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Sat.1: Harald Schmidt 'endlich zu Hause'

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Am Mittwoch präsentiert Sat.1 sein neues Programm: Eine Veranstaltung zwischen Harald Schmidt, der deutschen Serie und Vorabendproblemen.

Ganz klar: Die Highlights des vergangenen Sat.1-Jahres sind schnell gefunden. Gerne wird man sich in Unterföhring noch an «Die Säulen der Erde» erinnern: 8,10 Millionen Menschen sahen den ersten von vier Teilen, in der Zielgruppe kam die Produktion auf fast 30 Prozent. Kein Wunder, dass mit «Die Tore zur Welt» schon ein neues Mega-Event in den Startlöchern steht. Der Alex-Neldel-Film «Die Wanderhure» kam gar auf 9,75 Millionen Zuschauer – und mehr als 30 Prozent bei den Umworbenen. Ansonsten waren es vor allem Fußball-Spiele, die Sat.1 in der Reichweiten-Rangliste weit nach vorne spülten. Das Champions League-Spiel gegen Inter Mailand interessierte teilweise 9,5 Millionen Menschen.

Und dennoch gibt es im Sat.1-Programm noch massig Baustellen – Programmplätze, an denen hart gearbeitet wird und auf denen Sat.1 in der zurückliegenden Saison nur wenig vorankam. Den größten Erfolg hat der Münchner Sender sicherlich am Freitagabend zu vermelden. Dort, wo alle schon unkten, dass große Shows nach den Flops von «Yes, we can Dance» und Co. niemals funktionieren würden, schlagen sich jetzt plötzlich Produktionen wie «Die perfekte Minute» oder «Mein Mann kann» richtig gut. Es ist zu erwarten, dass Sat.1 diesen Weg in der kommenden Saison fortsetzt – beispielsweise mit dem gerade gestarteten «Ich liebe Deutschland» oder auch mit einer neuen Show namens «You Deserve it», die der Kanal vor einiger Zeit für den Herbst ankündigte.

Die Probleme von Sat.1 liegen ohnehin nicht wirklich in der Primetime. Bis auf wenige Ausnahmen – mal mittwochs mal samstags – funktionieren die Programme hier überaus ordentlich. Zu nennen sind an dieser Stelle natürlich die beiden deutschen Serienschätze «Der letzte Bulle» und «Danni Lowinski», die natürlich dazu führen, dass deutsche Fiktionproduzenten den bei Sat.1 verantwortlichen Joachim Kosack jüngst mit neuen Ideen nahezu überschwemmten. Will Sat.1 – wie von Chef Andreas Bartl angekündigt – den Montag dauerhaft mit eigenen Serien bespielen, dann müssen nun zwei neue serielle Formate her. Die würden dann im Herbst starten, denn mit Mick und Danni ist erst Anfang 2012 wieder zu rechnen.

Die Ankündigung dieser Serien ist bei der Programm-PK zu erwarten – und kommt eigentlich schon ein Jahr zu spät. Weitere große Steckenpferde der kommenden Saison: Natürlich die Dienstagsfilme und Fußball am Mittwoch. Mit Dortmund und Leverkusen hat Sat.1 nicht die ganz großen Quotenbringer im Free-TV, deshalb wird man in München intensiv hoffen, dass der FC Bayern im August die Qualifikation für die Königsklasse besteht und die Mannschaft unter Jupp Heynckes wohl drei Mal in Sat.1 gegen die besten Teams der Welt kicken wird. Wie auch die Champions League ist die Europa League in der kommenden Saison Auslaufware: Zwar gibt es für die Euro League noch keinen neuen Free-TV-Partner, angesichts des Verlusts der Champions League an das ZDF rechnet aber niemand damit, dass Sat.1 sein Engagement in europäischen Clubfußball verlängert. Ausgeschrieben werden soll die Euro-League – wie auch der DFB-Pokal, der ab Sommer 2012 frei ist – im Herbst erneut.

Der Wegfall von Fußball bringt auf Sicht aber auch Vorteile mit sich: Johannes B. Kerner darf sein Magazin am Donnerstag endlich zu einheitlicher Zeit starten. Vorbei sind die Zeiten, in denen niemand wusste, wann es genau losgeht. In fußballfreien Wochen sendet er fortan um 22.10 Uhr, läuft Fußball, weicht er auf den späteren Slot – wohl wieder gegen 23.45 Uhr. Zuvor programmiert der Münchner Sender mit «Navy CIS: L.A.» und «Hawaii Five-0» zwei starke US-Serien, die sich mit dem RTL-Line-Up duellieren werden und möglicherweise an den einst sehr erfolgreichen US-Serien-Donnerstag anknüpfen.

