Das ZDF will die schwachen Quoten der Soap «Herzflimmern» drehen. Passieren soll dies mit neuen Figuren - warum dennoch alles normal läuft, versucht der verantwortliche ZDF-Redakteur im Quotenmeter-Interview zu erklären.
Herr Königstein, die Bild titelt: „TV-Aus für Nova Meierheinrich“ – wie viel Wahrheit steckt in dieser Meldung um «Herzflimmern»?
Die Wahrheit ist, dass Nova Meierhenrich als Marie Egger ihre Geschichte zu Ende dreht und dann die Serie – wie auch in anderen Dailys üblich – verlässt. Die spannende Frage dabei ist: Für welchen der beiden Männer entscheidet sich Marie Egger? Die Geschichte bis hin zum Happy End wird noch bis Mitte oder Ende Oktober auf dem Schirm sein.
Und was war von Anfang an geplant? Hätte «Herzflimmern» 14 oder 15 Prozent, wäre Nova Meierhenrich doch sicher noch dabei?
Nein, diese Meldung kommt wegen der schwachen Quoten jetzt in ein komisches Fahrwasser. Die Tatsache, dass diese Geschichte jetzt endet, hat nichts mit der Qualität der erzählten Geschichten oder der Schauspieler zu tun. Ich habe vergangene Woche auch mit Nova Meierhenrich gesprochen, wir sind sehr zufrieden mit ihr und werden sie daher auch für andere Produktionen engagieren. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie unter anderem eine Rolle zum Beispiel bei den «Rosenheim Cops» übernimmt oder in einer «SOKO»-Serie auftritt. Dass Liebesgeschichten in Dailys ein Ende finden, ist etwas ganz Normales.
«Herzflimmern» läuft quotentechnisch nicht gut. Welche Fehler haben Sie erkannt?
Wir haben erkannt, dass es einfach schwierig ist, täglich am Nachmittag das Genre Medical auszustrahlen. Das ist eine große Innovation. Die Zuschauer müssen sich daran erst einmal gewöhnen und das braucht Zeit. Wir sind überzeugt von der Serie, weil sie wirklich sehr gut gemacht ist. Aber es ist auch normal, dass man vor allem zu Beginn immer wieder Änderungen an einem neuen Format vornehmen muss. Das passiert aber auch heute noch bei erfolgreichen Serien wie «GZSZ», «Verbotene Liebe» oder «Unter Uns». Eine Daily ist letztlich nie fertig in ihrer Entwicklung. Man stellt fest, dass man manche Geschichten zu breit, andere hingegen zu schnell oder zu kurz erzählt hat. Bei einer Krankenhausserie besteht immer die Gefahr, dass man zu kühl, zu technisch, zu medizinisch erzählt. Künftig soll das Menschliche wieder mehr in den Vordergrund rücken. Wir haben insgesamt nicht die Erkenntnis gewonnen, dass wir viel falsch gemacht haben – wir sind aber natürlich noch in der Entwicklung dieses Formats. Auf der anderen Seite hatten wir eine Situation wie die aktuelle noch nie.
Wie meinen Sie das?
Das ZDF hat drei Monate lang auch vormittags eine Daily in Erstausstrahlung gezeigt - «Lena – Liebe meines Lebens». Viele Zuschauer haben weiterhin 45 Minuten pro Tag eine Daily gesehen, hatten aber eben nicht die Zeit für zwei. Zudem gab es anfangs auch eine Art Boykott gegen «Herzflimmern» seitens der «Lena»-Fans, wie wir aus Foren oder Zuschauerbriefen wissen.
Wie wird sich «Herzflimmern» künftig verändern?
Es werden neue Figuren eingeführt – auch ein Vorgang, der vollkommen normal ist. Wir werden im Krankenhaus – ich nenne es ja lieber Wohlfühlklinik – bleiben. Das heißt, in der Serie wird neues medizinisches Personal auftauchen. Wir werden uns da aber etwas breiter aufstellen – und viele neue Geschichten bieten.
Neu mit dabei sein wird die 26-jährige Nina Schmieder in der Rolle der Laura. Was können Sie über die Figur sagen?
