Pay-TV-Test

Der Pay-TV-Test: Sport1+

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Im nächsten Teil der Quotenmeter.de-Testreihe wird der kürzlich gestartete Sportsender Sport1+ beleuchtet.

Nach dem Relaunch des Deutschen Sportfernsehens zu Sport1 im April 2010 war auch ein Pay-TV-Ableger des neuen Programms angekündigt worden: Betreiber Constantin Medien wollte mit seiner Sportmarke ins Pay-TV-Geschäft – am 4. Oktober war es soweit. Sport1+ startete bei Kabel BW als Bezahlfernsehangebot, wenige Tage später auch bei den anderen Kabelnetzbetreibern Unitymedia und Kabel Deutschland. Eine Ausstrahlung über Satellit ist bisher nicht angedacht.

Exklusivausstrahlungen: Sport1+ kann schon zum Start mit diversen Exklusiv-Rechten aufwarten, die besonders Randsportarten bedienen. Ein überraschender Schachzug war der Einkauf der deutschen Rechte an der NFL, der National Football League. Zwar strahlt der Pay-TV-Sender ESPN America schon ausgiebig zahlreiche NFL-Spiele live aus, doch Sport1+ kann durch die deutschen Rechte einige NFL-Spiele mit deutschem Kommentar zeigen. Pro Woche können bis zu vier Partien der beliebtesten US-Profiliga live übertragen werden. Weiterhin sind auf dem Sender 85 Spiele der TOYOTA Handball-Bundesliga zu sehen, die sonst nur kostenpflichtig über einen Internet-Stream empfangbar sind. Die Handball-Bundesliga ist zwar auch beim Free-TV-Sender Sport1 vertreten, dort allerdings nur mit einzelnen ausgewählten Partien. Auch bei der beliebtesten europäischen Sportart hat man sich mit zahlreichen Rechten eingedeckt: Im Fußball werden Spiele aus den Wettbewerben FA-Cup, Carling Cup, Französischer Pokal und Coppa Italia gezeigt – also hauptsächlich aus europäischen Liga-Pokalwettbewerben, die vornehmlich für Freunde des westeuropäischen Spitzenfußballs interessant sind. Im Basketballbereich setzt man auf ausgewählte Partien der Beko Basketball Bundesliga, weiterhin wird ausführlich über die Basketball-EM 2011 berichtet. Ebenso wird die Eishockey-WM 2011 deutlich stärker vertreten sein als bei Sport1 im Free-TV. Sport1+ setzt also oft dort an, wo beim Muttersender kein Platz mehr im Programm ist – wenn also beispielsweise Spiele ohne deutsche Beteiligung live übertragen werden sollen. Zum weiteren Programmportfolio gehören die Motorrad-WM, das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und die Volleyball Champions League.

Programm: Abseits der Live-Spiele und der Exklusiv-Rechte füllt Sport1+ sein Programm bisher mit zahlreichen Wiederholungen und nur relativ wenigen Sendungen. Sehr oft im Programm finden sich beispielsweise Formate wie die «PS-Profis» oder «Turbo – Das Automagazin» – solche Sendungen werden meist drei- oder viermal hintereinander ausgestrahlt. Mehrmals pro Tag sind die Sport1 NEWS zu sehen – der Sender versteht sich als Informationsplattform, bei der regelmäßig und in kurzen zeitlichen Abständen über das globale Sportgeschehen berichtet werden soll. Die News dauern jeweils fünf Minuten und werden mindestens fünfmal am Tag ausgestrahlt. Leider sind diese Nachrichten zu kurz, um wirklich über das aktuelle Geschehen kompetent zu informieren; zudem wirken die Beiträge teils nur als Werbeplattform für künftige Live-Übertragungen auf dem Sender.

Selbstverständlich werden nachts keine Erotikfilmchen oder tagsüber keine Call-In-Gewinnspiele ausgestrahlt, wie dies beim Free-TV-Sender der Fall ist. Bei Simulcast-Übertragungen – also jenen Live-Sendungen, die parallel auf Sport1 und Sport1+ zu sehen sind – bleibt der Pay-TV-Sender bei längeren Werbepausen seines Free-TV-Pendants on Air und füllt teils die Zeit mit Analysen bzw. dem Live-Bild und Kommentar. Manchmal wird allerdings auch nur ein Standbild gesendet. Grundsätzlich ist Werbung auch im sonstigen Programm nicht vertreten.

