Der Sommer bricht an und mit dem Ende des Mai ist das Fernsehjahr für die deutschen Sender beendet. Wer in diesem Jahr die Marktführerschaft erzielen wird stand schon seit Monaten fest. Mindestens genauso auffällig ist, in welchem Maße die Sender hinter RTL an Marktanteilen verloren. Für zahlreiche Stationen hagelte es Negativrekorde, die bis ins letzte Jahrtausend zurückreichen. Quotenmeter.de hat die Ergebnisse des Monats Mai und des gesamten Fernsehjahres.
Alle Zuschauer (Mai 2011)
Es ging noch einmal aufwärts für RTL, das auch im Mai den Spitzenplatz belegte. Mit 14,9 Prozent Marktanteil konnte der Kölner Sender nicht nur die Konkurrenz auf weitem Abstand halten, sondern auch sein Vormonatsergebnis um 0,3 Prozentpunkte übertreffen. An zweiter Position folgte Das Erste, das sich ebenfalls verbessern konnte. Nach 12,6 Prozent im April wurden nun 12,8 Prozent Marktanteil gemessen. Beide Sender erlebten im Vergleich zu ihrem Jahresschnitt einen äußerst erfolgreichen Monat.
Das lässt sich von den direkten Verfolgern nicht behaupten. Zwar konnte das ZDF auch in diesem Monat den letzten Platz auf dem Treppchen für sich beanspruchen, verlor aber 0,4 Prozentpunkte auf 11,3 Prozent. Auch der Ewige Vierte Sat.1 musste nach ungewohnt gutem Vormonatsergebnis wieder Federn lassen und fiel von 10,4 Prozent auf 10,3 Prozent.
Im hinteren Feld bei allen Zuschauern ab drei Jahren verbuchte ProSieben 6,3 Prozent, noch im April holte man mit 6,4 Prozent den besten Wert seit dem Oktober des vergangenen Jahres. Verfolger VOX konnte hingegen sogar zulegen und den Abstand wieder ein bisschen schmelzen lassen. Um zwei Zehntel ging es aufwärts auf 5,7 Prozent. kabel eins blieb mit 3,8 Prozent Marktanteil stabil, RTL II reichte ein Plus von 0,1 Prozentpunkten nicht, um den letzten Platz zu verlassen. 3,6 Prozent Marktanteil wurden beim Gesamtpublikum für den Mai gemessen.
14- bis 49-Jährige (Mai 2011)
Einen ungewöhnlichen starken Quotenanstieg beim jungen Publikum erlebte Das Erste im Mai, was hauptsächlich auf die Übertragung des «Eurovision Song Contest» zurückzuführen ist. Nach den mageren 6,1 Prozent im April steigerte sich der Marktanteil auf 7,4 Prozent, den besten Wert seit den Olympischen Winterspielen im Januar 2010. Neben dem Musikwettbewerb trug aber auch der «Tatort» seinen Teil zum großen Quotenerfolg bei. Am 1. Mai erzielte die Folge "Herrenabend" einen Marktanteil von phantastischen 26,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Auch die Relegationsspiele der Fußball-Bundesliga liefen sehr erfolgreich.
Unter diesen Zuwächsen hatten besonders RTL und Sat.1 zu leiden. Während der Kölner Sender 0,4 Prozentpunkte verlor und auf 18,7 Prozent Marktanteil fiel, musste Sat.1 sogar 0,6 Prozentpunkte abgeben. Am Ende wurden 10,6 Prozent für die Münchener verzeichnet. Auch wenn ProSieben mit Blick auf die Quoten von etwa «Eurovision Total» nur wenig von seinem Anteil am «Song Contest» profitieren konnte, legte der Sender im Mai sogar auf seinen zweitbesten Wert der Saison zu. 11,9 Prozent Marktanteil wurden erzielt, besser lief es zuletzt mit 12,0 Prozent im vergangenen Oktober.
Zum ersten Mal seit November und zum ersten Mal seit September alleine fand sich das ZDF auf dem letzten Rang der acht großen Vollprogramme wieder. Nur noch 5,5 Prozent wurden bei den 14- bis 49-Jährigen erzielt. Zwar war der Monatsverlust von 0,1 Prozentpunkten eher milde, auf der anderen Seite konnte Konkurrent RTL II dank «Big Brother» aber deutlich zulegen und seinen Marktanteil von 5,4 Prozent auf 5,9 Prozent steigern. Noch besser lief es für VOX, das mit einem Plus von 0,2 Punkten auf 7,6 Prozent seinen vierten Platz gegen das Erste aufrechterhielt sowie für kabel eins, das im gleichen Maße auf 5,9 Prozent zulegte.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
Ein Gewinner, viele Verlierer. In dieser Saison hat RTL allen anderen Sendern vorgemacht, wie erfolgreiches Fernsehen funktioniert. Auch dank der Rückkehr des Dschungelcamps konnten die Kölner sich das zweite Jahr in Folge um 1,1 Prozentpunkte steigern und erarbeiteten sich mit 14,5 Prozent Marktanteil einen gewaltigen Vorsprung von dem Ersten und dem ZDF. Das Erste liegt mit 12,6 Prozent bereits deutlich dahinter und verlor zudem 0,3 Prozentpunkte. Auch das ZDF musste in diesem Fernsehjahr Quoteneinbußen hinnehmen und landete mit einem Minus von 0,2 Prozentpunkten bei 12,2 Prozent. Es war das sechste Jahr in Folge, in dem die Mainzer an Zuspruch beim TV-Publikum verloren und für beide öffentlich-rechtlichen Sender die schwächste Saison aller Zeiten.
