ProSieben programmiert demnächst zahlreiche US-Serien in der Primetime. Sind gute Quoten sicher?
In den vergangenen Jahren hatte ProSieben, abgesehen von den «Desperate Housewives» und «Grey’s Anatomy», nicht viel Quotenglück mit US-Serien. Nur wenige der Neustarts aus den USA liefen zumindest akzeptabel auf dem Senderschnitt, nur sehr selten schaffte es eine Serie, sich als erfolgreiches Programm zu etablieren. «Fringe» war so ein Hit, der montags um 20.15 Uhr über die ganze Staffel funktionierte und nicht nach zehn Folgen schon Quoteneinbrüche hinnehmen musste, wie dies u.a. bei «Lost» der Fall war, welches nun bei der Resterampe kabel eins gelandet ist.
Umso bitterer muss es für ProSieben sein, dass «Fringe» mit der zweiten Staffel in den USA ca. ein Drittel seiner Zuschauer abgegeben hat und durch diese schlechten Entwicklungen möglicherweise bald abgesetzt wird. Da hat ProSieben in all den Jahren zumindest einmal ein vermeintlich lange erfolgreiches Mystery-Format im Programm, und dann wird es in den USA vielleicht nicht verlängert. Immerhin: Erstens stehen die Chancen für eine dritte Staffel von «Fringe» trotz des Zuschauerrückgangs nicht allzu schlecht und zweitens können sich alle deutschen Zuschauer noch auf die zweite Season freuen, die am 08. März montags erneut um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird. Inhaltlich wird die zweite Staffel von einem Teil der Fans in den Himmel gelobt, vom anderen Teil niedergemacht. Dennoch dürfte sich ProSieben auch weiterhin über gute Einschaltquoten über dem Senderschnitt freuen.
Im vergangenen Jahr hat «Fringe» der britischen Serie «Primeval» zum Erfolg verholfen, die immer um 21.15 Uhr folgte. Diesmal setzt ProSieben auf «FlashForward» als Nachfolgeprogramm der Serie um Olivia Dunham und die Bishops. «FlashForward» ist ein US-Format, das erst in dieser Saison gestartet ist. In den USA verlor die Serie mit fast jeder Episode massiv Zuschauer und hatte zuletzt, nach anfänglichen 12,5 Millionen, nur noch sieben Millionen Fans. Eine Verlängerung in die zweite Staffel erscheint unwahrscheinlich. Da die Zuschauer das Format abgestraft haben und es auch bei den Kritikern durchfällt, könnte sich quotentechnisch eine ähnliche Entwicklung bei ProSieben abzeichnen: Wie bei fast jeder US-Serie dürften die guten Anfangsquoten nach und nach fallen. In Deutschland startet das Format am 01. März schon mit einer Doppelfolge, bevor es eine Woche später den Montags-Sendeplatz hinter «Fringe» einnimmt. In der Serie bleibt für 137 Sekunden die Erde regelrecht stehen – niemand kann sich später erinnern, was in dieser Zeit geschehen ist. FBI-Agenten gehen anschließend diesem „FlashForward“-Phänomen nach.
Schon in dieser Woche startet der Tennie-Hit «The Vampire Diaries», der in den USA für das kleine Network The CW prompt zur erfolgreichsten Serie wurde. Klar ist, dass die Serie schamlos dem aktuellen „Modern Vampire“-Trend ausnutzt, der sich momentan in den Filmen «Twilight» und zahlreichen Novellen rund um das Thema über die ganze Welt ausbreitet. Ob dieser Hype allerdings so stark ist, dass ProSieben am Abend dauerhaft damit gute Quoten generieren kann, ist fraglich. Denn erstens hat es noch nie eine US-Teen-Serie geschafft, sich dauerhaft in der Primetime zu etablieren (zuletzt scheiterte «O.C. California») und zweitens wird der Vampir-Hype irgendwann vorbei sein – und dann werden solche Formate weder in den USA noch in Deutschland erfolgreich bleiben.
Angesichts der neuen Serien bei ProSieben musste auch Altbewährtes weichen: Die neue Staffel von «Supernatural» wird künftig nicht mehr in der Primetime, sondern ab März erst montags um 23.15 Uhr gesendet. Ein mutiger Schritt angesichts der relativ festen Fangemeinde, die sich das Format in Deutschland aufgebaut hat. Zwar war die Serie nie ein großer Quotenerfolg, hatte aber konstante Zuschauerzahlen meist im zweistelligen Marktanteils-Bereich. Und konstante Quoten für US-Serien sind keine Häufigkeit bei ProSieben. Dennoch werden die Münchener auch mit dem Blick auf die kommenden, neuen US-Hits Sendeplätze freigeräumt haben. Denn mit «The Good Wife» und «Glee» stehen weitere US-Formate in Deutschland in den Startlöchern, die ProSieben einkaufen könnte. Der langfristige Vorteil dieser beiden Sendungen: Sie sind im Gegensatz zu den aktuellen Neustarts auch in den USA erfolgreich.
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.