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Schon in der ersten Ausgabe vom 04. September 2011 kommt nur durch den Verzehr von stark alkoholischer Bowle gute Stimmung zwischen Minigolf-Fan Marco und seinen Auserwählten auf. Als das Dreiergespann dann in der folgenden Episode vom 11. September gemeinsam eine Disco besucht, stoßen sie vor laufender Kamera mit Tequila an. Am darauffolgenden Morgen, der am 18. September gezeigt wurde, steht dann der Sekt sogar auf dem morgendlichen Frühstückstisch. Der fröhliche Feuerwehrmann Markus bietet seinem weiblichen Besuch in der zweiten Folge Mixgetränke auf Rum-Basis mit den Worten „Wenn schon Party, dann richtig“ an. Und auch der Frohsinn auf der Karaoke-Party vom sächsischen Büroangestellten Maik (am 18. September) sowie auf dem brasilianischen Abend von Friseur Sven (02. Oktober) basiert ausschließlich auf dem Alkohol. Zumindest wird dies durch Schnitt und Auswahl der Bilder suggeriert.
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Auch bei den romantischen Picknicks von Bäcker Andi und Feuerwehrmann Markus am 18. September sowie von Maik am 16. Oktober wird Sekt angeboten. Es scheint fast so, als ob sich eine Zweisamkeit nur unter Anwesenheit von Rauschmitteln erzeugen lässt. Warum sonst muss Maik, der am 09. Oktober mit seiner Freundin Julia in der Badewanne liegt, ausgerechnet in dieser Situation eine Weinflasche öffnen? Bei ihrer Massage in der Vorwoche steht ebenfalls Sekt auf dem Beistelltisch und selbst als der schüchterne Bäcker Andi der Frau seines Herzens, die Liebe gesteht, wird dies am 02. Oktober standesgemäß vor der Kamera mit Sekt begossen.
Besonders scheint übrigens Friseur Sven den Alkohol zu lieben - auch abseits des brasilianischen Abends. Das zumindest vermitteln die gezeigten Szenen. Schon beim ersten Aufeinandertreffen der Protagonisten am 25. September wird mehrfach angestoßen und der „gute Abgang“ des Getränks gelobt. Beim Anschauen alter Kinderfotos am 09. Oktober steht dann wieder Sekt auf dem Tisch und auch beim spontanen Schnittchen-Essen im eigenen Salon kann am 16. Oktober nicht auf das obligatorische, prickelnde Genussmittel verzichtet werden. Sogar beim gemütlichen Filmabend in der achten Folge sind wieder gefüllte Sektgläser auf dem Tisch zu erkennen.
Das ist sicherlich kein neues Phänomen. Angestoßen und öffentlich getrunken wurde bei Vera Int-Veens Schwiegersöhnen bereits in den vergangenen Jahren, doch scheint der Konsum in der aktuellen Staffel noch einmal deutlich gegenüber älteren Ausgaben angestiegen zu sein. Man mag dem entgegenhalten, dass es sich bei den dokumentierten Geschehnissen stets um besondere Anlässe handeln würde, bei denen es legitim sei, einen Schluck zu trinken. Doch tatsächlich bleibt der Eindruck der Bilder zurück, dass selbst nichtige Gelegenheiten zum Verzehr von Alkohol verwendet werden. Eine Partie Boccia im heimischen Schrebergarten (gesehen bei Pferdefreund Andreas) oder das Blättern in einem Fotoalbum ist wohl kaum besonders hervorhebenswert. Sicherlich werden die Ereignisse, die auf mehrere Tage verteilt sind in der Sendung stark verdichtet, wodurch auch der Alkoholkonsum stärker hervortritt. Doch selbst wenn man all das bedenkt und sogar davon ausgeht, dass in den nicht gezeigten Momenten kein Alkohol getrunken wird, ist das Ausmaß des Verzehrs noch immer alarmierend.
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Das Trinken von Alkohol ist nun einmal nicht nur lustig und kann bei übermäßigem Verzehr zu körperlicher und psychischer Abhängigkeit führen. Auch wenn dies mittlerweile jeder zu wissen scheint, wird diese Tatsache von den meisten Heranwachsenden und Erwachsenen noch immer nicht ernst genug genommen. Sendungen wie «Schwiegertochter gesucht» sind bei der Schaffung eines Bewusstseins für die Problematik wenig hilfreich. Das ist vor allem auch vor dem Hintergrund fatal, dass der Sender hauptsächlich junge Zuschauer ansprechen möchte.
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Es bleibt daher zu hoffen, dass diese Problematik endlich erkannt und die Verherrlichung der Droge Alkohol deutlich reduziert wird. Es gibt auch eigentlich kein Argument dagegen, denn dem Unterhaltungswert der Sendung wird es wohl kaum schaden. Ein Picknick mit Orangensaft kann schließlich genauso romantisch sein. Und wenn die Kandidaten selbst nicht auf Alkohol verzichten wollen, so muss in der Endbearbeitung der Sendung darauf geachtet werden, dass er nicht eine derart übermäßige Präsenz hat.