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13 Monate Sky: Probleme, Innovationen und ein Neuanfang

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Weiteres Geld aus den USA bekommt der Bezahlsender Sky, der nun auch 2011 wohl keine schwarzen Zahlen schreibt. Manuel Weis über die Probleme und Chancen des deutschen Pay-TV-Senders.

13 Monate ist das Unternehmen Sky nun alt – als man aus Premiere das neue Sky machte, sollte ab Juli 2009 alles besser werden. Der damalige Chef Mark Williams kündigte beispielsweise eine große Marketing-Kampagne an mit dem Ziel bis zum Ende 2010 2,8 bis 3 Millionen Menschen von dem Produkt überzeugt zu haben. Eine neue Welt des Entertainment versprach man. Vergangene Woche folgte nun endgültig Ernüchterung: Wieder etliche Kündigungen, die trotz zahlreicher neuer Kunden an Abowachstum verhinderten. 340 Millionen Euro sollen nun noch einmal in das Unternehmen gepumpt werden.

Es klingt alles ein bisschen wie ein erneuter Neuanfang – in der kommenden Woche wird Sky die Journalisten dann erstmals auch im neuen Sky-Gebäude in der Medienallee in Unterföhring begrüßen. Statt des alten Bürogebäudes ist nun von einem repräsentativen Bau zu hören – die ersten Mitarbeiter sollen sich dort trotz Großraumbüros wohl fühlen. Sie werden dort in den nächsten Monaten den vielleicht entscheidenden Anlauf nehmen müssen.

Fünf Faktoren gab Sky Deutschland-Boss Brian Sullivan aus – fünf Dinge, die dazu führen sollen, dass sein Sender endlich rentabel wird. Dazu gehört unter anderem auch Sky+, der digitale HD-Festplattenreciever, der sich beispielsweise ganze Serien auf einen Knopfdruck auf die Platte laden kann. Er erreicht aktuell die höchsten Beliebtheitswerte und soll deswegen noch stärker ins Zentrum rücken. Da beginnen aber auch schon die ersten Probleme. Nicht nur beim Thema HD, sondern auch hier werden von vorn herein massig Menschen außen vorgelassen. Für Kabel gibt es nämlich weder alle zehn HD-Sender noch Sky+. Das soll zwar noch in diesem Jahr anders werden, allerdings dürfte sich Sky momentan nicht in der Lage befinden, eine nicht geringe Anzahl von Menschen auszuschließen.

Branchenkenner erwarten im Übrigen eine Preissenkung von Sky+. Der Reciever ist aktuell für 250 Euro zu haben, in England bei BSkyB wird er mit neuem Abo für 50 Pfund angeboten. 250 Euro für den Reciever, das ist möglicherweise schlicht noch zu viel. Gut möglich also, dass man in einem der nächsten Angebote – wenn dann auch die Kabelvariante des Geräts erhältlich ist – Sky+ zu deutlich besseren Konditionen bekommt.

Neben Sky+ will Sullivan den Ausbau von HD massiv vorantreiben – aber auch hier gab es zuletzt Rückschritte. Einst wurden für Sommer 2010 vier neue hochauflösende Sender angekündigt, umgesetzt wurden nun nur drei. Am Freitag nehmen Sky Sport HD2, Sky Action HD und Sky Cinema Hits HD nun ihren Betrieb auf. Wer Kabelkunde ist, kann in aller Regel nichts davon sehen – nur Net Cologne bietet die neuen Sender an. Wann Kabel BW und Kabel Deutschland sich durchringen auch ihren Kunden das volle HD-Programm anzubieten, weiß niemand genau. Unitymedia dümpelt mit nur einem Kanal ganz unten im Keller.

Bleibt noch das Image von Sky – und da stellt man im Gespräch mit normalen Bürgern immer wieder fest, dass das nicht so gut ist wie es der Kanal gerne hätte. Neben „zu teuer“ und „elitär“ hört man da auch immer wieder Worte, die den schlechten Service angehen. Am Montag startete der Sender eine Kampagne zur Steigerung der Imagewerte – ob die hilft wird sich aber wohl erst Ende des Jahres belegen lassen. Nachwievor kommt es zu oft vor, dass schlecht ausgebildete Service-Mitarbeiter an der Hotline Fehler machen. Regelmäßig erreichen auch unsere Redaktion Beschwerden über falsche Smartcards (Probleme gibt es hier vor allem beim neuen Sky Multiroom, wo man in einem Haushalt zwei Reciever und zwei Karten hat) oder falsche Reciever. Hier ging Mark Williams mit dem neuen Installationsservice zwar in die richtige Richtung – weitere Schritte sollten aber folgen.

Ob Sky auf dem Markt dauerhaft eine Chance hat, wird also auch davon abhängen, wie schnell die zahlreichen Barrieren überwunden werden können. Bleibt Kabelkunden weiterhin der Zugang zu wichtigen Neuerungen verwehrt, folgen nicht noch weitere exzellente Neuerungen wie beispielsweise die iPad-Sport-App und gelingt nicht den Kundenservice noch weiter zu verbessern, dann könnte ein erfolgreiches Sky auch wirklich in weite Ferne rücken. Mit dem neuen Sky Gebäude haben auch die über 1000 Mitarbeiter noch einmal das Gefühl eines neuen Anfangs. Im neuen Zuhause muss und soll es richtig los gehen.

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