RTL Undercover

«Undercover Boss» ist ein Quotenhit. Unser Praktikant hinterfragt die Logik des Formats und empfiehlt einige Unternehmen für die Sendung.

Deutschland hat zumindest erst einmal für eine Woche den neuen Doku-Superhit: Über sechs Millionen Menschen sahen am Montag die Premiere von «Undercover Boss», womit man die Einschaltquoten von «Rach, der Restauranttester» locker überflügelte. Im neuen Format, das aus Großbritannien stammt, schlüpfen Firmenchefs inkognito in die Rolle eines einfachen Arbeiters, um ihr Unternehmen auf Schwachstellen zu durchleuchten und die Stimmung ihrer Mitarbeiter einfangen zu können. In der ersten Folge wird Mika Ramm, Mitglied der Geschäftsleitung beim Tiefkühl-Heimservice «eismann», zum «Undercover Boss».

Doch stellt sich bei dem gesamten Format die grundsätzliche Logikfrage, inwiefern sich Mitarbeiter vor laufender Kamera über ihren Job beschweren sollten. Ein vernünftiger Arbeitnehmer würde so etwas nie tun – und so dürfte Mika Ramm als einfacher Arbeiter auch nur Stellungnahmen von seinen Mitarbeitern bekommen haben, die nicht weh tun und kameratauglich sind. „Undercover“ ist hier nicht wirklich etwas; und eine ehrliche Meinung bekämen die Bosse auch nur, wenn sie ihr Spiel ohne das Fernsehen durchführen würden. Nur dann wäre natürlich das Konzept einer solchen TV-Sendung hinfällig…

Doch die Zuschauer haben sich von diesem Logik-Dilemma nicht beirren lassen und trotzdem zahlreich eingeschaltet. In den nächsten Wochen warten unter anderem noch Chefs der Best-Western-Hotelkette sowie der DIXI Sanitärsysteme (!) darauf, bei ihren Mitarbeitern auf Tuchfühlung zu gehen. Dass DIXI für die Sendung zur Verfügung steht, ist schon nicht schlecht. Aber richtig lustig wäre es dann, wenn Unternehmen wie Beate Uhse oder Gazprom dabei sind. Bei einer zweiten Staffel, die es bei den Zuschauerzahlen sicher geben wird, kann ja zumindest mal dort angefragt werden.

Am interessantesten wäre es freilich, wenn RTL selbst sich mal durchleuchten ließe. Frau Schäferkordt, haben Sie Interesse? Vielleicht können Sie dann herausfinden, wo all die großartigen Ideen zu solch logischen Sendungen wie «Undercover Boss» herkommen…