In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Günther Jauch nach dem gescheiterten Wechsel ins öffentlich-rechtliche Fernsehen im Jahr 2007 nun ab 2011 einen Polittalk moderieren soll.
Günther Jauch gehört zu den profiliertesten Moderatoren und Journalisten in Deutschland und ist seit 20 Jahren das wohl markanteste Sendergesicht von RTL. Von alteingesessenen Formaten der Fernsehunterhaltung wie «Wer wird Millionär?» über das Magazin «stern tv» bis hin zu neuen Konzepten à la «5 gegen Jauch» und Sondersendungen ist der Moderator beim Kölner Sender in allen möglichen Rollen zu sehen, die Topquoten einfahren und das Publikum begeistern. In der vergangenen Woche nun wurde bekannt, dass Jauch in Zukunft nicht mehr ausschließlich bei RTL zu sehen sein wird, sondern auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auftreten will.
Ab 2011 soll er im Ersten die Nachfolge des gleichnamigen Polittalks von Anne Will übernehmen - zur besten Sendezeit am Sonntagabend nach dem «Tatort». Bereits im Jahr 2007 war Jauch als Kandidat für eine Nachfolgesendung zum eingestellten Polittalk «Sabine Christiansen» vorgesehen, sagte nach mehrmonatigen Verhandlungen allerdings ab und überließ damit «Anne Will» das Feld. Wenn die ARD-Gremien der Wahl Jauchs zustimmen, wird dieser ab Herbst kommenden Jahres dann den Sendeplatz übernehmen, für den er schon 2007 vorgesehen war.
Für RTL sind die Pläne ein derber Rückschlag, denn für die politische Talkshow im Ersten würde Jauch nach über 20 Jahren die Moderation von «stern tv» abgeben. Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen wäre bei positiver Entscheidung der ARD-Gremien hingegen ein toller Coup gelungen: Der prominente, mit «Anne Will» aber quotenschwach besetzte Sendeplatz am Sonntagabend würde durch Jauch höchstwahrscheinlich eine rege Zuschauerflut erfahren. Nach Initiierung der erfolgreichen Kooperation von ARD und ProSieben beim «Eurovision Song Contest» wäre das Projekt Jauch zudem der zweite große Erfolg für das öffentlich-rechtliche Fernsehen, der statt konservativem Stillstand Wagemut und Entscheidungsfreude kommuniziert. Und schlussendlich wäre Jauch endlich wieder dort angekommen, wo er einst seine Fernsehkarriere begonnen hat. Nach langjähriger Assoziation mit dem Unterhaltungsfernsehen könnte der Moderator zudem wieder in seriöserem Gefilde Fuß fassen und seine journalistische Kompetenz schärfen. Doch noch schwebt der Konjunktiv über positiven wie negativen Auswirkungen - das letzte Wort haben jetzt die ARD-Gremien, die Jauch nach dem geplatzten Wechsel im Jahr 2007 noch enttäuscht als „Gremien voller Gremlins“ bezeichnete