Seit dem 01. April 2010 ist Peter Frey Chefredakteur des ZDF. An welchen Stellen im ZDF-Programm sind seine Einflüsse schon zu sehen? Und setzt Frey die selbstgesteckten Ziele erfolgreich um? Wir blicken auf sein erstes Jahr und in die Zukunft.
Klare Vorstellungen und präzise Ziele hatte Peter Frey schon bei seinem Amtsantritt als neuer ZDF-Chefredakteur am 01. April 2010: Damals kündigte er eine stärkere Verzahnung der diversen Magazin- und Nachrichtenredaktionen sowie eine Profilschärfung der betreffenden Sendungen an. Auch wollte Frey im Sportbereich zunehmend auch auf TV-Übertragungen setzen, die für jüngere Generationen interessant sind. Genau ein Jahr später erhält das Zweite Deutsche Fernsehen den Zuschlag für die UEFA Champions League im frei empfangbaren Fernsehen – in diesem Punkt haben das ZDF und Frey zumindest teilweise schon Wort gehalten.
Aber auch in puncto Profilschärfung der ZDF-Magazine kann der neue Chefredakteur in den ersten Monaten seiner Amtszeit schon teilweise das verwirklichen, was er angekündigt hat: Nach der Aussage, dass einige Magazine sich inhaltlich zu sehr angenähert hätten, kam im März dieses Jahres das Aus für die «ZDF.reporter», das sich zu sehr mit «Frontal 21» überschnitt. Im gleichen Zuge kündigte Frey auch eine Programmreform an, die insbesondere eine Verschiebung des «auslandsjournal» und des Doku-Sendeplatzes am Mittwochabend beinhaltete. Ab Mai werden die Änderungen in die Tat umgesetzt; zudem werden die diversen Dokus unter einer Dachmarke namens «Zoom» gebündelt. Auch die Dienstags-Dokus um 20.15 Uhr werden mit «ZDF Zeit» einen einheitlichen Titel erhalten und konzeptuell homogener ausgerichtet. Einen Vorgeschmack darauf bietet die aktuell ausgestrahlte Themenreihe „Mythos & Wahrheit“.
Erst kürzlich hat «Maybrit Illner» ein neues Design und Studio erhalten, in welchem eine große Bildschirmleinwand die auffallendste Änderung darstellt. Damit kann sich die Polit-Talkshow, zumindest erst einmal optisch, von der Konkurrenz abheben. Leider aber wird die Leinwand, die interessante wichtige Aspekte und Daten bereitstellen könnte, bisher viel zu wenig in die Diskussion eingebunden. Nicht nur Illner wird verjüngt: Ab Mai wird außerdem das Frauenmagazin «ML Mona Lisa» eine neue Moderatorin und einen neuen Anstrich bekommen, der breitere Zuschauerschichten ansprechen und gesellschaftskritischere Themen beinhalten soll. Der abgeänderte Sendungstitel «ML mona lisa. Frauen, Männer & mehr» unterstreicht den offeneren Anspruch. Auch bei der «WISO»-Redaktion gibt es Umstrukturierungen: Ab dem 01. Juli wird der 36-jährige Martin Leutke die ZDF-Wirtschaftsredaktion leiten und soll laut Frey „viel Schwung“ hineinbringen – er wird das Magazin zudem im Wechsel mit dem Moderator und bisherigen Redaktionsleiter Michael Opoczynski selbst präsentieren.
Durch die ZDF-Magazinredaktionen weht mit Chefredakteur Peter Frey also ein frischer Wind: Nicht nur hat er seine klaren Vorstellungen hinsichtlich der Profilschärfung, die er zum Amtsantritt formulierte, schon ein Jahr später teilweise in die Tat umsetzen können. Nein, er schaffte es auch, die bisherigen Änderungen sinnvoll zu gestalten: Neben den dringend notwendigen Design- und Konzeptmodifikationen einiger Magazine funktioniert auch die allmähliche Transformation des «heute-journals» von einer rein berichtenden Nachrichtensendung zu einem kritisch-analysierenden Medium. Sie wird besonders beim jüngeren Publikum mit steigenden Einschaltquoten honoriert. Die im Februar durchgeführte Designänderung unterstreicht den neuen Anspruch des «heute-journals» zunächst deutlich, auch wenn weiterhin einige Optimierungen vorgenommen werden müssten.
Peter Frey hat bisher das Gespür dafür, notwendige Modifikationen im Magazin- und Nachrichtenbereich richtig und erfolgreich umzusetzen. Er wird dem Zuschauer in diesem Jahr den Gegenentwurf zur „Flut an Talkshows, die uns die ARD servieren will“ (Zitat Frey) anbieten: Das ZDF setzt zunehmend auf Dokus und Magazine zur Talkshow-Zeit der ARD. Zudem wird es bald endlich den ersten festen Primetime-Sendeplatz um 20.15 Uhr für Blockbuster- und Hollwoodfilme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geben. Ab Mai hat dann zumindest im ZDF die Verschwendung hochwertiger Filmproduktionen auf spätabendlichen Sendeplätzen ein Ende. „Es gibt im deutschen Fernsehen keine Schutzzonen und keine programmierten Erfolge mehr“, sagte Frey kürzlich in einem FAZ-Interview. Es braucht daher jemanden, der nicht nur an wenigen Stellschrauben dreht, sondern nötige Änderungen sinnvoll umsetzt. Peter Frey scheint, nach der Beurteilung seines ersten Jahres als ZDF-Chefredakteur, der richtige Mann dafür zu sein.