Die Kritiker

«Downton Abbey» (Pilot)

von
Mit «Downton Abbey» startet die erfolgreiche britische Serie nun auch in Deutschland bei Sky.

Story


England, 1912: Ein Telegramm stellt das Leben der Familie Crawley auf dem idyllischen Landsitz Downton Abbey auf den Kopf. Mit der Titanic ist auch der künftige Erbe des Besitzes und Verlobte der ältesten Tochter Mary untergegangen. Und damit die Hoffnung ihres Vaters Robert, Downton in der Familie zu halten. Unter den Angestellten sorgt derweil die Ankunft des neuen Kammerdieners John Bates für Unruhe, den mit den Hausherren eine geheimnisvolle Vergangenheit verbindet.

Darsteller


Maggie Smith («Harry Potter») als Violet
Hugh Bonneville («Notting Hill») als Robert
Elizabeth McGovern («Freezing») als Cora
Penelope Wilton («Match Point») als Isobel Crawley
Jim Carter («Der goldene Kompass») als Mr. Carson
Phyllis Logan («Lovejoy») als Mrs. Hughes
Brendan Coyle («North & South») als John Bates
Joanne Froggatt («Robin Hood») als Anna
Michelle Dockery («The Turn of the Screw») als Lady Mary Crawley

Kritik


«Downton Abbey» ist eine Herausforderung: Der Zuschauer muss sich wirklich konzentrieren, wenn er sich alle der in Minutenschnelle eingeführten Hauptfiguren des großen Ensembles und gleichzeitig der Handlung folgen will, die sich so plötzlich wie unvorbereitet entfaltet, wenn die designierten Erben der Crawley-Familie beim Unglück der Titanic sterben. Dass der Pilotfilm daher noch nicht das volle Potenzial der Serie ausschöpfen mag, sei ihm verziehen: Denn «Downton Abbey» ist hervorragend inszenierte, authentische Unterhaltung für Freunde britischer Adelsgeschichten, die zuletzt mit dem mehrfach oscarprämierten Film «The King’s Speech» allerorten eine auch über Großbritannien hinausgreifende Renaissance erfuhren.

Augenfällig bei der Serie ist die bipolare Darstellung des Adels auf der einen und der Dienerschaft auf der anderen Seite. Beide bieten gleichermaßen ihre Hauptfiguren, die in der Serie eine Rolle spielen werden – und damit ist auch einer der wichtigen Aspekte von «Downton Abbey» beschrieben: die Herausarbeitung der Unterschiede zwischen den ungleich gestellten Gruppen, aber auch deren Gemeinsamkeiten und das fast symbiotische Zusammenspiel dieser Parteien, von denen die eine ohne die andere nicht existieren kann. Insofern zeigt sich schon im Pilotfilm kein herablassender, sondern respektvoller Umgang der Herren des Hauses mit ihrem Gefolge. Dieses wiederum bestimmt die Geschicke der Crawley-Familie stärker als vermutet.

Insbesondere die Lordschaft, aber auch ein Teil der Dienerschaft wie Mr. Carson, wird mit einer höchst subtilen und erfrischenden Ironie gespielt; das Schauspiel gestaltet sich in der ersten Folge teilweise minimalistisch und oft angenehm zurückhaltend, damit interessant, aber auch für den Zuschauer herausfordernd. Es ist relativ einfach, die schauspielerische Darstellung Adeliger lächerlich und übermäßig affektiert wirken zu lassen, doch «Downton Abbey» vollzieht die Gratwanderung zwischen besagter subtiler Darbietung und nötiger adeliger Arroganz oder Ausdrucksstärke meisterhaft.

Dass Kostüme und Sets sehr authentisch wirken, liegt nicht zuletzt an den hohen Summen, die der britische Sender ITV in das Format investiert hat: Jede Episode soll zirka eine Million Pfund gekostet haben. Ein Teil davon dürfte der malerisch schönen Location zukommen, in der die Serie spielt: Sie wird in der Gemeinde Highclere im englischen Hampshire gedreht. Das Highclere Castle, ein Schloss im elisabethanischen Baustil, fungiert als Sitz der Familie Crawley. Leider werden die tollen Schauplätze und Landschaftsaufnahmen im Pilotfilm zu dezent in Szene gesetzt, sodass der Zuschauer fast ausschließlich mit Innenansichten allein gelassen wird.

Die deutsche Synchronisation trägt bei vereinzelten Stimmen zu dick und plakativ auf. Dagegen schafft sie es gut, die im englischen Original vorhandenen sprachlichen Differenzen zwischen Diener- und Lordschaft ins Deutsche zu transponieren. Ein durch- und eingängiges musikalisches Thema zieht sich durch die gesamte Episode und bietet hervorragende orchestrale Kompositionen, die ideal zu der Atmosphäre des Reichen und Adeligen passen. «Downton Abbey» bietet eine interessante und visuell sowie schauspielerisch hervorragend inszenierte Geschichte, der es im Pilotfilm noch etwas an Spannung und Dramatik fehlt. Davon sollte sich der Zuschauer aber nicht abschrecken lassen: Er würde großartige Serienunterhaltung verpassen, die in den weiteren Episoden an Fahrt aufnimmt – schließlich zeichnet der oscarprämierte Drehbuchschreiber Julian Fellowes («Gosford Park») für sie verantwortlich.

Sky zeigt die Serie «Downton Abbey» ab Mittwoch, 20. Juni 2011, um 20.15 Uhr auf Sky CinemaHD und zeitversetzt auch auf SkyCinema+1 und Sky Cinema 24.

Kurz-URL: qmde.de/50900
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