Im Gegensatz zum «Deutschen Fernsehpreis» ist es bei den amerikanischen «Emmy Awards» möglich für eine laufende Produktion jedes Jahr aufs Neue nominiert zu werden. Beide Regelungen führen zu ganz unterschiedlichen Ungerechtigkeiten, die den Shows in den vergangenen Jahren ihren Unterhaltswert raubten. In Deutschland werden seit Jahren immer wieder Formate von zweifelhaftem Inhalt und minderer Qualität geehrte, nur aus dem einzigen Grund, weil sie bisher nicht erwähnt wurden. In den USA hingegen wurden alljährlich immer wieder die gleichen Sendungen prämiert und ließen wenig Raum für Alternativen zu den allgemeinen Kritikerlieblingen. Bei der diesjährigen 62. «Emmy»-Verleihung gelang es der Academy of Television Arts & Sciences diesen Teufelskreis aufzubrechen und endlich wieder frischen Wind in die amerikanische Fernsehlandschaft und die alljährliche Veranstaltung zu bringen.
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Der Spannung des Abends war es auch dienlich, dass «Monk»-Hauptdarsteller Tony Shalhoub ebenfalls nicht ausgezeichnet wurde. Nicht weil er es nicht verdient hätte, sondern weil dessen Gewinn zu vorhersehbar gewesen wäre, handelte es sich doch um die letzte Staffel der Serie. Er wird die Nichtauszeichnung angesichts seiner drei bereits gewonnen Preise verschmerzen können. Hätte Glenn Close ihre Nominierung für «Damages» in eine Auszeichnung umgewandelt, wäre dies ebenso wenig spannend gewesen. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass die Serie bei der Academy äußerst beliebt ist. Der dritte Emmy in Folge wäre aber zu berechenbar gewesen. Viel überraschender und sympathischer war es daher, dass nach vier erfolglosen Nominierungen endlich Kyra Sedgwick für ihre Leistung in «The Closer» geehrt wurde.
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Obwohl er bei vielen Beobachtern fest auf dem Zettel stand, ging überraschend auch in diesem Jahr Neil Patrick Harris als bester Nebendarsteller leer ist. Er musste sich Eric Stonestreet, einem der Stars aus der neuen Sitcom «Modern Family», geschlagen geben.
Ganz ohne das Abräumen der üblichen Verdächtigungen kam auch die diesjährige Verleihung natürlich nicht aus. Bereits zum achten Mal nacheinander gewann Jon Stewart mit seiner «Daily Show» und sowohl «Mad Men» als beste Dramserie als auch Bryan Cranston als bester Darsteller in einer Dramaserie erhielten bereits die dritte Auszeichnung in Folge.
Diese Entscheidungen waren aufgrund der Qualität der Formate absolut berechtigt und nachvollziehbar und sorgten für ein abgerundetes Gewinnerfeld. Es muss nämlich bei einer gelungenen Preisverleihung auch große Favoriten geben, die gewinnen. Andernfalls entstehen auch in den USA bald Verhältnisse wie beim «Deutschen Fernsehpreis». Und das kann niemand ernsthaft wollen. Es kommt nur auf die richtige Dosierung an.
Die Auszeichnung von «Mad Men» war dennoch eine kleine Überraschung, denn viele Beobachter vermuteten eine finale Ehrung, der gerade beendeten Serie «Lost». Angesichts der haarsträubenden Entwicklungen in der letzten Staffel und des enttäuschenden Finales wäre diese jedoch kaum zu vertreten gewesen.
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Man wird sich daher streiten können, ob am Ende der Veranstaltung die richtigen Preisträger auf der Bühne standen. Verdient hätten es sicher die meisten der Nominierten – egal ob Außenseiter, Favorit, Neuling oder alter Hase. Doch letztendlich handelt es sich bei der Verleihung um eine Fernsehshow, die die Zuschauer unterhalten soll. Ginge es rein um die Auszeichnung der besten Leistungen könnte man die Ehrung auch in einem stillen Kämmerlein abhalten. Solange eine solche Preisvergabe derart medial präsentiert wird, muss sich die Auswahl der Gewinner immer dem Unterhaltungswert der Show unterordnen.
Die Protagonisten des Abends waren die perfekte Mischung aus strahlenden Dauergewinnern, überraschenden Außenseiten und tragischen Favoriten. So muss eine unterhaltsame Award-Show sein und so gelang es der Academy die in den vergangenen Jahren festgetretenen Wegen zu verlassen ohne die Show in ein inhaltliches Desaster wie den «Deutschen Fernsehpreis» zu verwandeln.