankert: Stefan Raab spielte mit Gästen immer wieder den Sketch in seiner «TV total Silvestergala» nach.

Warum und wie der Sketch zu einer solchen Fernsehtradition geworden ist, lässt sich wie so oft nur vermuten. Das größte Verdienst geht sicherlich an Peter Frankenfeld, den ehemaligen großen Showmaster des Westfernsehens, der den Sketch 1962 in England auf der Theaterbühne entdeckte und für das deutsche Fernsehen adaptierte. Erstmals ausgestrahlt wurde das Stück am 8. März 1963 in der Sendung «Guten Abend, Peter Frankenfeld», später wurde es noch einmal für weitere Wiederholungen aufgezeichnet. Frankenfeld, der damals zig Millionen Menschen vor die Fernsehgeräte brachte und einen wichtigeren Status als Thomas Gottschalk heute hatte, war wohl der Einzige, der diesen Sketch so stark in der deutschen Kultur etablieren konnte. Ohne ihn hätte es «Dinner for One» im TV sicher nie gegeben.

Doch erst der NDR-Unterhaltungschef Henri Regnier war es, der den Sketch zu einer festen Silvestertradition machte. Am 31. Dezember 1972 gab es die erste planmäßige Silvester-Ausstrahlung von «Dinner for One». Seitdem ist die Sendung nicht mehr vom Jahreswechsel wegzudenken. Und wie immer ist es das Publikum gewesen, das diesen Sketch zu einer Tradition machte: Hätten nicht wieder und wieder Millionen von Menschen eingeschaltet, hätte sich «Dinner for One» bis heute nicht gehalten. Und so ist dieser Klassiker langsam und stetig zur Kultur geworden. Es gibt skurrile Fernsehtraditionen, die sich wie diese nur schwer erklären lassen: Wussten Sie beispielsweise, dass halb Schweden an Heiligabend um 15 Uhr das Disney-Cartoon-Special «From All of Us to All of You» mit diversen Kurzfilmen von Donald Duck schaut? Ein ähnliches Phänomen ist «Dinner for One» in Deutschland. Und damit einen guten Rutsch in 2010!

Tag für Tag erleben wir im Fernsehen skurrile Situationen und verrückte Ereignisse. Unser Quotenmeter-Praktikant nimmt den Wahnsinn der TV-Welt zum Anlass, um seine Gedanken aufzuschreiben. Doch die sind meist nicht intelligenter als das, worüber er schreibt. Trotzdem gibt es jeden Mittwoch die Ansichten eines Fernsehjunkies in „TV und so“. Nur auf Quotenmeter.de.

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