Die Kino-Kritiker

«Mit dir an meiner Seite»

von
Gelingt «Hannah Montana»-Star Miley Cyrus mit einem Drama der Schritt zur ernstzunehmenden Schauspielerin?

Miley Cyrus ist zweifellos ein modernes Phänomen. Mit gerade einmal 17 Jahren kann die US-Amerikanerin bereits auf eine eigene Fernsehserie, den daraus entstandenen Kinofilm, Millionen verkaufter CDs und eine überaus erfolgreiche Autobiografie zurückblicken. Begonnen hat alles im Jahre 2006 mit ihrem hart erkämpften Engagement bei der Kinderserie «Hannah Montana», die sie schlagartig berühmt machte und ihr vor allem in den USA eine riesige (vorwiegend weibliche) Fangemeinde bescherte. Zugleich war dies auch der Ausgangspunkt ihrer nicht minder erfolgreichen Musikkarriere. Diese möchte Cyrus jedoch nach ihrem im Juni erscheinenden neuen Alben vorerst an den Nagel hängen, um sich gänzlich der Schauspielerei zu widmen. «Mir dir an meiner Seite» stellt nun den ersten Versuch der 17jährigen dar, sich abseits ihrer Erfolgsserie als ernstzunehmende Darstellerin zu etablieren. Entgegen aller Erwartungen gelingt ihr das sogar teilweise, doch hat das Drama ansonsten mit vielen anderen Problemen zu kämpfen.

Die Story des Films stammt aus der Feder des berühmten US-amerikanischen Schriftstellers Nicholas Sparks. Schon zuvor fanden einige seiner Werke wie beispielsweise «Message in a Bottle» oder «Wie ein einziger Tag» ihren Weg auf die Kinoleinwand. Das Besondere am Entstehungsprozess von «Mit dir an meiner Seite» war nun, dass Sparks parallel zum Roman auch selbst schon das Drehbuch zum Film mitentwickelte. Am Ende stellten er und sein Co-Autor Jeff Van Wie das Skript gar eher fertig als die vermeintliche Vorlage, weshalb die Bezeichnung „Literaturverfilmung“ in diesem Fall wohl nur begrenzt zutreffend ist. Nichtsdestotrotz hat Sparks in seine neue Geschichte wieder einige seiner bekannten Zutaten gepackt. Im Mittelpunkt der Handlung steht die rebellische 18jährige Ronnie (Cyrus), die den Sommer gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder (Bobby Coleman) im Strandhaus ihres Vaters (Greg Kinnear) verbringen soll. Dieser hat einige Jahre zuvor ihre Mutter (Kelly Preston) und die beiden Kinder verlassen, was ihm seine Tochter nie verziehen hat. Zeigt sich Ronnie daher zunächst wenig begeistert von dem Aufenthalt, scheint sich alles allmählich zum Besseren zu entwickeln, als sie den gutaussehenden Will (Liam Hemsworth) kennen und lieben lernt. Doch schon bald nimmt das Geschehen eine tragische Wendung.

Die Skepsis darüber, ob das schauspielerische Potenzial von Miley Cyrus einer solchen Tragik tatsächlich gewachsen ist, war groß. Aber wie bereits eingangs erwähnt, liefert der Jungstar überraschenderweise eine recht solide, wenn auch streckenweise ein wenig aufgesetzt wirkende Performance ab. Besser als ihr Filmpartner Liam Hemsworth, mit dem sie seit den Dreharbeiten auch im wahren Leben eine Beziehung führt, agiert sie zumindest allemal. Neben einem talentierten Mimen wie Greg Kinnear («Besser geht’s nicht», «Little Miss Sunshine») verblassen jedoch all ihre noch so gut gemeinten Bemühungen. Kinnear reißt in seiner Rolle als gutmütiger, melancholischer Vater von Ronnie jede Szene, in der er auftritt, an sich und gehört somit zu den wenigen Stärken des Films, der es ansonsten eher schwer hat, sein Publikum bei der Stange zu halten. So schleichen sich nach einer sogar relativ unterhaltsamen ersten Viertelstunde mit zunehmender Laufzeit immer mehr Längen ein. Die über weite Strecken wenig nachvollziehbare Entwicklung der Liebesbeziehung zwischen Ronnie und Will bremst das moderate Tempo durch eine redundante Erzählweise noch einmal merklich aus. Das Verhältnis der beiden wird immer mal wieder durch ständig gleich ablaufende Konflikte strapaziert, die nur dazu beitragen, das Geschehen unnötig in die Länge zu ziehen.

Wirkliche Langeweile kommt jedoch vor allem dadurch auf, dass man das Dargebotene schon unzählige Male anderswo (und dort meist besser) zu Gesicht bekommen hat. Den Autoren Sparks und Van Wie ist es mit fortschreitender Handlung immer weniger gelungen, der Geschichte etwas Originelles oder gar Neues hinzuzufügen. Die ohnehin sehr vorhersehbare Handlung verliert somit zweifellos noch mehr an Reiz. Und als wäre der Rückgriff auf nur allzu bekannte Genreschemata allein nicht schon bedauernswert genug, übernimmt «Mit dir an meiner Seite» darüber hinaus sogar ganze Handlungselemente aus anderen Filmen. So bedient sich das Drama zu großen Teilen bei Irwin Winklers «Das Haus am Meer» (2001), ohne jedoch annähernd dessen emotionale Wucht und Tragik zu erreichen. Aber auch davon losgelöst, schafft es das Liebesdrama nur an äußerst wenigen Stellen, eine für einen Film seines Genres essentielle emotionale Ergriffenheit beim Zuschauer hervorzurufen.

Wenigstens kann der im Vergleich zu anderen Genrevertretern ein wenig zurückgefahrene Kitschfaktor zunächst positiv hervorgehoben werden. Zwar bewegen sich einige Dialoge und Handlungselemente ab und zu an der Grenze zur Lächerlichkeit, doch allzu dick aufgetragen wird dennoch vorerst nicht. Jedoch liegt die Betonung hierbei ohne Frage auf dem Wörtchen „vorerst“. Denn mit einer einzigen Szene gegen Ende des Films schafft es Regisseurin und Spielfilmdebütantin Julie Anne Robinson, jeglichen versäumten Kitsch doppelt nachzuholen. Ein Ärgernis, das zweifellos zu vermeiden gewesen wäre.

«Mit dir an meiner Seite» ist angesichts solider (Miley Cyrus) bis ausgezeichneter (Greg Kinnear) Schauspielleistungen im Großen und Ganzen also zwar kein Totalausfall. Aufgrund der vielerorts meist schlecht zusammengeklauten Storyversatzstücke und unglaubwürdiger Figurenentwicklung bleibt das Unterfangen am Ende jedoch trotzdem eher belanglos und dürfte recht schnell wieder in Vergessenheit geraten. Ein Kinobesuch sollte daher allerhöchstens für ganz hartgesottene Miley-Cyrus- oder Nicholas Sparks-Fans von Interesse sein. Doch wenn man ehrlich ist, wurde der Film ohnehin von vornherein für keine andere als diese Zielgruppe konzipiert.

«Mit dir an meiner Seite» ist seit 29. April in vielen deutschen Kinos zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/41696
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