Weil das Eis wegen einer Promoaktion extrem beschödigt war, musste der Sky-Moderator am Dienstag eine 106-minütige Pause überbrücken. Dabei lief er zur Höchstform auf. Mit Quotenmeter.de sprach Michael Leopold über das Play-Off-Spiel Wolfsburg gegen Düsseldorf.
Herr Leopold, Sie haben am Dienstagabend das Play-Off-Spiel zwischen Wolfsburg und Düsseldorf moderiert. Als ich von der 106-minütigen Unterbrechung hörte, weil das Eis kaputt war, ist mir sofort das Champions League-Spiel in Madrid eingefallen, als das erste Tor schon vor dem Anpfiff umfiel und Günther Jauch und Marcel Reif zwei Stunden überbrücken mussten. Witziger Weise ist das inzwischen fast genau zwölf Jahre her. Haben Sie das damals eigentlich gesehen?
Klar habe ich das gesehen, aber ich bin mit solchen Vergleichen vorsichtig. Die beiden haben das damals wirklich extraklasse gelöst, wenngleich es natürlich auch nicht gerade einfach ist, 105 Minuten im Eishockey zu überbrücken.
Sie sollen das – so wurde mir zumindest zugetragen – auch wunderbar gelöst haben. Drehen wir die Zeit mal etwas zurück. Es ist die erste Drittelpause – und was passierte dann?
Das Lustige ist, dass wir Marcel Schäfer vom VfL Wolfsburg als ersten Studiogast bei uns hatten. Dieser wurde mit dem Siegerauto der Rallye Dakar ins Stadion gefahren, VW wollte das wohl in Wolfsburg zu Werbezwecken nutzen. Als Marcel Schäfer dann bei uns im Studio war, haben wir sogar noch geflachst, wie gut der Fahrer die Kiste unter Kontrolle hatte. Keiner von uns kam da auf die Idee, dass der Spikes drauf hatte. Und dann nahm das Unheil seinen Lauf.
Wie haben Sie denn davon erfahren? Klassischerweise sitzt der Moderator mit dem Rücken zur Eisfläche, wenn er moderiert. Sie selbst konnten also vermutlich wenig sehen.
Wir haben die Information bekommen, dass die Eismaschine noch einmal auf das Eis fahren muss. Es hieß, dass es wohl nach zehn Minuten weitergehen kann und wir sahen zunächst auch kein Problem auf uns zukommen. Irgendwann begann dann aber eine Art Showdown: Die Regeln besagen, dass der Veranstalter bei Fahrlässigkeit 90 Minuten nach der regulären Pause Zeit hat, einen aufgetretenen Schaden zu reparieren. Und so tickte die Uhr herunter. Uns wurde also gesagt, dass spätestens um 21.46 Uhr wieder angepfiffen werden muss – das klappte schließlich auch.
Die Unterbrechung dauerte 106 Minuten – was macht man als Moderator in dieser Zeit?
Da war alles dabei. Wir haben beispielsweise festgestellt, dass unser Statistiker vor dem Stadion den Reifenwechsel des Rallye-Autos mit seinem Handy gefilmt hat – das war dann für uns recht praktisch. Walter Köberle war bei uns: Dessen Düsseldorfer mussten kürzlich 30.000 Euro Strafe zahlen, weil sie zu einem Auswärtsspiel in Wolfsburg zu spät kamen. Jetzt wurde die Uhr wieder ein Thema und Walter Köberle und hat ein chinesisches Sprichwort zitiert: „Sitze am Fluss und warte auf die Leiche deines Feindes“. Nun kam sie quasi angeschwommen. Er hat dann also immer sehr genau auf die Uhr geschaut, wann die 90 Minuten letztlich vorbei sein werden. Bei uns war er fünf bis sechs Mal im Interview.
Sie waren nicht ganz alleine an diesem Abend. Sebastian Schwele hat kommentiert, Matthias Pethes hat Spielerstimmen eingesammelt…
Matthias Pethes musste wirklich Schwerstarbeit verrichten. Er ist natürlich recht oft auf dem Eis herumgelaufen, um neue Informationen zu bekommen, was dazu führte, dass manche Fans ihm zuriefen: „Du machst unser Eis kaputt“. Ich hatte das Gefühl, dass es alle eine ganze Zeit mit Humor genommen haben. Erst ungefähr zehn Minuten vor dem Bully drohte die Stimmung dann zu kippen, witzig waren die DEG-Fans, die recht schnell „Auswärtssieg“ skandierten – sie kannten die Regeln wohl recht gut.
Letztlich ging ja aber alles noch gut aus. Herr Leopold, was hat man als Moderator für Gefühle in einer solchen Situation. Ist man sich bewusst, dass man vielleicht gerade TV-Geschichte schreibt, sieht man wirklich alles locker?
Für mich war das schon ein humoriger Abend. Ich wäre aber wirklich vorsichtig, was den Begriff „TV-Geschichte“ angeht. Ich habe mich eher als Bestandteil einer nicht alltäglichen Situation gesehen. Wir haben versucht, die Zuschauer zu informieren, sind dabei sicherlich manchmal vom Hundertstel ins Tausendstel gekommen. Ich habe irgendwann von einem siebeneinhalb Stunden dauernden NHL-Spiel erzählt, das ich kommentiert habe: 2001 Philadelphia gegen Pittsburgh. Unser Experte an dem Abend war Peppi Heiß, dessen Tochter kürzlich Weltmeisterin im Curling wurde. Es war eigentlich eine nette Unterhaltung zwischen uns beiden.
Wie stehen Sie grundsätzlich zu Promoaktionen auf der Eisfläche? Es ist ja inzwischen üblich, dass in den Pausen auf der Spielfläche Gewinnspiele stattfinden oder eben Autos auffahren.
Ich habe keine Meinung dazu, das muss jeder selbst wissen. Niemand hat daran gedacht, dass der Fahrer Spikes aufzieht, wir haben ja wirklich noch gescherzt, wie gut er sein Auto im Griff hat beim Driften.
Zum Abschluss: Wie bewerten Sie die Qualität der Liga DEL allgemein? Fans haben kürzlich den Deutschen Eishockeysport symbolisch begraben – es herrscht eine gewisse Unzufriedenheit.
Ich kritisiere gewisse Strukturprobleme in der DEL. Die Liga ist aktuell zu groß. Eine 12er Liga fände ich adäquat. Außerdem würde ich nur mit acht Legionären spielen. Die Nachwuchsarbeit im Deutschen Eishockey lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Nachwuchsarbeit kostet eben immer Geld. Ich finde es aber wichtig, dass man im jungen Alter eine gute Grundausbildung bekommt – dazu braucht man aber wirklich gute Trainer. Mit 15 oder 16 sollte man also nicht mehr an der Grundausbildung arbeiten müssen, sondern sich auf Taktikschulung konzentrieren.
Besten Dank für das Interview, Herr Leopold.