Die Kritiker

«Bella Block: Das schwarze Zimmer»

von

Story


Obwohl Bella Block unter Panikattacken leidet, nimmt sie von Staatsanwalt Mehlhorn einen Auftrag an: Sie soll in Stockholm dem Immobilienmakler Gunnar Andersson auf den Zahn fühlen. Andersson war vor sieben Jahren in Hamburg wegen Mordes an seiner Frau angeklagt, musste aufgrund fehlender Beweise aber freigesprochen werden. Jetzt ist im Wansekanal jedoch die Leiche der Mutter und Ehefrau aufgetaucht - und der Verdacht gegen Andersson verhärtet sich erneut. Doch als Bella Block in Stockholm ihre Ermittlungen aufnimmt, weiß sie selbst nicht mehr genau, ob sie an die Schuld des Witwers glauben soll.

Darsteller


Hannelore Hoger («Rossini») ist Bella Block
Devid Striesow («Die Fälscher») ist Jan Martensen
Rolf Lassgård («Sturm») ist Gunnar Andersson
Antti Reini («Tatort: Tango für Borowski») ist Eric Dahlgreen
Vijessna Ferkic («Der Vorleser») ist Inken Andersson
Remo Schulze («Endlich Samstag!») ist Bo Andersson
Anna Fischer («KDD») ist Leonie Ahmendt
Hansjürgen Hürrig («Die Luftbrücke») ist Mehlhorn
Ulrike Grote («Der Dicke») ist Simone Behnke
Karin Bertling («Kommissar Wallander») ist Mutter Andersson

Kritik


Seit nunmehr 16 Jahren gehört die Reihe «Bella Block» zu den wenigen hochkarätigen Krimiformaten, die das deutsche Fernsehen nebst einer schier unendlichen Zahl an genregleichen Retortenserien hervorbringt. Weil das Format nicht an einen Ausstrahlungszyklus gebunden ist, erscheint mit «Bella Block: Das schwarze Zimmer» jetzt auch erst die 30. Episode in der über anderthalb Jahrzehnte langen Geschichte. Besonders ist auch, dass die Protagonistin Bella Block seit Neustem eigentlich gar keine Kommissarin mehr ist, sondern sich in Rente befindet - trotzdem tritt sie für ihren alten Widersacher und Freund, Staatsanwalt Mehlhorn, immer wieder in den Polizeidienst.

In der neuen Folge hat sie es mit einem Fall zu tun, an den sie sich noch lebhaft erinnern kann: Vor sieben Jahren wurde eine junge Mutter und Ehefrau umgebracht - der Verdacht fiel zwar auf den Ehemann Gunnar Andersson, doch der wurde letztlich freigesprochen. Im Wandsekanal taucht nun eine Leiche auf, die als Ulrica Andersson identifiziert werden kann. Da Staatsanwalt Mehlhorn nicht gegen einen Freigesprochenen ermitteln kann, bittet er Bella Block, nach Stockholm zu reisen, wo sich Andersson nach dem Verschwinden seiner Frau und dem zu seinen Gunsten entschiedenen Gerichtsverfahren ein neues Leben aufgebaut hat. Sein Geld verdient er als Immobilienmakler, sodass Bella Block vorgibt, ein Haus in Schweden zu suchen. Beide nähern sich langsam an und die Rentnerin zweifelt immer mehr an der Schuld Anderssons.

Gewohnt souverän verkörpert Hannelore Hoger die kühle Hanseatin Bella Block, die sich in ihrem zweiten Fall nach der Pensionierung allerdings Schwächen erlaubt: Seit einer Messerattacke leidet sie unter Panikattacken, die sie erstmals in der Reihe wirklich verletzlich wirken lassen. Auch die Annäherung an Gunnar Andersson zeigt eine menschlich-emotionale Charaktereigenschaft, die Bella Block bis dato nicht ausgezeichnet hat. Im Zusammenspiel mit Rolf Lassgård als Gunnar Andersson, dem international bekannten Charakterdarsteller und vor allem für seine Rolle als Kommissar Wallander aus den Verfilmungen der Henning Mankell-Romane hochgelobt, entwickeln beide Charaktere eine stille Tiefe, die vor der momentan so beliebten schwedischen Kulisse ihre volle Durchschlagskraft zeigt. Eine der wenigen Schwachstellen ist dann auch die Annäherung beider, die gerade anfangs übertrieben wirkt - wer erzählt einer Unbekannten schon nach fünf Minuten, dass er einst in einem Mordprozess angeklagt war?

Nichtsdestrotrotz haben Drehbuchautorin Susanne Schneider und Regisseur Rainer Kaufmann einen spannenden Krimi produziert, der sich vor allem durch psychologisch geschickte Akzente auszeichnet. Rolf Lassgård wirkt in manchen Szenen wie ein vom Leben enttäuschter Witwer, der bloß eine helfende Hand sucht, während er Gunnar Andersson in anderen Szenen nervenzehrend als kaltblütigen Mannen verkörpert, der skrupellos seine Frau umgebracht haben könnte. Bis kurz vor Filmende können weder Bella Block noch der Zuschauer wirklich einschätzen, auf welcher Seite des Gesetzes Andersson steht. Das eigentliche Ende wirkt dann zwar etwas pathetisch übereilt und allzu dramatisch, dennoch ist «Bella Block: Das schwarze Zimmer» ein mitreißender Film, der es geschafft hat, dem Format nochmals eine neue Dimension zu schenken und es dennoch wie gewohnt wagt, seelische Untiefen und Traumata zu thematisieren. Fans werden die neue Bella Block lieben, Krimiliebhaber die unkonventionelle Handlung genießen.


Das ZDF zeigt «Bella Block: Das schwarze Zimmer» am Samstag, den 13. November 2010, um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/45760
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