
Als Serienidee klingt dieser Plot herzlich erfrischend – man hat genügend Möglichkeiten, den Charakteren einfallsreiche und dramatische Geschichten zu geben und die Autoren können sich aus einer schier unerschöpflichen Quelle von fantastischen Handlungen aus dem Mystery-Genre bedienen, um neben dem Drama auch genügend Spannung und Horror zu bieten. Im Laufe der ersten Staffel hat genau diese Formel jedoch nicht hundertprozentig funktioniert. Während es vor allem für Josh und Sally regelmäßig Handlungen gab, die ihre Charaktere vorangetrieben haben, gab es in Sachen fortlaufender Story ein gravierendes Problem: Die Geschichte rund um Aidans ehemaligen Vampirfreund Bishop (Mark Pellegrino), der sich zur Aufgabe genommen hat, die Vampire in die Öffentlichkeit zu führen, wirkt teilweise zu aufgesetzt, dann wird sich darauf nicht konzentriert, und am Ende stellt man sich als Zuschauer die Frage, ob das wirklich alles war, was die Story zu bieten hatte.

Trotzdem schafft es «Being Human» unterhaltsam genug zu sein, dass es nie langweilt. Zu verdanken ist dieser Faktor vor allem der spürbaren Chemie zwischen den drei Hauptdarstellern. Es macht Spaß den drei Monstern zuzusehen, wenn sie versuchen ihr Schicksal zu vergessen und stattdessen einfach nur leben wollen, oder wenn sie am Dinnertisch sitzen und über einem Braten die Geschichten ihres Tages analysieren. Der Humor der Serie kommt ebenfalls nicht zu kurz, auch wenn dieser immer untergeht, wenn die Autoren mit den Hauptplots beschäftigt sind (Aidan gegen Bishop, Sally und die Suche nach ihrer Tür, Joshs Werwolfproblem und was das für seine Familie bedeutet). Dankenswerterweise schließt das Finale der ersten Staffel alle großen Plots ab (auch wenn ein minimaler Cliffhanger den Spaß ein wenig ruiniert), und die Autoren haben die Möglichkeit sich zukünftig auf die guten und wichtigen Geschichten zu konzentrieren, die «Being Human» so interessant machen: drei Monster und deren Versuch, wie normale Menschen zu leben.


Auch Rebecca wurde schnell zu einem Problem der Serie. Während sie zu Beginn noch als potentielle Antagonistin galt, die das Leben von Aidan hätte verkomplizieren können, wurde sie schnell als Love Interest abgestempelt, die zusätzlich gegen ihre Vampirtriebe zu kämpfen hatte, und schlussendlich sogar die Möglichkeit ergriff, die Mutter für einen Kindesvampir zu spielen. Vergleichbar mit Aidan hatten die Autoren zu viele Ideen für Rebecca und beschlossen, alles Mögliche in den einzelnen Episoden unterzubringen. Dass dabei die interessanten Geschichten untergingen, zeigt die Story um den Nachbarsjungen Bernie, welcher von Rebecca nach einem tödlichen Autounfall zum Vampir verwandelt wird, nur um Aidan den Sinn einer Familie zurückzugeben. Statt sich die Frage zu stellen, was ein Kind über sein neues Dasein als Vampir denkt, ist Bernie nur ein Vehikel für Rebeccas Probleme und ihren Wunsch, endlich von Bishop loszukommen und mit Aidan ein neues Leben zu starten. Hier zeigt sich auch, was mit „nach einer Weile werden die interessanten Plots einfach vergessen“ gemeint war: Aidan scheint in den letzten Folgen der Staffel vergessen zu haben, dass er Bernie töten musste. Oder er vergaß einfach nur, seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

Storys wie diese zeigen, dass die Autoren die Serie nicht vollständig durchgedacht und stattdessen auf einer Episode-zu-Episode-Basis gearbeitet haben (ein kreativer Fehler, welcher die späteren «24»-Staffeln ausmacht). Das mindert den Spaß von «Being Human» und verhindert, dass eine Mythologie aufgebaut wird, die letztendlich über mehrere Staffeln hinaus wirken kann. Letztendlich war die erste Staffel nichts anderes als ein abgeschlossenes Kapitel im Leben von Aidan, Josh und Sally mit einem Anfangs-, Mittel- und Endpunkt (was durchaus positiv sein kann) – ein großes Ganzes existiert nicht, was dazu führt, dass kein Ziel existiert, was wiederum dazu führt, dass man nicht mit den Charakteren mitfiebern kann. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Autoren herausgefunden haben, wie mit zukünftigen Geschichten umzugehen ist, bevor die Charaktere auch in der zweiten Staffel ziellos umherwandern, auf der Suche nach einer normalen Existenz.