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«Doctor Who» ist wohl die weltweit einzige Serie, die das Kunststück geschafft hat, den Hauptdarsteller sogar mehrmals auszutauschen und jemand anderes dieselbe Rolle spielen zu lassen, ohne dass die Quoten einbrachen. So sahen die deutschen Zuschauer in der zweiten ProSieben-Staffel mit David Tennant bereits den zehnten Darsteller in der Rolle des Doctors. Wahrscheinlich ist es gerade die Freiheit der Darsteller, die Figur bei Übernahme ganz individuell zu gestalten statt sich ihren Vorgängern anzupassen, die das Format über bald fünf Jahrzehnte frisch hält.
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Nicht alles war gut im ersten Jahr unter Steven Moffat. Die Figuren wirkten noch nicht eingespielt, die Drehbücher der Episoden selbst - auch die aus der Feder von Moffat selbst - teilweise seltsam unkreativ. Der Handlungsbogen wurde oftmals geradezu an die Episoden angetackert statt ihn organisch in sie zu integrieren. All das wirkt nun im Jahr 2011 und der sechsten Staffel schon deutlich besser. Mit dem in den USA gedrehten zweiteiligen Auftakt, mit dem besonders BBC America auf mehr Interesse bei den US-Amerikanern stoßen wollte, wurde ein filmreifer Auftakt geschaffen, der ein hohes Tempo vorgibt, das die weiteren Folgen der Staffel gehen. Dennoch: Wer nur eine einzelne Episode antesten möchte, sollte zu "Blink" aus der dritten Staffel greifen. Dort ist der Doctor samt Begleitung zwar quasi nicht präsent, dafür ist die vom aktuellen Showrunner geschriebene Folge in Erzählung und Inszenierung ein kleines Juwel.
Auch wenn die Qualität der aktuellen Folgen viel gelobt wird, scheint vielen Briten das leichtfüßige, kurzweilige und zuweilen bis an die Schmerzgrenze des Bombasts übertriebene «Doctor Who» aus der Zeit von Russell T. Davies besser gefallen zu haben. An die Einschaltquoten seines Vorgängers kommt Moffat jedenfalls nicht mehr heran. Für das stärkste Serienvehikel im BBC-Programm neben den Soap Operas reicht es dennoch und so ist es kein Wunder, dass die mehrfach preisgekrönte Serie kürzlich für eine weitere Staffel verlängert wurde.
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Auch Kompagnon Karen Gillan als Amy Pond hob sich schnell wohltuend von ihren Vorgängerinnen ab, indem ihrer Rolle ein sehr selbstbestimmter und -bewusster Charakter gewährt wurde. Mit Amy, die bei ihrer zweiten Begegnung mit dem Doctor als sogenanntes Kissogramm arbeitet, brachte Moffat einen unterschwelligen Hauch von Sexualität in die Serie, wo zuvor höchstens kitschige Gefühlsduselei herrschte. Dadurch, dass Moffat sein Publikum um einiges ernster nahm, gerieten auch die Figuren nun deutlich realistischer. Auch bei ihren weiteren Entwicklungen wurden mutige neue Wege eingeschlagen. Amy heiratet, wird in der sechsten Staffel sogar schwanger.
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Mit der aktuellen Staffel hat Moffat sich und seinen Zuschauern noch mehr zugemutet. Ein halbes Dutzend Storybögen kreuzen sich einander in der Serie. Die Beziehung zwischen dem Doctor und River Song, das Timelord-Baby von Amy und Rory, die Entführer des Kindes, der Tod des Doctors in der Zukunft. Selbst für erfahrene Zuschauer wird es langsam zur Herausforderung, der Serie noch komplett folgen zu können. So steht zu hoffen, dass einige der Handlungsbögen mit den im Herbst kommenden restlichen Folgen der Staffel endgültig aufgelöst werden, um wieder etwas Luft zu verschaffen. Denn rückblickend muss man sowieso sagen: So gut die aktuelle Staffel sein mag - an Episodenhighlights wie "Das Mädchen im Kamin" oder "Blink", die binnen 45 Minuten ihre Charaktere etablieren, ihre Geschichten ausbreiten und kunstvoll auflösen, kommen die neuen Folgen im einzelnen einfach nicht heran.