Die Figur Laura wird als Ärztin neu in der Klinik am See beginnen. Wir werden mit ihr große Emotionen und eine große Gefühligkeit erzählen. Die Zuschauer dürfen sich auf eine Liebesgeschichte mit viel Herzschmerz freuen.
Wie viele neue Figuren wird es geben?
Diese werden natürlich peu-a-peu eingeführt. Wir planen im Moment mit mehreren Neueinstiegen. So wird zum Beispiel ein charismatischer Arzt hinzu kommen, den Stephan Schill spielen wird, den die Zuschauer unter anderem aus «Rote Rosen» kennen.
Müssen neben Nova Meierhenrich und dem Mann, für den sie sich letztlich entscheidet, auch weitere Figuren gehen?
Im Laufe der Zeit werden uns weitere Figuren verlassen.
Wenn man die Foren so durchliest, dann findet man recht genau, was die Leute sich wünschen. Bemängelt wurde zum Beispiel, dass bisher ein Antagonist fehlte…
Gutes Stichwort: Wir werden eine starke Intrigantin einführen, eine Figur, welche die Boshaftigkeit perfekt verkörpert. Das kriminelle Element wird künftig eine ganz starke Rolle spielen. Ich kann verraten, dass dies mit einer Frau geschieht, die wir unmittelbar an die Klinik andocken werden. Unsere Zuschauer werden mit ihr sicherlich „viel Spaß“ haben. Die Rolle der Saskia von Hagen hat Sabine Bach übernommen, den Zuschauern bestens bekannt unter anderem aus «Traumschiff», «Rosamunde Pilcher» und der ZDF-Telenovela «Hanna - Folge deinem Herzen».
Welche Quotenziele haben Sie denn mit «Herzflimmern» noch? Bei den aktuellen Zahlen können diese ja nicht so hoch sein, auch wenn es in dieser Woche mit teilweise acht Prozent ja schon nicht mehr so dramatisch aussah, wie noch vor zwei oder drei Wochen…
Es gibt keine kritische Marke. Wir arbeiten nicht nach dem Prinzip: Wenn wir über x kommen, ist es gut, wenn wir unter x fallen, ist es schlecht. Natürlich ist es klar, dass uns die aktuellen Ergebnisse nicht zufriedenstellen. Ich beobachte aber gerade in den letzten zwei Wochen, dass wir uns trotz diverser Ausfälle wegen Olympia, Frauen-Fußball und Tour de France minimal steigern konnten.
Sie haben auch neue Autoren eingesetzt…
Es gibt in diesem Bereich immer Fluktuation. Das hängt mit der extremen Arbeitsbelastung des Teams zusammen, das pro Woche fünf 45-minütige Episoden erarbeiten muss. Das ist ein wirklich hartes Geschäft und es ist deshalb Gang und Gebe, dass die Autoren wechseln. Es ist gut, wenn man ihnen mal ein oder zwei Monate frei gibt. Es stimmt, dass wir jetzt nochmal neue Autoren zum Team hinzugefügt haben. Das liegt aber nicht daran, dass wir bestehende Autoren abziehen wollten, weil wir mit ihnen nicht zufrieden waren.
Können Sie denn versprechen, dass Sie 200 Folgen von «Herzflimmern» drehen?
Das werden wir machen. Alles weitere ist dann offen. Wir sind jetzt erst am Anfang der zweiten 100 Folgen. Im Herbst werden wir dann entscheiden müssen, ob wir die Serie ein weiteres Mal verlängern. Grundlage für diese Entscheidung ist natürlich, ob sich die Zuschauerzahlen positiv entwickeln.
Ich möchte dann auch das Programmumfeld ansprechen. Man darf nicht nur sehen, dass «Herzflimmern» schlechter läuft als «Hanna» oder «Alisa», man muss auch betrachten, dass «Topfgeldjäger» ebenfalls nicht mehr die Werte von 2010 bringt.
Natürlich spielt der Audience Flow eine wichtige Rolle. Aber wir dürfen uns das Leben auch nicht zu leicht machen und alles darauf schieben. Insgesamt kann der ZDF-Nachmittag momentan keine wirklich zufriedenstellenden Ergebnisse bescheren. Den mäßigen Erfolg unserer Daily aber jetzt auf «Topfgeldjäger» zu schieben, wäre falsch.
Danke, Herr Königstein.