First Look

«The Playboy Club»

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Quotenmeter.de liebt US-Serien - unser US-Korrespondent liefert einen Überblick über die Neustarts, die in diesen Tagen erstmals über die amerikanischen TV-Bildschirme flimmern. Heute: «The Playboy Club», der im Vorfeld ungerechtfertigterweise schon als Kopie von AMCs «Mad Men» abgestempelt wurde.

Wieder einmal ein Kritikerliebling, der mit schlechten Reichweiten abgewatscht wird.

Es ist inzwischen kein Klischee mehr, sondern traurige Gewissheit: Das amerikanische Fernsehpublikum ist einfach nicht mehr gewachsen für anspruchsvolles Networkfernsehen. In den zurückliegenden Jahren sind so gut wie alle Formate zu Grunde gegangen, welche auch nur ansatzweise den Zuschauer zum Gedankenregen verleiten wollten. «Boomtown», «Swingtown» und «Lone Star» haben es nicht gerade zu langen Lebenszeiten geschafft. Es gibt immerhin einen Grund, warum Serien wie «Mad Men» und «Breaking Bad» im Kabelfernsehen laufen, und nicht auf einem Networksender: Fordernde Stoffe auf kleineren Sendern haben nicht den Quotendruck, welchen die Networks wöchentlich haben. Das ist immerhin der Grund, warum es komplette Staffeln von «Lights Out», «Terriers» und «Rubicon» gibt – auf den Networks wären diese Serien schon nach zwei Episoden gestorben und keiner hätte die Möglichkeit gehabt, den Rest zu sehen. Mit NBCs neuer Serie «The Playboy Club» wiederholt sich die ganze Geschichte. Als Hoffnungsträger gestartet, endete die erste Folge in einem Quotensumpf und hat jetzt schon keine Chance, auf eine volle erste Staffel zu kommen. Und das, nachdem die Pilotfolge gut genug ist, um eine längere Laufzeit zu garantieren.

Willkommen in den 1960er Jahren. Das Leben könnte perfekt sein, wenn die Mafia nicht insgeheim die Stadt leiten würde. Doch Hugh Hefner hatte den Traum von einen Club, in dem gelebt werden kann, in welchem die Regeln gebrochen werden können, in welchem die Fantasien jedes Bürgers für eine Nacht wahr werden. Willkommen im Playboy Club von Chicago. Die junge Maureen (Amber Heard) ist just in Frank Sinatras geliebte Heimatstadt gezogen und arbeitet im Playboy Club als Zigarettenbunny – für die raucherhungrigen Gäste des Clubs hat sie immer eine Zigarettenschachtel übrig. Ihre allererste Schicht verwandelt sich jedoch zum Albtraum, nachdem sie Mafiaboss Bruno Bianchi in Notwehr tötete. Der attraktive Anwalt Nick Dalton (Eddie Cibrian), der faktisch von allen Bunnys Nacht über Nacht bewundert wird und Zeuge der tödlichen Tat ist, erweckt seine Beschützerinstinkte und versucht mit Maureen die Leiche verschwinden zu lassen und den Mord so gut es geht vergessen zu machen. Was bei einem – nun spurlos verschwundenen Mafiaboss – recht schwierig ist, als schon eine Nacht später die Suche nach Bianchi beginnt. Nichtsdestotrotz setzt Maureen ihre Arbeit im Club fort, und Nick bleibt weiterhin ein Womanizer unter den nicht vielen Schlüsselträgern.

«The Playboy Club» als Wannabe-«Mad Men» mit halbnackten Frauen. Nicht umsonst war die neue Serie vor ihrer Premiere ein heißes Thema in der Presse. Entweder die Kritiken konnten sich nicht von den «Mad Men»-Vergleichen losreißen, oder der Parents Television Council hat eine neue Runde seiner allseits beliebten und häufig lustigen Boykott-Tiraden gestartet. Und zu guter Letzt ist «The Playboy Club» die erste neue Hoffnung unter dem neuen Gleenblatt-Regime, mit dem NBC hofft, wieder in den Quotenhimmel zu steigen. Dass das am ersten Tag nicht funktionierte wie es sollte, ist bekannt und war auch abzusehen. Dass «The Playboy Club» es trotzdem verdient hat, von mehr Zuschauern gesehen zu werden, hat der Detailreichtum des Piloten, sowie seine 60er-Jahre-Atmosphäre bewiesen. Wie der ausführende Produzent Chad Hodge schon des Öfteren erzählen musste (um den Beschwerden von der PTC und der Frauenrechtsbewegung entgegen zu treten), ist «The Playboy Club» nicht dafür gedacht, um dem Zuschauer irgendwelche politischen Botschaften zu vermitteln. Das Publikum soll Zeuge einer glitzernden und sexy Soap sein, welche einen mit Absicht kreierten Popton mit sich trägt. Und wer jetzt immer noch eine «Mad Men»-ähnliche Serie erwartet und am Ende enttäuscht darüber ist, dass «The Playboy Club» nichts anderes als eine billige Kopie der AMC-Serie ist, der hat wohl die kompletten 42 Minuten verschlafen.

