Hingeschaut

«Law & Order»: Vereintes Königreich

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Seit zwei Wochen ist im Bezahlfernsehen der britische Ableger der erfolgsgekrönten Krimiserie zu sehen. Quotenmeter.de nimmt die ersten beiden Episoden in Augenschein.

"Die Gesetze sind eigentlich nicht derart unterschiedlich und, nun, Mord bleibt Mord", so Dick Wolf über jene ertragreiche Wellen, die seine unermüdliche Schöpfung noch heute zu schlagen weiß – In diesem Fall dreht es sich um den jüngsten Ableger der erfolgsgekrönten Serie, eine britische Adaption und zudem ein über Jahre hinweg gehegter Traum des inzwischen 64-jährigen. In Großbritannien feierte die zweite Staffel, ausgestattet mit sechs Episoden, erst im vergangenen Monat ihre Premiere, hierzulande hat sich der im Bezahlfernsehen aufzufindene Sender Fox der Ausstrahlung angenommen: Seit nunmehr zwei Wochen ist «Law & Order: United Kingdom» in der Donnerstag-Primetime zu sehen. Die Erzählungen beruhen auf den Drehbüchern der Heimat, populäre Merkmale des Originals wurden übernommen; geistlose Akklimatisierung oder erfolgreiche Koordination?

In unserem Strafrechtssystem vertreten zwei wichtige von einander unabhängige Gruppen das Volk: Die Polizei, die Verbrechen aufklärt und die Staatsanwaltschaft, die Anklage gegen die Straftäter erhebt. Dies sind ihre Geschichten.

Ein amerikanischer Journalist berichtete einst über die Zahl der Abkömmlinge des Franchise und bemerkte abschließend, «Law & Order» bliebe schlicht und einfach «Law & Order». Kein Zweifel, auch Englands Version der Produktion gleicht sich dem Schema unempfindsam an. Das Konzept der Grenze zwischen Polizeiarbeit und Justizgefecht sowie die obligatorischen Schwarz/Weiß-Intertitles bleiben bestehen und da das Privatleben der Figuren ähnlich der Vorlage lediglich am Rande diverser Konversationen thematisiert wird, bietet man im Prinzip nichts Neues für das Publikum. Selbstverständlich war dies nicht das primäre Ziel, aber dennoch handelt es sich um eine zu betrauernde Tatsache. Die ersten beiden Episoden "Eiskalt" und "Monster" liegen den Skripts und der Ausführung von "Erfroren" und "Mörderisches Erbe" zu Grunde und halten sich recht nah an deren inhaltliche Vorgänge, weshalb es für Kenner keine großen Überraschungen geben dürfte. Obgleich die Neuauflage demnach kaum ein Fünkchen Eigeninitiative aufzuweisen hat, sei an dieser Stelle versichert, dass überaus gelungene Arbeit in diesen zwei Folgen steckt. Arbeit, die sich im wahrsten Sinne der Worte, sehen lassen kann.

“Erforen” schildert den tragischen Fund der Leiche eines neun Monate alten Kleinkindes, das der Autopsie nach zu urteilen vergast wurde. Die Ermittlungen Detecive Sergeants Ronnie Brooks und dessen Partner Matt Devlin führen sie zu Mike Turner, dem direkten Nachbarn der Mutter des Opfers. Oberstaatsanwalt Steel erhebt, sich seiner Sache sicher, Anklage, doch auf Grund eines Verfahrensfehlers scheint die Schlacht verloren. “Mörderisches Erbe” erzählt indes die Geschichte des dreizehnjährigen John, der mitsamt seines Freundes Danny und anderen bei einer Pflegemutter aufwächst und letztgenannten in Rage mit Fußtritten tötet. Seine Anwältin versucht mit Hilfe von Studien zu belegen, dass John durch seine Gene keine andere Wahl hatte, als eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen.

Positiv zu beurteilen ist eindeutig die Leistung aller Darsteller. Sowohl Bradley Walsh und Jamie Bamber als ernstzunehmende Ermittler, als auch Ben Daniels in der Rolle des angesehenen Staatsanwalts, wirken glaubhaft und verleihen ihren Charakteren die notwendige Authentizität und dies obwohl ihre Figuren genauso viel Hintergrund besitzen wie eine unbemalte Leinwand. Kameraführung und Schnitttechnik entbehren jedweder Kritik, weshalb lediglich zwei Fragen ungeklärt bleiben: 'War das wirklich nötig?' und 'Sollte man die Serie verfolgen?'. Zu ersterem Mysterium lässt sich definitiv sagen: Nein. So lange man nicht eigene Ideen und vor allem Drehbücher umsetzt, wird «Law & Order: UK» eine Randerscheinung bleiben, die durch Dinge und Szenen besticht, die man bereits zuvor in der ein oder anderen Form gesehen hat.

Damit augenblicklich zu Frage zwei: Es handelt sich um ein Déjà-vu der schönsten Form und insofern man noch nicht bewandert ist, in den Gefilden des von Wolf geschaffenen Kosmos, sind unterhaltsame Stunden garantiert, immerhin fehlt dem Format in Bezug auf literarischer und optischer Manier rein gar nichts. Anhänger des Originals werden mit Sicherheit den Charme der Adaption entdecken, doch auf Grund der kalten Analogie stets die Quelle bevorzugen. Wieso auch nicht? Die gefertige Kopie schadet niemandem, sondern beglückt die Verantwortlichen mit erfreulichen Einschaltquoten, die Zuschauer mit solider Krimikost und die Fans mit einer getreuen Hommage, die durch Ernsthaftigkeit und einen Bruchteil an britischem Gefühl überzeugt. Ergo: Einschalten lohnt sich.

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