«Hart aber fair» ist seit 2001 eine feste Institution im Polit-Talkshowzirkus. Das unkonventionelle Konzept und der kritische Interviewstil des Moderators Frank Plasberg kamen beim Publikum des WDR an, wo die Sendung mehrere Jahre ausgestrahlt wurde. Im Jahr 2007 wanderte sie aufgrund ihres Erfolgs ins Abendprogramm des Ersten und wird seitdem mittwochs um 21.45 Uhr 90 Minuten lang gezeigt. Plasberg und sein Team widmen sich meist aktuellen politischen, aber auch gesellschaftlichen Themen wie dem Niveau des Fernsehprogramms, Computerspielen oder auch zuletzt der Gier in der Gesellschaft. In der vergangenen Woche erreichte die Sendung mit letzterer Debatte die höchste Quote aller Zeiten. Zeit also, um einen Quotencheck der bisherigen Ausgaben der aktuellen Staffel seit Ende Juli zu machen.
Am 29. Juli 2009 startete «Hart aber fair» mit dem Thema „Im Land der weinenden Milliardäre“ mit 3,17 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 14,2 Prozent in die neue Saison. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen wurden 0,70 Millionen und 7,3 Prozent erreicht. Damit lag das Programm in beiden Gruppen leicht über dem Schnitt des Senders. Die Sendung der folgenden Woche über das Thema „Urlaubs-Abzocke“ kam auf 2,67 Millionen Zuschauer und 12,6 Prozent; in der Zielgruppe wurden nur noch unterdurchschnittliche 4,3 Prozent erreicht. Die folgenden drei Shows liefen allerdings wieder über dem Schnitt des Ersten, der aktuell bei 12,6 Prozent beim Gesamtpublikum sowie 6,6 Prozent bei den Werberelevanten liegt. Besonders erfolgreich war die Ausgabe vom 02. September mit 3,48 Millionen Menschen und starken 15,6 Prozent.
Den Tiefpunkt der Staffel musste «Hart aber fair» eine Woche später hinnehmen. Das Thema „Abgrund Afghanistan“ erreichte nur 1,93 Millionen Zuseher und 7,6 Prozent beim Gesamtpublikum. Keine andere Ausgabe der Show kam bisher überhaupt auf einen nur einstelligen Marktanteil. Auch in der Zielgruppe gab es mit 0,33 Millionen Werberelevanten und 3,0 Prozent einen Negativ-Rekord. Im Gegenprogramm lief allerdings ein WM-Qualifikationsspiel der DFB-Elf. Doch auch die folgenden zwei Ausgaben von «Hart aber fair» kamen weder beim Gesamtpublikum noch bei den 14- bis 49-Jährigen über den Senderschnitt. Auch die erste Sendung nach der Bundestagswahl 2009 erreichte mit insgesamt 3,85 Millionen Zuschauern nur durchschnittliche 12,5 Prozent sowie 6,7 Prozent bei den Werberelevanten.
Erfolgreich und polarisierend war allerdings die Ausgabe vom 07. Oktober über die Türken-Schelte von Thilo Sarrazin. 3,21 Millionen Zuschauer brachten der ARD 14,1 Prozent Marktanteil. In der Zielgruppe interessierten sich allerdings nur 5,7 Prozent für das Thema. Doch mit diesen Zahlen musste sich die Show von überdurchschnittlichen Quoten für längere Zeit verabschieden. Vom 21. Oktober bis zum 16. Dezember 2009 erreichten die Ausgaben zwischen 11,0 und 12,7 Prozent Marktanteil und damit einen sehr konstanten, aber meist nur unterdurchschnittlichen Marktanteil, obwohl brisante Debatten über das Minarettverbot, Mobbing in der Arbeitswelt und die Klima-Erwärmung geführt wurden. In der Zielgruppe ergibt sich ein ähnliches Bild: Die sechs Sendungen im genannten Zeitraum erreichten zwischen 3,3 und 6,2 Prozent und lagen damit allesamt unter dem Schnitt des Ersten.
Trotz dieser durchschnittlichen Quoten Ende 2009 startete «Hart aber fair» fulminant ins neue Jahr. Die erste Sendung 2010 am 13. Januar über „Merkels Murks-Koalition“ begeisterte 4,23 Millionen Menschen und holte somit 16,5 Prozent Marktanteil. Dies waren die höchste Reichweite und der beste Marktanteil der Staffel. In der Zielgruppe punktete man mit 5,8 Prozent allerdings nicht. Sieben Tage später sollte der aufgestellte Rekord prompt getoppt werden. 4,75 Millionen Menschen interessierten sich für das Thema „Gier in der Gesellschaft“. Die Show erzielte einen Marktanteil von 17,7 Prozent beim Gesamtpublikum sowie überdurchschnittliche 6,9 Prozent der Werberelevanten. Dies waren erneut mit Abstand die höchste Reichweite und der beste Marktanteil der bisherigen Staffel und sogar die höchste Reichweite aller Zeiten für das Format. Sie schlug knapp die Sendung vom 07. November 2007, als eine Diskussion über das Gesundheitssystem 4,73 Millionen Zuschauer anlockte.
Im Durchschnitt kommen die bisher 18 gesendeten Ausgaben von «Hart aber fair» dieser TV-Saison auf 3,13 Millionen Zuschauer und 13,0 Prozent Marktanteil. Damit liegt die Sendung leicht über dem Durchschnitt des Ersten, womit der Sender sehr zufrieden sein kann. In der Zielgruppe sind die Reichweiten von 0,55 Millionen Zuschauern und 5,3 Prozent allerdings noch ausbaufähig und liegen bisher unter dem Senderschnitt. Teilweise hängen die Quoten der Shows auch vom Erfolg des Mittwochsfilms ab, den Das Erste ab 20.15 Uhr zeigt. Manchmal setzen Plasberg und sein Team auf Themenabende, die das Thema des vorherigen Films aufgreifen – wie zuletzt am 20. Januar, als mit der Sendung über Gesellschafts-Gier eine Rekordquote generiert wurde. Im Vorprogramm lief der neue Wedel-Film namens «Gier». Gegenüber der letzten Staffel, die durchschnittlich 2,94 Millionen Menschen und 12,3 Prozent sowie 4,8 Prozent der 14- bis 49-Jährigen erreichte, konnte «Hart aber fair» bisher ebenfalls zulegen. Eine erfreuliche Entwicklung also für die wohl beste Polit-Talkshow im deutschen Fernsehen und eine verdiente Würdigung für die gute Arbeit des Teams der Sendung.