«Mad Men» und «The Playboy Club» haben nur eine Gemeinsamkeit: Sie spielen in den 60er Jahren. Damit hat es sich auch schon mit all den müden Vergleichen der Kritiker, denn die Playboy-Soap bietet mit ihrem Mix aus 60er-Jahre-Drama, ihren musikalischen Einheiten und ihrem Spaßfaktor einen interessanten Einblick in eine Welt, die durch die Aktivitäten der stadteigenen Mafia eigentlich in Angst und Schrecken leben sollte, jedoch bald von der aufsteigenden sexuellen Revolution überrascht wird. Zudem gibt die Premiere genügend Drama her, um einen interessanten Staffelverlauf zu garantieren. Da wäre unser Hauptbunny Maureen, die sicherlich einige Geheimnisse in ihren Schubfächern versteckt hat, sowie unser Hauptcharakter Nick, der vorhat zum Staatsanwalt aufzusteigen – mit seiner Vergangenheit als Handlanger der Mafia. Zusätzlich gibt es da noch den titelgebenden Playboy Club, der ebenfalls eine Handvoll Charaktere zu bieten hat: Angefangen von Bunny Brenda (Naturi Naughton), die als Playmate Karriere machen will, obwohl sie schwarz ist, endend mit Bunny Alice (Leah Renee Cudmore), die schon vor der besagten sexuellen Revolution mit eben dieser zu kämpfen hat und ein heimliches Privatleben führt. Genügend Geschichten für eine interessante Staffel also, und der Pilot wirkt nicht, als sei er überladen.

Nein, stattdessen gibt es einige Elemente, welche «The Playboy Club» als Mainstreamserie definieren und auflockern. Es ist Zigarettenrauch in der Luft, Martinis werden getrunken, Frank Sinatras „Chicago, My Hometown“ wird auf der Bühne performt, und selbst Tina Turner (natürlich nicht die echte) ist sich nicht zu schade, kurz vorbeizukommen und die Highlights ihrer Musik aus den 60ern beizusteuern. «The Playboy Club» wirkt nicht nur wie ein Nachtclub mit Partystimmung, welcher Fantasien verwirklicht, ohne überhaupt pornographisch zu wirken (selbst «Dancing with the Stars» zeigt mit seinen kurzen Kleidern mehr Haut). Im Playboy Club herrscht eine bessere Laune und fröhlichere Stimmung als in der Werbeagentur drüben in New York, was noch mal ein weiterer Faktor ist, warum «Mad Men» und «The Playboy Club» nicht vergleichbar sind.

Natürlich gibt es noch einige Probleme. Eddie Cibrians Charakter wirkt zu stereotyp, um ein waschechter Womanizer zu sein; und Amber Heard konnte als unschuldiges Mädel in einer neuen Welt nicht vollends überzeugen – was allerdings auch mit dem etwas lückenhaften Drehbuch zu tun hat. Hier und da bekamen die Charaktere nicht den nötigen Feinschliff, um den Eindruck zu erwecken, dass ihr Leben interessant ist und auch mit der Verbindung aller Geschichten gibt es Probleme. Denn es gab überhaupt keine Verbindungen. Ansonsten sollte der Zuschauer schnell in der Lage sein, «The Playboy Club» als Entertainment anzusehen, und die politisch/sozial angehauchten Momente wie die Andeutung der Zivilrechte, der Schwulenrechte, sowie die Emergenz von Bulimie als Diät als das große Ganze der Serie zu sehen. Es ist immer noch der Playboy Club im Vordergrund, und ähnlich wie in den Filmen «Studio 54» (das Verhältnis des Clubs mit seinen Gästen und Mitarbeitern) oder «Showgirls» (das Arbeitsverhältnis zwischen Bunnymother Carol-Lynne und Maureen) wird sich auch weiterhin mit den Charakteren beschäftigt und nicht mit dem Zeitgeist der 60er Jahre.

Obwohl in kreativer Hinsicht das meiste richtig gemacht wurde, ist «The Playboy Club» eine wandelnde Leiche im Programm von NBC. Ob da noch was in den nächsten Wochen zu holen ist, ist fraglich. Ob auch das andere Network-Periodendrama «Pan Am» auf ABC das gleiche Schicksal erfahren wird, ist nach dem Abschneiden von «The Playboy Club» noch wahrscheinlicher geworden, als von vorne herein schon vermutet. Hier muss man sich aber fragen, warum die Geschäftsführer der beiden Networks überhaupt denken konnten, dass das Genre ein dauerhafter Erfolg werden kann. Besonders wenn schon «Mad Men» nicht gerade ein Zuschauermagnet ist.

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