«Eat Pray Love»
Der US-amerikanische Regisseur und Autor Ryan Murphy hat sich bislang hauptsächlich mit seiner Arbeit für das Fernsehen einen Namen gemacht. So stammt aus seiner Feder sowohl die hochgelobte Dramaserie «Nip/Tuck - Schönheit hat ihren Preis» als auch die ab Januar 2011 endlich in Deutschland zu sehende Musicalserie «Glee». «Eat Pray Love» ist nach «Krass» (OT: «Running with Scissors») nun erst Murphys zweiter Kinofilm. Und auch diesmal hat er dabei auf einen auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman zurückgegriffen. Die überaus erfolgreiche Vorlage stammt von der ehemaligen Journalistin Elizabeth Gilbert, die in ihrem gleichnamigen Buch (das den Untertitel «Eine Frau auf der Suche nach allem quer durch Italien, Indien und Indonesien» trägt) ähnlich wie in ihrem dem Hollywoodfilm «Coyote Ugly» (2000) zu Grunde liegenden Artikel ihre eigenen Erlebnisse verarbeitet hat.
Dementsprechend trägt die Protagonistin auch ganz unverhohlen den Namen der Autorin. In der Adaption von «Eat Pray Love» wird sie dabei von niemand geringerem als Oscarpreisträgerin Julia Roberts («Pretty Woman», «Erin Brockovich») verkörpert, die nach ihrem Kurzauftritt in der Ensemble-Romanze «Valentinstag» nun mal wieder in einer Hauptrolle zu sehen ist. Als Liz führt sie zu Anfang ihres neuen Films ein scheinbar perfektes Leben. Sie hat einen attraktiven Ehemann (Billy Crudup), ein eigenes Haus und Erfolg in ihrem Job. Dennoch wird sie von Unzufriedenheit geplagt. Nachdem ihre Ehe eines Tages vor allem an ihrem Babywunsch zerbricht, wird sie auch mit dem jüngeren Theaterschauspieler David (James Franco) nicht glücklich. Und so fasst Liz den Entschluss, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen und sich auf einen Selbstfindungstrip durch Italien, Indien und Bali zu begeben. Ganz ohne Klischees und Kitsch kommt diese Reise dabei sicherlich nicht aus, doch versprechen die abwechslungsreichen Schauplätze malerische Filmbilder. Für Fans von Julia Roberts und seichter romantischer Unterhaltung sicherlich genau das Richtige.
OT: «Eat Pray Love» von Ryan Murphy; mit Julia Roberts, James Franco, Richard Jenkins, Billy Crudup und Javier Bardem.
«The Town - Stadt ohne Gnade»
US-Star Ben Affleck («Dogma», «Daredevil») ist für zahlreiche Filmkritiker seit einigen Jahren eine äußerst beliebte Zielscheibe. Unablässig wurden dem Schauspieler Ausdruckslosigkeit und fehlendes Talent bescheinigt. Bestätigung fanden diese negativen Stimmen durch Afflecks häufiges Auftauchen auf der Liste der Nominierten für die Goldene Himbeere. Ganze siebenmal befand er sich in der engeren Auswahl für den Negativpreis. Nach der Verleihung im Jahr 2004 konnte er dann schließlich gleich zwei der unrühmlichen Trophäen sein Eigen nennen. Umso mehr überraschte er seine Kritiker zwei Jahre später mit der feinfühligen Verkörperung des 50er-Jahre-«Superman»-Darstellers George Reeves in «Die Hollywood-Verschwörung», für die er bei den Filmfestspielen in Venedig sogar den Preis für den besten Darsteller einheimsen konnte. Um dies noch zu toppen, versetzte er die Filmwelt bereits im Folgejahr ein weiteres Mal in Erstaunen, als er auf einmal mit dem sehr positiv aufgenommenen Krimidrama «Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel», seinem Debüt als Regisseur, um die Ecke kam. Doch allzu plötzlich war die Offenbarung des vermeintlich versteckten Talents hinter der Kamera genau genommen nicht, gewann er doch bereits im Jahr 1998 einen Oscar für das gemeinsam mit seinem Freund Matt Damon verfasste Drehbuch zum Drama «Good Will Hunting» (1997). Kein Wunder also, dass er auch bei seinen eigenen Filmen als Co-Autor tätig wurde. So nun auch bei seiner zweiten Regiearbeit «The Town», die ebenso wie sein erster selbstinszenierter Spielfilm auf einem Roman basiert. Als Vorlage diente diesmal das Buch «Prince of Thieves» des amerikanischen Schriftstellers Chuck Hogan.
Überwiegender Schauplatz der Handlung ist das Bostoner Viertel Charlestown, das als Heimat zahlreicher Verbrecher gilt. So sind dort auch die Freunde Doug (Ben Affleck) und Jem (Jeremy Renner) groß geworden, die sich inzwischen auf professionelle und möglichst gewaltfreie Banküberfälle spezialisiert haben. Doch als der neueste Coup der beiden nicht so glatt verläuft und Jem sogar die Bankmanagerin Claire (Rebecca Hall) als Geisel nimmt, kommen Doug zunehmend Zweifel. Überließ Ben Affleck bei seinem Regiedebüt noch seinem Bruder Casey («Ocean’s Eleven», «Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford») die Hauptrolle, hat er sich dieses Mal also wieder selbst vor die Kamera gestellt. Doch betrachtet man den bisherigen, recht ansehnlichen Erfolg und das überaus positive Echo, scheint sich auch diese Entscheidung ausgezahlt zu haben. Ob sich «The Town» hierzulande ähnlich gut schlägt, werden die kommenden Wochen zeigen. Unser Kritiker Sidney Schering wird sich den Film ansehen und inhaltlich bewerten.
OT: «The Town» von Ben Affleck; mit Ben Affleck, Jon Hamm, Rebecca Hall, Jeremy Renner und Chris Cooper.
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