Von der San Diego Comic Con, «Hellboy»-Regisseur del Toro und zweifach verfilmten Geisterbahnen.
Die 1970 erstmals veranstaltete San Diego Comic Con schwang sich die letzten Jahre zum Mekka für Geeks aller Konsorten auf. Ob Videospiele, Spielzeuge, Sammelkarten, Comics, Film oder Fernsehen: Alles was eine eingeschworene Fangemeinde aufzuweisen hat, ist auf der Comic Con aufzufinden. Insbesondere Hollywod hat sich in die zweitgrößte Convention der Welt verliebt und nutzt sie, um für Projekte mit besonders nerdigem Publikum ordentlich die Werbetrommel zu rühren. Dieses Jahr wurde unter anderem ausführlich das Marvel-Megacrossover «The Avengers» besprochen, zum dritten Mal in Folge wurde ordentlich Euphorie für «Tron Legacy» erzeugt, es wurden acht Minuten aus dem nächsten «Saw»-Film vorgeführt und Captain Jack Sparrow richtete an die Besucher der Convention eine exklusive Botschaft über seinen kommenden Film «Pirates of the Caribbean - On Stranger Tides».
Besonders interessant war für mich allerdings die Ankündigung, dass Guillermo del Toro («Hellboy», «Pans Labyrinth») eine Neuverfilmung von «Haunted Mansion» plant. In Deutschland vor allem durch den Eddie-Murphy-Film «Die Geistervilla» bekannt, handelt es sich dabei eigentlich um eine der legendärsten und meist kopierten Themenparkattraktionen der Welt: «Haunted Mansion» aus den Disney-Themenparks ist die prototypische Geisterbahn und jagte bereits Generationen von Kindern einen gewaltigen Schauer über den Rücken.
Und genau an diesem Wissen kann man erkennen, welche der Geeks, die sich in den Tiefen des Internets tummeln, sich ihren Status als in Pop- und Subkultur bewandertes Individuum verdient haben, und wer vollkommen unqualifizierte Kommentare zu den Neuigkeiten von der San Diego Comic Con abgibt. Und vor allem kann man ablesen, wer sich Artikel wirklich durchliest, und wer bereits nach Genuss der Schlagzeile seinen Kommentar in die Tasten drischt. Wenn es auf US-Filmwebsites in einem Beitrag heißt, dass del Toro der beliebten Disney-Attraktion endlich die Verfilmung schenken will, die sie verdient hat, und dass er auf gar keinen Fall die Anrufe von Eddie Murphy erwidern wird… Dann wundere ich mich, wenn jemand einen abfälligen Kommentar schreibt, in dem er sich darüber erbost, dass sich del Toro nun verkauft und eine dämliche Eddie-Murphy-Komödie neu verfilmen will. Er solle doch lieber weiter in seinem Metier bleiben.
Ja, Mensch, genau das tut er, wenn er «Haunted Mansion» vorlagengetreu adaptiert. Und wer sich dennoch einen anderen Film von dem guten Mann wünscht: Del Toro versicherte, dass er den Film produzieren wird und das Drehbuch schreibt, ob er Regie führt, ist dagegen unsicher.
Ich wäre allerdings sehr froh, wenn del Toro die Regie übernähme, da er ganz klar der richtige Mann für diesen Job ist. Del Toro ist riesiger Disneyfan und er hat eine ganz besondere Passion für besagte Themenparkattraktion. Sein visueller Stil lässt sich sehr gut mit der filigran ausgearbeiteten Geisterbahn vereinen. Und bei del Toro kann man sich zudem sicher sein, dass er die unheilvoll-gruselige Atmosphäre dieses Meilensteins der Freizeitparkgeschichte genau trifft, statt ihn erneut so sehr zu beleidigen wie es der stupide Murphy-Film tat oder aber ins andere Extrem abzurutschen und einen hohlen Splatter-Film aus dem Stoff zu machen.
Umso enttäuschter bin ich über die zahlreichen Anti-Remake-Kommentare, die ich im Internet finden musste. Sicherlich ist es recht früh, jetzt schon eine Neuverfilmung eines Stoffes anzukündigen, der erst 2003 in die Kinos kam. Allerdings ist es in einem solchen Fall nur richtig: «Die Geistervilla» mit Eddie Murphy war ein böser Fehltritt, eine Beleidigung für Fans der Attraktion. Dass man diesen Fehler ausbügelt und den Ahnungslosen Leuten da draußen jetzt einen Kinofilm präsentiert, der ihnen einen Eindruck von der echten «Haunted Mansion» verschafft, ist das beste, was dieser Bahn passieren kann. Solche Remakes sind nicht mit den ständigen 80er-Horror-Remakes zu vergleichen, die derzeit wie Pilze aus dem Boden schießen. Eigentlich ist es ja auch kein Remake, sondern eine weitere Kinoadaption einer Vorlage. Es ist ja auch nicht jeder Musketier-Film ein Remake der ersten Leinwandfassung von «Die drei Musketiere». Und davon gibt es immerhin schon Verfilmungen jeglicher Natur. Erotisch, actionreicher, peppiger, dramatischer, originalgetreu…
Von «Haunted Mansion» gibt es nur eine Kinderfilm-Blödelverfilmung. Wieso also über ein Remake schimpfen? Wenn «The Da Vinci Code» eine Sexkomödie geworden wäre, dürfte man dann auch keinen Film mehr drehen, der das korrigiert und dem Buch tonal und inhaltlich gerecht wird?