360 Grad

Baustelle Donnerstag

von
Johannes B. Kerner beendet seine Magazinsendung im Dezember. Die Gelegenheit für Harald Schmidt zur Expansion?

Harald Schmidt hat schon öfter gesagt, dass er es sich gut vorstellen könne, mehr als zwei Ausgaben seiner Late-Night-Show pro Woche herzustellen. Etwa auf einem spätabendlichen Sendeplatz am Donnerstag. Doch am Donnerstag sendete Kerner, weswegen das nicht möglich war.

Bis jetzt zumindest.

Denn dieses Hindernis ist bald aus dem Weg – die konzeptlose Magazinsendung wird am 15. Dezember beerdigt. Dadurch entsteht eine Lücke, die geschlossen werden will. Und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn sich Schmidt nicht anbieten würde, diese auch zu schließen. In seiner Show vom letzten Dienstag wurde er bereits als „der Nachfolger von Johannes B. Kerner“ angekündigt, was vielleicht auch nur halbironisch gemeint war. Schließlich, und das geben auch seine größten Kritiker mittlerweile zu, wirkt Schmidt seit der Bekanntgabe seines Senderwechsels um einiges agiler und sprüht in seiner Sendung und auch in der Vielzahl von Interviews, die er im Vorfeld der Premiere gab, vor Tatendrang. Ältere Herren nach der Midlife-Crisis wollen es eben meistens noch mal so richtig wissen.

Der Qualität des Gesamtkonzepts der «Harald Schmidt Show» könnte eine Ausweitung auf den Donnerstag gut tun. Denn bei einer richtig guten Late-Night wird die Sendung die Standleitung des Moderators zum Rest der Welt und die Show zur festen Instanz bei der Aufarbeitung des alltäglichen Wahnsinns. Wenn allerdings nur zwei Ausgaben pro Woche gesendet werden und zwischen diesen zwei Sendungen schon einmal sechs Tage liegen, lässt sich dieses Ziel freilich nur schwer erreichen. Da ist es auch nicht gerade einfach, wiederkehrende Elemente einzuführen, von der das Genre unter anderem lebt. Die «Harald Schmidt Show» unternimmt dahingehend gerade einige Versuche, etwa mit Butler Markus oder Haralds knuddeligem Plüschschäfchen. Doch bisher verlaufen sie aufgrund der langen Pause, die zwischen Mittwoch und Dienstag liegt, eher im Sande.

Worüber man sich allerdings in der Sat.1-Chefetage den Kopf zerbrechen wird, sind die Einschaltquoten, die derzeit zumindest für sich genommen keine Expansion der «Harald Schmidt Show» zulassen würden. Am Mittwoch sahen zwar fast eine Million zu, doch das ist unter anderem auf den UEFA-Vorprogrammsboost zurückzuführen. Letzten Dienstag erreichte man bei 5,1 Prozent Marktanteil nur rund 650.000 Zuschauer.

Allein auf diese Zahlen darf man sich jedoch nicht stützen. Denn auch wenn vor der Premiere in großen Tönen angekündigt wurde, dass das Quotenziel bei einer Million Zuschauern pro Sendung liege, so kann man nicht verkennen, dass die «Harald Schmidt Show» von vornherein stark nach einem Prestigeprojekt ausgesehen hat (was jedoch alles andere als ein negativer Aspekt ist). Sollten sich die Werte allerdings in nächster Zeit nicht erholen oder – noch schlimmer – die Tendenz nach unten zeigen, könnte man den Entscheidern eine gewisse Skepsis nicht übelnehmen, wenn es darum geht, Schmidt noch einen weiteren Sendeplatz im Line-Up zu geben. Auch wenn es zweifellos eine signifikante qualitative Steigerung vom bisherigen Sat.1-Donnerstagsprogramm wäre.

Mit 360 Grad schließt sich auch nächste Woche wieder der Kreis.

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