Das Münchener Unternehmen ProSieben will im Sommer die Reality-Show «Die Alm» wieder beleben. Nachdem die zweite Auflage unter dem Titel «Die Burg» ein qualitatives Desaster wurde, kehrt man mit Reality á la «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» ins Fernsehen zurück.
Pro von Timo Niemeier
Im kommenden Sommer legt ProSieben seine Promi-Reality «Die Alm – Promischweiß und Edelweiß» neu auf. Wohl inspiriert vom immer größer werdenden Erfolg von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!»
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Denn mit der Programmierung macht ProSieben endlich wieder im großen Stile von sich reden. Dies war in der Vergangenheit oft nicht der Fall – mal abgesehen von den billigen Sommer-Shows und natürlich den zahlreichen Raab-Events. Und dank der Erfahrungen, die man in den vergangenen Jahren aufgrund des RTL-Dschungelcamps sammeln konnte, weiß man heute was geht – und vor allem was nicht. Die Kandidaten sollten sorgfältig ausgewählt werden, dann sind interessante Geschichten und Schlagzeilen in der Presse sicher. Endlich wird das ProSieben-Programm zum Gespräch im Büro, in der Schule und in den Boulevardmedien.
Und überhaupt, was hat ProSieben schon zu verlieren? Die vermutlich zweiwöchige Sonderprogrammierung wird dem laufenden Programm nicht schaden. Die Fallhöhe ist nicht sonderlich hoch. Auf die Quoten der laufenden Programme kann unter der Woche getrost für eine gewisse Zeit verzichtet werden. Und die Chancen, dass das Projekt «Alm» glückt, sind nicht schlecht. Die Zuschauer haben sich mittlerweile solchen Sendungen angenähert und stehen ihnen nicht abgeneigt gegenüber. Es liegt nun also beim Sender, eine gute Show zu inszenieren. Nach der Show selbst werden sich die Zuschauer wieder schnell an das normale Programm gewöhnen.
2004 zeigte «Die Alm» bereits, welches Potential in der Sendung steckt. Das Format wurde damals sogar spontan um eine Woche verlängert, weil die Quoten so gut waren. Natürlich ist die Show kein Bildungsfernsehen, aber das soll sie auch nicht sein. «Die Alm» soll Zuschauer unterhalten und im besten Falle zum Lachen und Mitfiebern bringen. Dann hat ProSieben sein Ziel schon erreicht.
Contra von Manuel Nunez Sanchez
Gehören Sie auch zu den acht Millionen Menschen, die sich im Januar regelmäßig das Dschungelcamp auf RTL angesehen haben? War auch für Sie eine Zeit lang mit das wichtigste Gesprächsthema, ob Jay Khan und Indira Weis ihre Liebesgeschichte nur medienträchtig inszenierten oder echte Gefühle eine Rolle spielten? Ja, haben Sie sich schlicht und einfach darauf
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Bereits im Jahre 2004 schickte ProSieben das Format auf Sendung und konnte damit beachtliche Quotenerfolge generieren. Nachdem die Fortsetzung «Die Burg» jedoch immer mehr an Relevanz verlor und der Sender mit erheblichen Imageproblemen zu kämpfen hatte, entschied man sich, dem Grauen ein Ende zu setzen. Bereits damals hatten die "Prominenten" ihren Titel noch weniger verdient als beim RTL-Pendant, das Geschehen entbehrte nicht nur jedem Sinn und Verstand, sondern auch den letzten Resten von Anstand und Niveau. Man setzte schlicht und einfach auf Geschmacklosigkeiten am laufenden Band, um wenigstens diesbezüglich ganz weit vorne zu stehen und für Schlagzeilen zu sorgen. Der Produktionsauswand war ein schlechter Scherz und auch die Moderatoren Sonya Kraus und Elton kamen nicht im Ansatz an den bissigen Humor von Zietlow und Bach heran.
Dies war vor weit über fünf Jahren, als der Reality-Wahn in Deutschland zwar zweifelsfrei bereits angekommen war, jedoch noch nicht derart perverse Ausmaße genommen hatte, wie man es derzeit sogar schon bei etlichen Casting-Formaten ertragen muss. Deshalb wird man in München einiges bieten müssen, um das von Fäkalien längst abgehärtete deutsche Publikum noch mitreißen zu können. Es wäre gleichwohl sicherlich wünschenswert, wenn man stattdessen der Alm eine kleine Qualitätsoffensive zukommen ließe, jedoch gibt es dafür bisher keine Anzeichen - alleine schon die Wiederbelebung einer Sendung, die bis dato wirklich für den absoluten Bodensatz an Unterhaltungsformaten stand, dürfte ein deutliches Zeichen für den von der Sendeanstalt eingeschlagenen Weg sein. Der Erfolgsdruck nach zuletzt rückläufigen Marktanteilen dürfte wohl einer der Hauptgründe für diese im ersten Moment sehr befremdlich wirkende Entscheidung sein.
Am Ende könnte man aber einen hohen Preis für zwei Wochen Erfolg zahlen, denn nicht nur das Image des Senders, welcher sich vor allem durch Spielfilme und Serien für junge Menschen profilieren kann, könnte erneuten Schaden nehmen, sondern auch das zuletzt gestiegene Ansehen von Elton. Es würde nämlich mit Sicherheit nicht wenigen Erziehungsberechtigten dieses Landes etwas sauer aufstoßen, wenn der eigene Nachwuchs ihn am Samstagmorgen ein Wissensquiz moderieren sieht, bevor er am Abend genüsslich davon berichtet, wie Kader Loth im Urin von Frederic Prinz von Anhalt badet (auch wenn das die «Burg» war). Immerhin dürfen sich ein paar ehemalige J-Promis über ein weiteres Format freuen, welches sie bei der Selbstdarstellung unterstützt. Der Zuschauer hingegen wird um weitere potenziell für gute Formate nutzbare Sendeplätze gebracht, während die Hauptzielgruppe ihr Dasein ebenso gut bei den «Wollnys» oder den «Verdachtsfälle[n]» fristen könnte.