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‚Sprachrohr verletzter Eitelkeit‘

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Rommel-Streit geht weiter: Nicht nur teamWorx-Chef Hofmann nahm noch einmal zur Kritik an dem Film Stellung – auch Anwalt Schertz äußerte sich nun.

Der Streit um den ARD-Film «Rommel» geht auch in dieser Woche weiter. Die Historikerin Cornelia Hecht, die während der Produktion beratend für teamWorx zur Verfügung stand, darf sich mittlerweile nicht mehr öffentlich äußern. Sie hatte zuvor kundgetan, der Film beinhalte gravierende Fehler, die Wissenschaft sei auf einem veralteten Stand. Die Tatsache, dass Hecht sich zu diesem Thema nun nicht mehr äußern dürfe, brachte andere Historiker auf den Plan: „Verträge, in denen Historiker zum Stillschweigen verpflichtet werden, halte ich für unvereinbar mit der Wissenschaftsfreiheit", erklärte der Historiker Hans Mommsen – übrigens erneut im Magazin Focus.

Neben Hecht kritisierte auch der Historiker Bernhard Kroener das Drehbuch des Films. Kroener arbeitet ebenfalls als Berater bei der Produktionsfirma – auch er erhielt Post von den Anwälten von teamWorx (wir berichteten). Am Montagnachmittag erklärte teamWorx-Chef Nico Hofmann, dass auch die erneuten Vorwürfe nicht haltbar seien. „Wissenschaftliche Beratung ist das Fundament unserer produzentischen Arbeit bei historischen Eventprogrammen. Auch für die Produktion «Rommel» sind über Monate hinweg alle Expertisen unseres wissenschaftlichen Beratergremiums, zu dem die besten deutschen Historiker zählen, miteingeflossen und diskutiert worden. Sachliche Auseinandersetzungen sind genau das, was wir wollen. Wir verwahren uns lediglich gegen unsachliche Unterstellungen."

Pro Hofmann argumentiert auch weiterhin Prof. Dr. Peter Steinbach, der ebenfalls für teamWorx in beratender Funktion tätig ist. „Die Vorwürfe des Focus sind absurd und beleidigend, die Rommel-Drehbücher wurden monatelang wissenschaftlich geprüft, jeder Einwand, jede Frage, jeder Verbesserungsvorschlag wird fortwährend und intensiv bedacht und mit den anderen beratenden Historikern, dem SWR und teamWorx erörtert, diskutiert und abgewogen. Ich habe seit dreißig Jahren manche Kontroverse erlebt, die der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand niemals geschadet haben“, so Steinbach, der zu Verstehen gab, das Gefühl zu haben, dass man nun ein Nachrichtenmagazin zum Sprachrohr verletzter Eitelkeit mache. „Nico Hofmann suchte immer die Diskussion über das Drehbuch. Nur so kann er geschichtspolitische Akzente setzen.“

In einer Mitteilung der Firma teamWorx äußerte sich nun auch der Medienanwalt Dr. Christian Schertz: Seiner Auffassung nach erhebe die Focus-Berichterstattung mehrere unsachgemäße Vorwürfe. „Es ging bei den rechtlichen Schritten gegen die Historikerin Dr. Cornelia Hecht nicht im Ansatz darum, die Wissenschaftsfreiheit oder kritische Stimmen zu unterdrücken. Vielmehr war es ja gerade ihre Aufgabe, als kritische Beraterin teamWorx zur Verfügung zu stehen. Im Rahmen des Beratungsvertrages war Frau Dr. Hecht, was völlig üblich ist, aber verpflichtet, sich gegenüber Dritten nicht zu Inhalten des Vertrages und internen Angelegenheiten der Produktion zu äußern“, erklärt der Jurist. Hiergegen habe sie verstoßen. Darauf bezog sich die Unterlassungserklärung, die Hecht laut Schertz auch abgegeben habe. „Ebenso unrichtig ist die Berichterstattung, wonach Frau Dr. Hecht durch eine wirksame Kündigung aus dem Team historischer Berater ausgeschieden ist. Vielmehr hatte sie ihre Beratungsleistung bereits abschließend vor geraumer Zeit erbracht,“ so Schertz.

Das letzte Wort ist wohl noch nicht gesprochen. Bis die Öffentlichkeit sich ein Bild von der Produktion machen kann, wird noch eine Weile vergehen. Der Film über Erwin Rommel, der im Auftrag des SWR entstanden ist, soll erst in einem Jahr laufen. Ulrich Tukur spielt darin die Hauptrolle.

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