Die ehrgeizige Franzi hat die Nase voll von ihrem "rückständigen" Heimatdorf St. Maria und macht in Wien Karriere beim Film. Als sie ein Bollywood-Movie auf den Tisch bekommt, braucht sie eine idyllische und authentische Kulisse – und bietet kurz entschlossen ihre ehemalige Heimat an. Die indische Crew ist begeistert und fällt mit riesigen Cateringbussen, Lamas und erotischen Tänzerinnen in das verschlafene Bergdorf ein. Konflikte, insbesondere die zwischen Franzi und ihrem archaischen Vater und ihrer Schwester Vroni, sind vorprogrammiert.
Zwei völlig unterschiedliche Kulturen prallen aufeinander. Und dann legt sich ausgerechnet Franzis Jugendliebe Bruno mit Bollywood-Star Amit an und Produzent Sternheim droht, den Film abzubrechen...
Darsteller:
Alexandra Neldel («Die Wanderhure») ist Franzi
Sigrid Spörk («Küsse, Schüsse, Rindsrouladen») ist Bernadette
Andreas Kiendl («SOKO Kitzbühel») ist Bruno
Omar El-Saeidi («Zimtstern und Halbmond») ist Amit Singh
Murali Perumal («Aufschneider») ist Harish Singh
Thomas Heinze («Die Superbullen») ist Martin Sternheim
Kritik:
Bollywood meets Bergfilm: Die Grundidee von «Bollywood lässt Alpen glühen» hört sich grotesk an, ist aber in ihrer Essenz für eine Komödie durchaus brauchbar. Wenn Bombay auf die Steiermark trifft, bringt das einiges an Konfliktpotential mit. In St. Maria gibt es viele durchaus amüsante Kuriositäten zu sehen und Drehbuchautor Marc Terjung («Danni Lowinski») besticht hier durch einen großen Ideenreichtum, driftet jedoch in einigen Szenen deutlich in die Klamaukecke ab. Ferner baute man einige sehr melodramatische Elemente in die Dramaturgie ein, weswegen den Film leider immer wieder Klischees durchziehen. Dabei sind die „deutschen“ Kitschtöne deutlich schwerer zu ertragen als die indischen. Letztere wirken in ihrer Sentimentalität in gewisser Weise authentisch und fast schon liebenswert, während der so seichte wie unnötige Handlungsstrang um Franziska und ihre Jugendliebe Bruno sowie die daraus resultierende Lovestory sehr aufgesetzt und berechnet daherkommt.
Die Figuren der Bergdörfler werden zwar überspitzt, aber in ihren grundsätzlichen Charakterzügen überraschend realitätsnah dargestellt. Sätze wie „Für mich schauen die [Inder] alle gleich aus“ stellen etwa die hinterwäldlerischen rassistischen Tendenzen, deren sich die entsprechenden Charaktere selbst nicht explizit bewusst sind, treffend dar. Komödien erlauben einen gewissen Grad an Stereotypisierung. Und es ist spannend zu sehen, wie sich die zur Städterin gewordene Franziska diesem Umfeld anpassen muss. Die Dramaturgie schliddert niemals in die eines bescheuerten Heimatfilms. Es gab zwar schon tiefsinnigere Dialoge; allerdings auch bedeutend schlechtere.
Nahezu alles Positive hat der Film jedoch Hauptdarstellerin Alexandra Neldel und ihrer größtenteils hervorragend ausgearbeiteten Rolle zu verdanken. Neldel trägt den Film nahezu allein. Jeder Blick von ihr ist durchdacht, jede Bewegung sitzt. Wenn sie weint, geht einem das nahe. Neldels Figur sagt vor allem im zweiten Akt sehr viel Wahres über die Themen Heimat und Landleben und inszeniert die Enge, die ihren Charakter einschnürt, äußerst treffend („Die Luft hier ist super. Aber du kannst nicht atmen.“). Doch im letzten Drittel des Films siegen leider der Kitsch, die Trivialität und der Unsinn, auch wenn Plot wie Inszenierung bis dahin erstaunlich gut ausfallen. Man sieht der aufwändigen Produktion an, dass hier nicht an allen Ecken und Enden gespart wurde. Vor allem nicht am Schauspielerensemble, das nahezu vollkommen überzeugt. In diesem Sinne: Jai Ho!
Sat.1 zeigt «Bollywood lässt Alpen glühen» am Dienstag, 08. Februar 2011, um 20.15 Uhr.