Die Reihe der Sender, die im Rekord-Tief landeten, setzt sich auch bei den Privaten hinter RTL fort. Sat.1 fuhr mit 10,1 Prozent bei einem Verlust von 0,3 Prozentpunkten das schlechteste Ergebnis seit vier Jahren ein und hat weiterhin nicht den Hauch einer Chance, das Podest anzugreifen. ProSieben büßte gar einen halben Prozentpunkt ein und fiel auf 6,2 Prozent, den schlechtesten Wert seit den Gründerzeiten des Senders Anfang der 90er Jahre. Selbst VOX, das in den vergangenen Jahren eine durchaus positive Entwicklung zeigte, musste einen Zehntel abgeben und landete bei 5,6 Prozent.
Deutliche Verluste fuhr auch RTL II ein, das auf niedrigem Niveau noch einmal 0,3 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent verlor, ebenfalls der schlechteste Wert seit der Etablierung des Senders in den 90ern. Einzig kabel eins konnte sich RTL erwehren und seinen Vorjahresmarktanteil von 3,9 Prozent halten. Damit gab der Sender gleichzeitig die Rote Laterne an RTL II ab, die im Jahr zuvor noch beide Sender gemeinsam gehalten hatten.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich in der Zielgruppe der Privatsender. Hier konnte RTL ebenfalls um 1,1 Prozentpunkte vorlegen und ein großartiges Resultat von 19,2 Prozent Marktanteil einfahren. Bereits in der Saison 2009/10 hatte der Sender um 1,5 Punkte zulegen können. Ausnahmslos alle anderen Sender mussten in diesem Jahr teils heftige Einbußen hinnehmen, vor allem für den Zweitplatzierten ProSieben lief es alles andere als gut. 0,6 Prozentpunkte gingen in der Zielgruppe verloren, das Jahresergebnis fiel mit 11,5 Prozent so mies aus wie seit fünf Jahren nicht mehr.
Sat.1 verlor um 0,3 Prozentpunkte auf 10,7 Prozent Marktanteil, so schlecht lief es in den vergangenen zehn Jahren nie. VOX musste 0,2 Prozentpunkte abgeben und landete bei 7,6 Prozent Marktanteil. RTL II und kabel eins lösten auch in der Zielgruppe ihre Pattsituation vom Vorjahr auf, als beiden mit 6,1 Prozent abschlossen, indem kabel eins mit 0,1 Prozentpunkten den klar geringeren Verlust erlitt. RTL II verlor gar 0,4 Punkte und landete bei 5,6 Prozent - schlechtestes Ergebnis seit acht Jahren.
Besonders prekär wird die Lage langsam für die öffentlich-rechtlichen Sender, die weiter ungebremst das Interesse der jungen Zuschauer verlieren. Das Erste musste erneut 0,2 Prozentpunkte abgeben und kam auf 6,6 Prozent. Das ZDF bewegte sich mit 6,1 Prozent und einem Minus von 0,1 Punkten bereits gefährlich nahe am unteren Ende der Rangliste der großen Sender. Für beide öffentlich-rechtlichen Sender geht es damit wie schon die zehn Jahre zuvor stetig bergab, beim Ersten nur unterbrochen von Jahren mit der Fußball-Weltmeisterschaft.
Auch wenn die moralische Qualität und der Mehrwert der Sendungen dem ein oder anderen zweifelhaft erscheinen mag: RTL wird nun als Musterbeispiel dienen, an dem sich die weiteren Sender im kommenden Jahr orientieren müssen. Entgegen dem Trend kehrte der Marktführer zu seinen quotenmäßigen Hochzeiten aus den 90ern zurück und zeigte damit, dass es in einem Markt mit hunderten TV-Sendern weiterhin möglich ist, sich eine Ausnahmestellung zu erarbeiten. Wie RTL das geschafft hat, gilt es für die anderen Kanäle nun herauszufinden, um in einem Jahr nicht wieder mit rekordverdächtigen Tiefstwerten konfrontiert zu werden.