Die Kino-Kritiker

«R.E.D. - Älter, härter, besser»

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Die Actionrentner erobern erneut das Kino. Nach «The Expendables» mit Stallone folgt nun die Agentenaction «R.E.D.» mit Bruce Willis, Helen Mirren und John Malkovich.

Die Rente lässt immer länger auf sich warten. Insbesondere, wenn man Actionstar ist. Nachdem Sylvester Stallone in «The Expendables» eine Biker-/Söldnertruppe durch ein Krisengebiet führte, kämpfen in «R.E.D.» pensionierte Ex-Agenten gegen eine tödliche Verschwörung. Ganz vorne mit dabei: Bruce Willis. Und im Gegensatz zu seinem Kurzauftritt in «The Expendables» verteilt er in «R.E.D.» wieder heftige Schläge und Tritte. Sofern er nicht gerade ohne zu blinzeln durch die Gegend ballert. Ganz wie in den alten Zeiten.

Der Pensionär Frank Moses (Bruce Willis) lebt ein gemütliches Vorstadtleben. Er schmückt sein Haus zu Weihnachten, flirtet schüchtern mit der für seine Pensionsschecks zuständigen Telefonistin Sarah (Mary-Louise Parker) und hält seinen Körper durch allmorgendliches Training fit. Bis eines nachts ein Exekutionskommando in sein Haus einbricht. Die Jungs machten die Rechnung aber mit dem falschen Rentner, denn Frank ist ein ehemaliger Spitzenagent der CIA. Frank kann zwar problemlos einer Ermordung im eigenen Haus entgehen, trotzdem beschließt er, sein Glück nicht unnötig herauszufordern und flieht kurzerhand nach Kansas City. Dort entführt er Sarah, da er davon überzeugt ist, dass seine unbekannten Feinde es auch auf sie abgesehen haben. Weiterhin auf der Flucht, sucht Frank zudem seinen Kollegen Joe (Morgan Freeman) auf und bittet ihn um Hilfe in diesem mysteriösen Fall. Es stellt sich heraus, dass wohl die CIA die Fäden hinter der versuchten Auslöschung Franks steckt. Im Kampf gegen die vom jungen Agenten William Cooper (Karl Urban) geleitete Agententruppe trommelt Frank seine alte Bande zusammen, unter der sich auch der Verschwörungstheoretiker Marvin (John Malkovich) befindet. Gemeinsam versuchen sie, den dunklen Machenschaften der neuen CIA-Garde auf die Schliche zu kommen.

Bei der nicht abebnenden Flut an Superheldenfilmen könnte man fast schon vergessen, dass es auch Comics ohne Cape tragende Strumpfhosenathleten gibt. Geschweige denn, dass Hollywood sich für diese Comics interessiert. Somit wird es manche Kinobesucher möglicherweise überraschen, wenn im Vorspann des neusten Actioners mit Bruce Willis das Logo vom Comicgiganten DC Comics erscheint. «R.E.D.» basiert nämlich auch einer dreiteiligen Graphic Novel aus der Feder des Autoren Warren Ellis und des Zeichners Cully Hamne. Der Kinofilm spinnt aber aufgrund seiner Laufzeit eine mehr oder minder eigenständige Geschichte auf Basis der recht kurzen Graphic-Novels und schlägt zudem einen weniger dramatischen Ton an. Stattdessen wartet die Kinofassung mit einer sehr guten Dosis Humor auf. Wie Fans der Vorlage darauf reagieren, kann man nie genau vorhersagen, zumindest der Schöpfer von «R.E.D.» äußerte sich aber bereits positiv über die tonalen Änderungen.

Von der atmosphärischen Untreue gegenüber der Vorlage abgesehen, ist der Tonfall, den «R.E.D.» anschlägt, genau richtig für einen solchen Actionfilm mit einem Ensemble im hohen Alter. Selbst ein Bruce Willis wird nicht jünger, und so kann man die explosive Action, die das Publikum von ihm erwartet, immer schwerer ohne ironische Brechung zelebrieren. In «R.E.D.» wird die richtige Konsequenz gezogen, und die Action auf eine fast schon comichafte Ebene erhöht. Nachladen mussten Hollywoods Actionhelden eh fast nie, aber welche Massen an Munition in «R.E.D.» ohne Probleme abgefeuert werden können, das ist wundervoll irrsinnig. Zugleich vermeidet es «R.E.D.», dermaßen absurde Züge anzunehmen, dass er sich nahtlos neben Filmen wie «Crank» oder «Shoot‘em Up» einreihen könnte. Statt einer Action-Farce bietet der deutsche Regisseur Robert Schwentke einen leicht ironischeren, typischen A-Hollywood-Actioner mit Topbesetzung.

Obwohl Schwentkes guter Wille spürbar ist, «R.E.D.» in eine Reihe mit Willis‘ großen Erfolgen zu stellen, fällt der neuste Film des «Flightplan»-Regisseurs aufgrund seiner Actionszenen etwas flach. Zwar wird der richtige Ton angeschlagen, und die besten Actionmomente in «R.E.D.» weisen auch genügend Bildgewalt auf, doch sie erreichen nie das richtige Tempo. Träge Schnittarbeit und eine grobschlächtige Inszenierung sorgen dafür, dass man sich von «R.E.D.» nie völlig mitgerissen fühlt und der Film, obgleich er keine überflüssigen Szenen enthält, einfach zu lang scheint.

Weshalb «R.E.D.» dennoch, zumindest für den geneigten Actionfan, einen Kinobesuch wert sein dürfte, liegt an der hervorragenden Darstellerriege. Es mag zwar ein Kritikerklischee sein, doch im Falle von «R.E.D.» bewahrheitet es sich erneut: Mit einem anderen Ensemble wäre der Film bestenfalls halb so gut. Die Chemie zwischen den Altstars stimmt, Bruce Willis zeigt wieder sichtbare und ansteckende Freude an seiner Dauerrolle, Morgan Freeman grinst sich verschmitzt durch seine leider zu kurze Leinwandzeit und die Grande Dame Helen Mirren, die wohl während der Dreharbeiten zu «Das Vermächtnis des geheimen Buches» Blut geleckt hat, fühlt sich in dieser vermeintlichen Fehlbesetzung als Actionoma pudelwohl. Mary-Louise Parker macht derweil eine vergnügliche Wandlung vom sich wehrenden Entführungsopfer zum hoch amüsierten Agentenkomplizen mit. Die zwei wahren Stars von «R.E.D.» sind aber Brian Cox, der einen schelmischen russischen Gentlemanspion gibt, und John Malkovich, der (wie könnte es anders sein) als paranoider Exzentriker der Truppe Szene für Szene die Lacher auf seiner Seite hat.

Fazit: Trotz hölzern inszenierter Actionsequenzen ist «R.E.D.» der amüsantere Rentner-Actionfilm des Kinojahres. Bruce Willis führt in der Comicadaption ein munter aufgelegtes Ensemble an, das sich nicht zu ernst nimmt und sich nicht zu viel aus seinem gehobenen Alter macht. Mit seinem treffendem Humor ist «R.E.D.» ein kleines Kinobonbon für Freunde des großen Action-Blockbusterkinos. Von wenigen Sprüchen abgesehen ist «R.E.D.» vielleicht nicht sonderlich erinnerungswürdig, für knapp zwei unterhaltsame Stunden reicht es aber allemal.

«R.E.D. - Älter, härter, besser» ist seit dem 28. Oktober in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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