Das wird «Kerner» helfen – denn im dritten Jahr seines Magazins muss das Team dort beweisen, was es kann. Ausreden gibt es keine mehr und so muss die Quote unbedingt im zweistelligen Bereich landen. Ohnehin: Ab 22.15 Uhr wird es bei Sat.1 gerne mal kritisch. In der vergangenen Saison taten sich dort mehrere Formate schwer: «ErmittlungsAKTE», «Die Wochenshow», «Die Oliver Pocher Show» (23.15 Uhr), aber auch der neue Polittalk «Eins gegen Eins» mit dem Sat.1 eigentlich an die gute alte «Talk im Turm»-Tradition anknüpfen wollte. Von Erfolg war alles nicht gekrönt und so werden sich nun die Fragen stellen: Darf die «Wochenshow»-Crew weitermachen? Was passiert mit der «ErmittlungsAKTE»? Äußert man sich zum Talk «Eins gegen Eins», der bis Mitte September in der Sommerpause weilt, dann aber montags um 23.30 Uhr zurückkehrt?

Aufpolieren will Sat.1 sein Spätprogramm sicherlich mit dem spektakulärsten Neuzugang der Saison: Harald Schmidt ist wieder zu Hause – und wird zumindest anfangs somit sicherlich für viel Aufmerksamkeit sorgen. Gegenüber Quotenmeter.de verriet der Altmeister des Late-Night-Talks bereits, dass er jeweils dienstags und mittwochs um 23.15 Uhr senden werde. Gespannt wartet man also noch auf den genauen Starttag – der 6. September beispielsweise böte sich hier an.

Nicht nur Harald Schmidt ist neu bei Sat.1, auch Julia Leischik wird künftig beim Bällchensender zu sehen sein. Um sie gab es jüngst massig Gerüchte, die alle noch nicht verifizierbar sind. Bekommt sie in ihrem neuen Zuhause einen «Vermisst»-Abklatsch oder gar die langlebige (zuletzt aber sehr unerfolgreiche) Kuppelshow «Nur die Liebe zählt»? Und als wären das nicht schon genug offene Fragen, tun sich auch in der Daytime des Senders noch Fragezeichen auf.

Für 15.00 Uhr wird Sat.1 einen Ersatz für «Barbara Salesch» finden müssen: Die Entscheidung muss erst Ende des Jahres getroffen werden und dennoch wird sie zeigen, ob die Manager in Unterföhring noch an das Genre Courtshow glauben. Denn neben Salesch wackelt natürlich auch «Alexander Hold», bietet sich doch 2012 nun eine Möglichkeit auf neue Zugpferde zu setzen – und den Abstand zu RTL wieder zu verringern. Angesichts der anderen Baustellen glaubt aber kaum jemand daran, dass Sat.1 an dieser Stelle die Gefahr eingeht, sich die Finger zu verbrennen.

Priorität muss nämlich die Access Prime haben. Die erwies sich in der zurückliegenden Saison zwischen 18.00 und 20.00 Uhr nämlich als ausgewachsenes Sorgenkind. «Hand aufs Herz» wird nach rund elf Monaten im September enden – in aller Regel holte die Soap nur einstellige Zielgruppen-Marktanteile. Das ebenfalls über weite Strecken schwach gelaufene «Anna und die Liebe» wurde hingegen um eine ganze Staffel verlängert; die Telenovela mit Jeanette Biedermann gab immerhin hin und wieder noch Lebenszeichen von sich. Pilotiert für die 18.00 Uhr-Stunde wurde von Sat.1 viel – von Dokusoap bis hin zu Fiktionalerem. Man darf gespannt sein, welchen Piloten die Macher letztlich wirklich herauspicken. Gleiches gilt auch für die 19.00 Uhr-Stunde: Der etwas unglücklich platzierte Testlauf von «Schmidt & Schmitt» (gegen die Frauen-Fußball-WM) ist jedenfalls gescheitert – und somit darf die Frage gestellt werden, ob «K 11» wirklich die gesamte Saison über eine Chance erhalten wird. Die Antwort könnte ähnlich lauten wie bei «Richter Hold»: Weil der 18.00 Uhr-Slot wichtiger ist, liegt die Konzentration darauf.

Alles in allem: Viele Fragen – und so wird die Programmvorstellung von Sat.1 am Abend des 20. Juli wohl die spannendste aller Sender in dieser Saison.

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