Hingeschaut

«X Factor»: Wenn die Technik streikt

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Zwei «X Factor»-Live-Shows gab es bei VOX schon zu sehen, bei der Technik hakt es derzeit aber noch ein wenig.

Schon in der vergangenen Woche, bei der allerersten Live-Show von «X Factor» in Deutschland, wurde deutlich, dass die Produktion noch ein paar Probleme macht. Oft zupften die Protagonisten auf der Bühne an ihren In-Ear-Kopfhörern, da diese anscheinend nicht richtig funktionierten. Besonders deutlich wurde das in Woche eins bei dem Auftritt von Enrique Iglesias, der mit der Technik offensichtlich überhaupt nicht zurechtkam. Und auch in Woche zwei wurde dieses Problem nicht gänzlich gelöst, besonders am Anfang sah man immer wieder Juroren wild an ihren Kopfhörern hantieren. Das Highlight unter den Technik-Pannen war allerdings ein anderes: Nach dem ersten Auftritt von Sänger Pino Severino wollte George Glück mit der Beurteilung beginnen, als plötzlich ein schriller Piep-Ton zu hören war, der rund 20 Sekunden andauerte. Glück unterbrach sichtlich verwirrt sein Statement und es brauchte einige Sekunden, bis der Jury klar wurde, dass es sich dabei um ein technisches Problem handelte, welches man im Anschluss versuchte zu überspielen.

Auch sonst lief nicht alles rund. Sarah Connor war beispielsweise etwas überrascht, als sie ihren ersten Kandidaten ankündigte und dabei die Kamera schon mit Vollbild auf ihr drauf war. Dass Moderator Jochen Schropp ihr offenbar andeutete, sie solle doch bitte in die Kamera gucken, merkte man an der Reaktion der Jury-Frau dann mehr als deutlich. Unangenehm aufgefallen bei Connor ist außerdem in der ersten Live-Show, dass sie immer wieder englische Sätze mit in ihre Beurteilungen und Statements einfließen ließ. Das hat in einer deutschen Unterhaltungsshow in dem Ausmaß allerdings nichts verloren, in Folge zwei ließ sie aber wieder etwas davon ab.

Der "Kampf der Juroren", wie VOX es nennt, schwankt immer zwischen einem Duell und einer harten Schlacht. Mal werden die Kandidaten von allen Jury-Mitgliedern gelobt, mal nur von dem eigenen Mentor. Überhaupt fällt auf, dass fast jeder Act, egal wie gut der Auftritt war, noch einmal ein bisschen kritisiert wird, wenn es nicht einer aus der eigenen Kategorie war. Das gibt manchmal das Gefühl, dass die Juroren immer nach einem Grund suchen, um die Acts der anderen Mentoren zu kritisieren. Dies könnte das Zusehen auf Dauer schwierig machen, stellt derzeit aber noch kein größeres Problem dar. Natürlich lebt das Format auch von dem Duell der Juroren, doch wenn ein Kandidat oder eine Gruppe besser war als ein Teilnehmer aus der eigenen Kategorie, dann sollte man das auch eingestehen können.

Die Gesangseinlagen der Kandidaten kann man mögen oder nicht, das sieht vermutlich jeder Zuschauer anders. Allerdings wird, anders als bei «Deutschland sucht den Superstar», nicht auf die Tränendrüse gedrückt und versucht, mit Geschichten rund um die Kandidaten zu punkten. Man hat bei «X Factor» das Gefühl, dass es wirklich hauptsächlich um die Stimme und die Auftritte auf der großen Bühne geht. Das macht die Show sehr sympathisch und ist eine deutliche Abgrenzung gegenüber vergleichbaren Formaten.


Überhaupt merkt man, dass VOX seine Castingshow anders platziert sehen will. Bei den verschiedenen Auftritten der Acts denkt man oft, etwas Neues zu sehen. Viele der Performances wären so bei «Deutschland sucht den Superstar» nicht vorstellbar gewesen, eventuell auch, weil sich die RTL-Show in den letzten Jahren etwas festgefahren hat. Aber auch die Gruppen tragen einen großen Teil zum Erfolg von «X Factor» bei, durch sie kommt Abwechslung in den Ablauf, stimmlich wie optisch.

Und noch ein paar Worte zu Moderator Jochen Schropp, für den die Castingshow die erste große Sendung ist, die er moderieren darf. In den ersten zwei Live-Shows hat er seine Sache dabei sehr gut gemacht. Konnte man in den Castings noch den Eindruck gewinnen, Schropp wüsste selbst manchmal nicht so genau, was er jetzt sagen soll, reagiert er auf der großen Bühne stets schnell und professionell. Die Worte fehlen ihm nicht mehr. Dabei hat sich allerdings eine andere Unsitte der Kandidaten eingeschlichen: Das ständige Betteln um Anrufe wirkt zunehmend deplatziert, vor allem wenn auch die Juroren es ständig und zu jeder Zeit wiederholen und dann noch mit Gestik und Mimik versuchen zu untermalen. Auch wenn sich dieses Gebaren längst in Castingshows eingeschlichen hat, es muss nicht sein. Der Zuschauer weiß, dass er anrufen muss und will nicht dazu gezwungen werden.

Dass in den ersten zwei Live-Shows die Gruppe LaFamille und die Sängerin Meral Al-Mer ausgeschieden sind, überrascht allerdings wenig. LaFamille hätte aufgrund schlechter Leistungen eigentlich schon im Bootcamp die Show verlassen müssen und Meral Al-Mer konnte die Distanz zwischen sich und den Zuschauern einfach nicht überwinden. Gegen Ende der zweiten Show schlich sich dann auch wieder der Fehlerteufel ein. Als die zwei letzten Acts sich noch einmal für die Entscheidungs-Auftritte bereit machten, erwähnte Sarah Connor, dass Marlon Bertzbach ihre In-Ear-Kopfhörer in der Tasche hätte und sie diese doch bitte für die finalen Performances wiederhaben möchte. George Glück redete derweil so leise, dass sich das Studio-Publikum dazu verleiten ließ, immer wieder energisch "Lauter!" zu rufen. Der Höhepunkt war dann allerdings erreicht, als bei dem Auftritt von Meral Al-Mer eine Deckenkamera herunterstürzte.

Die Sängerin, die dann letztendlich auch das Feld räumen musste, überspielte diesen Vorfall gekonnt und setzte ihre Show unverändert fort. Wahrscheinlich hätten es viele Zuschauer nicht einmal mitbekommen, wenn sie es am Ende vor dem Mikro von Jochen Schropp nicht noch einmal erwähnt hätte. Bei der Technik muss VOX bzw. die Produktionsfirma Grundy also nochmal nachbessern, denn dieses Problem kann man in den Griff bekommen – nicht so das Publikum, welches teilweise unkontrollierbar erscheint. Doch das kennt man ja schon von «Deutschland sucht den Superstar» – nur dort funktioniert es wenigstens mit der Technik.

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