Fazit: Sport1+ ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Plus an Sportarten, die Sport1 ohnehin schon zumindest marginal abdeckt. Im Klartext heißt dies, dass die meisten der bei Sport1 vertretenen Sportarten beim Pay-TV-Ableger noch mehr Sendezeit bekommen. Von der Handball-Bundesliga gibt es beispielsweise viele zusätzliche Spiele, ebenso wird dies bei der Basketball-EM und Eishockey-WM der Fall sein. Die jeweiligen Sportrechte werden also großflächiger abgedeckt als im Free-TV. Daher ist der Sender vornehmlich für richtige Fans derjenigen Sportarten geeignet, die bei Sport1 schon punktuell gezeigt werden und dort eher zu kurz kommen – insbesondere beim Handball und Basketball. Der Einkauf der NFL-Rechte erscheint zunächst als Trumpf, doch oft werden dieselben Live-Partien auch beim englischen Sender ESPN America gezeigt. Sport1+ hat also hier nur den vermeintlichen Vorteil des deutschen Kommentars, der nicht unbedingt ein Vorteil sein muss: Viele NFL-Fans dürften den englischen Originalkommentar bevorzugen. Einen richtigen Coup hätte Sport1+ mit dem Einkauf der NBA-Rechte setzen können, da diese bei ESPN America nicht vertreten sind.

Bei den Rechten könnte Sport1+ also noch nachlegen, auch wenn schon zum Start des Senders ein sehr breites Portfolio an allen Sportarten, sogar Fußball, geschaffen wurde. Insbesondere die NBA wäre interessant, aber auch Poker-Shows, die bei Sport1 durch die massiven Werbeunterbrechungen wenig unterhaltsam sind. Es muss der Rechtemarkt sondiert werden, um weitere attraktive Programme übertragen zu können. Neben den populärsten, schon vertretenen Sportarten könnte man auch auf Nischen wie eben Poker, amerikanischen Sport wie die NBA oder die NHL sowie Tischtennis, Badminton oder Wintersport sezten.

Mehr investieren muss Sport1+ auch in seine News, die mehrmals am Tag fünfminütig über das Sportgeschehen informieren sollen. Ein Armutszeugnis bei Parallelübertragungen von Sport1 und Sport1+ ist die Überbrückung von Werbung durch simple Programmtafeln oder Trailer – hier wünscht man sich immer zumindest ein Live-Bild während der Pause. Da der Sender allerdings teils den Feed anderer Anbieter übernimmt (bei der NFL beispielsweise den der amerikanischen Sender), gibt es manchmal keine andere Möglichkeit als die Trailer. Im Tagesprogramm findet sich abseits der Live-Übertragungen bisher wenig Attraktives; hier könnte man beispielsweise durch die Wiederholung von Sport1-Sendungen ohne Werbeunterbrechung punkten oder mehr eigenes Programm produzieren. Insgesamt aber kann der Sender schon in seiner Anfangszeit mit einem guten, wenn auch ausbaufähigen Portfolio die Fans zahlreicher Sportarten gewinnen und ist damit neben sportdigital.tv eine weitere brauchbare Alternative im Sportbereich – gerade in Zeiten, wo Sky eher Einsparungen plant und Rechte abgeben will, daher immer weniger attraktiv für Sportfreunde abseits des Fußballs wird.

Verfügbarkeit:


Satellit: Über Satellit (Sky) ist der Sender bisher nicht empfangbar.
Kabel: Unitymedia verfügt in NRW und Hessen über das Paket „Digital TV Allstars“ zum Preis von 15,00 Euro im Monat (53 Sender), in welchem das Programm enthalten ist. Andere Bundesländer greifen auf „Kabel Digital Home“ zurück, das für 12,90 Euro ohne und 15,90 Euro mit Empfangsgerät gebucht werden kann (35 Sender). Kabel BW speist das Programm im Paket „Mein TV – Sport & Action“ zum Preis von 4,99 Euro pro Monat ein (10 Sender).
IPTV: Über Internetfernsehen ist der Sender bei Telekom Entertain vermutlich ab dem 01. Dezember empfangbar. Auf sport1.de kann zudem für 59,99 Euro ein Internet-Livestream für ein Jahr abonniert werden – allerdings kann dort die NFL aus lizenzrechtlichen Gründen nicht übertragen werden.

Das Programm ist auch jeweils in den Pay-TV-Komplettpaketen der Anbieter enthalten.

HD: In High Definition wird Sport1+ über die Kabelnetzbetreiber verbreitet. Sport1+ HD sendet bei Unitymedia für 5 Euro Aufpreis pro Monat zum Pay-TV-Paket „Digital TV Allstars“ (insgesamt 10 zusätzliche HD-Sender). Kabel Deutschland bietet den Sender ebenfalls in HD an – für 9,90 Euro zusätzlich zum Pay-TV-Paket „Kabel Digital Home“ (sechs weitere HD-Sender). Kabel BW erweitert sein HD-Paket „Mein TV HD“ am 1. Dezember um vier hochauflösende Sender, darunter auch Sport1+ HD. Das Paket wird dann 9,90 Euro pro Monat kosten und beinhaltet acht Sender.

Kurz-URL: qmde.de/45962
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