You Are Cancelled

«The Cape»

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In den USA steht «No Ordinary Family» vor dem Aus: 2011 erwischte es mit «The Cape» ebenfalls eine Superheldenserie.

Als NBC Ende Januar 2010 den Piloten für eine neue Superheldenserie bestellte, sahen es die Fans des Genres schon kommen, dass das neue Projekt nicht lange im TV überleben wird. Heute wissen wir, dass die Vorhersagen des letzten Jahres alle wahr geworden sind: «The Cape» wurde von NBC von 13 auf 10 Episoden heruntergekürzt, nach neun Episoden abgesägt und schlussendlich online versendet, und all das bevor der Sender offiziell die Absetzung verkünden darf, die sicherlich bis zu den Upfronts im Mai auf sich warten lässt. «The Cape» ist eines der guten Beispiele, warum Nertwork Executives nicht realisieren können, dass eine ihrer Serien nicht gut genug für den TV-Markt ist und faktisch nach einer Absetzung schreit, bevor überhaupt die erste Folge über die Bildschirme flimmert. Zudem zeigte die Entwicklung der Serie vor ihrer Ausstrahlung, dass die TV-Zuschauer inzwischen ganz genau wissen, wann welche Serie auf welchem Sender floppt. Mit «The Cape» traf jeder Möchtegern-Prophet ins Schwarze - selbst NBC, wenn sie die Absicht hatten, einen neuen Flop in ihrer langen Liste von Flops hinzuzufügen.

«The Cape», die zirkusträchtige Superheldenserie eines totgeglaubten Polizisten namens Vince Faraday, der sich bereit erklärt, die Korruption und das Böse seiner Heimatstadt unter seinem Alter Ego The Cape zu vernichten, fand ihre Premiere am 9. Januar 2011 mit einer Doppelfolge, die noch recht passable Einschaltquoten einfahren konnte: 8,45 Millionen Zuschauer schalteten im Durchschnitt ein und gaben NBC Hoffnungen für wenigstens eine Woche, dass eine ihrer neuen Serien beim jungen Publikum einschlägt. Alle Hoffnungen wurden nach acht Tagen wieder begraben, als zur dritten Episode nur noch 6,2 Millionen Zuschauer einschalteten. Einen Monat später erreichte das Format sogar nur noch 4 Millionen Zuschauer. Die Serie verwandelte sich schnell vom Hoffnungsträger und Beweis, dass NBC es nach «Heroes» auch besser kann, zu einem untragbaren Flop, dessen finale Folge der Sender nicht einmal mehr im TV auszustrahlen vermochte und stattdessen auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Mit dem selben Verfahren hat es NBC auch schon im letzten Sommer ermöglicht, «Persons Unknown» äußerst schnell über die Bühne zu bringen und vergessen zu machen.

Dabei zeigten wirklich alle Anzeichen von «The Cape» auf einen vorprogrammierten Flop. Allein schon das Genre, welches NBC mit «Heroes» in einem Trümmerfeld verlassen hat und welches ABCs «No Ordinary Family» auch nicht mehr reparieren konnte. Spott kam über die Produktion, als die ersten Promobilder veröffentlicht wurden, in denen Vince als The Cape einen schwarzen Müllsack als Umhang trägt, was zu dem Glauben führte, dass «The Cape» eine Unterhaltungssendung der trashigen Sorte sein wird. Und letztlich war es das Casting von Summer Glau, welches ungewollt die Zukunft der Serie in Stein meißelte: Glau, immerhin der feuchte Traum der heutigen Nerd- und Science-Fiction-Generation, spiegelte die Angst um eine erneute verfrühte Absetzung eines jedes Serienfans wieder, nachdem ihre letzten beiden TV-Hauptrollen in «Terminator: The Sarah Connor Chronicles» (2009) und «Firefly» (2003) ebenfalls viel zu frühzeitig ihr Ende fanden. Ihre Castingnews bedeutete, dass «The Cape» faktisch schon abgesetzt war, bevor die Produktion der Serie überhaupt begonnen hatte. Und das nur, weil jeder glaubt, dass Glau den Serien, in denen sie mitwirkt, den berüchtigten "kiss of death“ gibt.

Das finale Orakel für die Absetzung sollte jedoch die Qualität der ersten beiden ausgestrahlten Episoden sein. Zu linear war die Erzählweise, in der der vergessliche Zuschauer sogar mit einer kurzen Flashbacksequenz erinnert wurde, dass Vinces soeben im Fokus stehender Erzeind Chess auch schon zehn Minuten zuvor in der Episode zu sehen war. Zu unbedeutend war die Familiensituation, in der sich Vinces Frau und Sohn befanden, nachdem er seinen angeblichen Tod fand. Zu seltsam war der Untergrundzirkus von Bankräubern, zu dem Vince im Verlaufe der Geschichte fand und die Magie der Täuschung innerhalb von zehn Minuten erlernte. Zusätzlich konnten sich viele Zuschauer nicht mit dem beabsichtigten Comiclook anfreunden, was «The Cape» am Ende am Meisten das Genick gebrochen haben dürfte. Mal ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Autoren nichts aus den Korruptionsstorys, die gewissermaßen "«The Dark Knight» Light" waren, anfangen konnten, welche die Serie und Vinces Rachefeldzug gegen Chess hätte begleiten können.

Mit dem rabiaten Ende von «The Cape» und der zu erwarteten Beendigung von «No Ordinary Family» darf sich der Freund des Genres auf eines ganz besonders gefasst machen: Superhelden in Serienform werden auf US-Networks es nicht mehr so einfach haben. NBC will es schon bald wieder versuchen (mit «Wonder Woman», welches jetzt schon Spott aus allen Seiten bekommt) und Syfy ist der nächste Sender, der sich im nächsten Jahr am comichaften Stil versuchen darf, und jetzt darf jeder persönlich für sich wetten, ob die kriminalermittelnden Superhelden in «Alphas» für mehr als eine Staffel auf Gangsterjagd gehen, oder ebenfalls wie die letzten übernatürlichen Erdlinge nach nur einem Jahr vom Programm gefegt werden.

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